Kaum ein Horrorfilm kommt mehr ohne die obligatorischen Fortsetzungen aus. Die sind zumeist nicht mehr als ein müder, unmotivierter Abklatsch des mehr oder weniger erfolgreichen Originals und werden dem zu Folge auch direkt für die DVD Auswertung abgekurbelt. Ein wunderbares Beispiel für dieses Vorgehen ist auch "Mimic", der 1997 zumindest optisch durchaus überzeugen konnte und "Hellboy" Regisseur Guillermo del Toro einem breiteren Publikum bekannt machte. Zwar die Story um eine mutierte Schabenspezies die mitten unter den Menschen lebt nicht sonderlich herausragend, aber für gruselige Unterhaltung hat es allemal gereicht. Vier Jahre später kam dann der erwartete Neuaufguss des alten Themas mit, der aber Atmosphäre noch Spannung seines Vorgängers auch nur im Ansatz erreichen konnte.
Bleibt also die Frage, warum es zwei Jahre nach dem 2. Teil noch mal eine Fortsetzung braucht? (Die Frage warum diese dann wiederum 2 weitere Jahre braucht um auch in Deutschland zu erscheinen muss ich wohl nicht extra stellen). Die Antwort fällt recht einfach aus: Jemand hat sich Gedanken gemacht. Das ist ja nun etwas was in Hollywood in letzter Zeit eher selten vorkommt und auch hier merkt man die Probleme, die diese Methode mit sich bringt noch deutlich, aber nichts desto trotz, es ist endlich mal jemandem (in diesem Fall Regisseur und Autor J.T. Petty) gelungen einer Geschichte etwas Neues abzugewinnen.
Das dabei letztlich nur so etwas wie "Das Fenster zum Hof" mit Schaben raus gekommen ist, kann man verschmerzen, denn J.T. Petty kann durchaus eine ansprechende Geschichte erzählen. Losgelöst von den Vorgängern geht es um Marvin (Karl Geary) der eines der "Judas-Brut Kinder aus Teil 1 ist und nahezu gegen alles allergisch ist. Sein Leben beschränkt sich daher auf sein Zimmer in der Wohnung seiner Mutter, mitten in einem runtergekommenen Wohnblock. Seine Schwester ist auf Drogen und er lebt alleine dafür alles und jeden mit seiner Kamera zu fotografieren. So weit so "Fenster zum Hof". Schon bald sind die ersten Toten zu beklagen und Marvin macht die Entdeckung, dass dahinter die Menschenähnlichen Schaben stecken.
Anstatt sich auf vordergründige Schockeffekte und vermeintliche Spannungsentwicklung zu verlassen erzählt J.T. Petty seine Story im Stile eines Kammerspielartigen Dramas. Die ersten 45 Minuten, der mit knapp 75 Minuten eh sehr gering bemessenen Laufzeit, spielen sich nahezu komplett in der Wohnung, bzw. in Marvins Zimmer ab. Nicht immer Klischeefrei wird die Figur des Marvin durchleuchtet und Charakterisiert, wobei es Petty gelingt den Zuschauer wirklich für seine Figur zu interessieren. Da wirken dann die weit weniger genau gezeichneten Figuren rings um die Hauptfigur herum schon arg schablonenhaft und teilweise auch überzeichnet. Egal ob die Junkie-Schwester, der geheimnisvolle "Garbageman" die Mutter oder der Cop, der Marvin zwar kein Wort glaubt aber dafür mit seiner Mutter in die Kiste steigt. Man wünscht ihnen allen, das sie nur ein wenig von der Aufmerksamkeit bekommen hätten, die der Hauptfigur gewidmet wurden, so bleiben sie schon fast lachhaft platt.
Vielleicht war es am Ende doch Angst vor dem eigenen Mut, die Petty dazu getrieben hat, den Film im letzten Drittel um nahezu 180 Grad zu drehen. Was bisher mit beschaulicher Temposteigerung vonstatten ging wird auf einmal zum gehetzten Pseudo Horrorschocker, der nicht nur die Nebenfiguren wie die Fliegen (oder doch Schaben?) sterben lässt, sondern auch mehr Fragen aufwirft als er beantwortet. Da wird der "Garbgaeman" auf einmal zum Pumpgun schwingenden Schabenkiller, Marvin zum Helden wider Willen und sämtliche Charakterzeichnung einfach achtlos über Bord geworfen. Gefilmt wurde das Ende zwar durchaus ansprechend und auch die Attacken der CGI Schaben sehen für einen Film mit doch ersichtlich beschränktem Budget erstaunlich gut aus, aber es will einfach nicht der Eindruck entstehen, dass man einen homogenen in sich funktionierenden Film sieht. Und das trifft hauptsächlich auch auf den Unterhaltungswert zu.
Da hilft es dann letztlich auch wenig, wenn Karl Geary als Marvin wirklich absolut überzeugend spielt und insbesondere in den "Charctermoments" zeigt, dass er ein durchweg begabter und talentierter Darsteller ist. Zumal seine Leistung die einzig bemerkenswerte ist. Amanda Plummer (Pulp Fiction) spielt die Mutter nahezu peinlich schlecht und B-Movie Dauergast Lance Henriksen als Garbageman zeigt mal wieder eine seiner schwächeren Leistungen, auch weil ihm in den wenigen Minuten die er zu sehen ist kaum Gelegenheit gegeben wird mehr als das zu zeigen.
Mimic 3, ist ein im Ansatz durchaus gelungener Film, der nur ein wenig konsequenter seinen einmal eingeschlagenen Weg fortgehen sollte. Die Story hat durchaus ihren Reiz, auch wenn sich Fans des ersten Mimic Teils sicherlich fragen dürfen warum der Film überhaupt als Sequel gedreht wurde. Der Ansatz stimmt also, nur an der Umsetzung und dem drastischen Rückfall in altbekanntes im finale scheitert J.T. Petty´s Film letztlich dann doch. Der Unterhaltungswert ist aber durchaus in einem gewissen Rahmen gegeben und wer ansonsten nichts in der Videothek findet, kann hier ruhigen Gewissens mal einen Blick riskieren, man darf sich nur nicht zu viel erwarten. Aber zumindest mal eine Direct-to-Video Fortsetzung die von ausgetretenen Pfaden abweicht. Das ist doch auch was.