Review

Es ist wahrlich eine Freude völlig unerwartet auf ein Kleinod zu stoßen, welches völlig zu Unrecht in den deutschen Videotheken verstaubte. Dennoch kann ich eine Enttäuschung nachvollziehen, da man aufgrund des unpassenden deutschen Titels "Die Nacht der Apocalypse" und auch des reißerischen Covers etwas völlig anderes erwartet. Man versuchte "Lady, Stay Dead" sogar als Fortsetzung zu William Lustigs "Maniac" zu vermarkten. Obendrein darf man diesen überaus spannenden Psychothriller nicht in seiner ungekürzten Fassung bewundern, wobei sich hier die Intensität noch verstärken dürfte. Terry Bourke (Vier Tage Angst, Inn of the Damned) hat mit dieser australischen B-Produktion einen kleinen Coup gelandet, eine Mischung aus knallhartem Psychoterror und einigen Slasher-Elementen. Gerade Fans des Genres sollten ihre Berührungsängste ablegen und diesem Werk zu mehr Bekanntheit verhelfen.

Jenny Nolan (Louise Howitt) will ihre kleine Schwester, die überaus erfolgeiche Sängerin und Schauspielerin Marie Coleby (Deborah Coulls) besuchen. Doch sie findet nur eine leere Villa vor, außer dem Gärtner Gordon Mason (Chard Mayward) scheint niemand da zu sein. Das plötzliche Verschwinden ihrer Schwester gibt ihr zwar zu denken, doch sie hätte nie damit gerechnet, als was für ein Psychopat sich Gordon entpuppt. Erst wenn es dunkel ist offenbart er Jenny sein wahres Gesicht, die abgelegene Villa wird zur Todesfalle. Alle Telefonleitungen sind gekappt, Jenny bleibt keine andere Wahl als sich im Haus zu verschanzen. Nicht mal die Polizei kann Gordon stoppen, der nicht eher ruht, bevor auch Jenny tot ist.

Betrachtet man die Sache nüchtern ist es trivialer Psychoterror, der dank einiger Ideen und Bourkes spannender Inszenierung durchweg fesselt. Allein schon der erste Anblick von Gordon Mason lässt den Zuschauer übles ahnen, er ist groß, kräftig und trägt einen Vollbart. Eine absolut unheimliche Erscheinung gibt dieser Hüne ab, welcher unsterblich in Marie und ihre Songs verschossen ist. Leider fehlen über Mason die nötigen Hintergrundinfos. Später wird einmal kurz erwähnt, dass er füher schon öfter wegen seines seltsamen Verhaltens der Polizei aufgefallen ist, doch es wird nicht weiter darauf eingegangen. So bleibt Psychopat Mason ein wenig gesichtslos, kann dies durch seine wirklich fiese Art wieder ausgleichen. Seit zwei Jahren arbeitet er für Marie, die ihn immer herablassend behandelt, er beobachtet sie am Strand und holt sich dabei einen runter, immer wieder von Zwischenbildern früherer Opfer unterbrochen. Was mir an Bourkes Regie wirklich gefällt ist nicht nur die überaus exotische Kulisse, welche sich nachts in einen Ort des Grauens verwandelt, sondern auch das kontinuirliche Andrehen der Spannungsschraube, welches trotz der gediegenen Erzählweise bestens funktioniert. Das Geschehen spielt sich ausschließlich in einer abgelegenen Villa ab, Maries Nachbar und dessen Hund werden kurzerhand von Mason umgebracht.

So darf sich Mason im ersten Drittel um seine große Liebe Marie kümmern, welche vor ihrem grausamen Ableben noch von ihm vergewaltigt wird. Jenny taucht erst relativ spät auf und braucht eine Weile, bis sie Masons Spiel durchschaut hat. Dabei wird "Lady, Stay Dead" niemals langweilig, auch wenn man Jennys Erkundungsgänge über das Gelände nebst dem Strand und die zahlreichen Telefonanrufe auf der Suche nach Marie hätte kürzen können. Mit der Dunkelheit zeigt Mason sein wahres Gesicht und beginnt mit seinem Psychoterror, der auch das Herz des Zuschauer höher schlagen lässt. Erst versucht er nur ins Haus einzudringen, schließlich gebraucht er Hilfsmittel wie die doppelläufige Schrotflinte, einen selbstgebastelten Molotovcocktail oder eine Kettensäge. Besonders da Jenny dem Psychopaten völlig unterlegen ist, macht die Chose so spannend, selbst die Polizei kann ihn nicht bändigen. So kommt es zu Hetzjagden durch das Haus oder über das Grundstück und zu kleineren Schusswechseln wie Zweikämpfen. Den Klischees entsprechend ist Mason überaus hartnäckig, daneben streut Bourke einige Gewaltspitzen wie übel zugerichtete Leichen, blutige Einschüsse oder das Verbrennen bei lebendigem Leibe ein. Der überaus gelungene Score verstärkt die Aussichtslosigkeit von Jenny nur, vor allem kann Bourke die Spannung trotz der Vorhersehbarkeit auf überdurchschnittlichem Niveau halten. Viel hat er dabei der Präsenz von Chard Hayward (Violent Zone, Lost) zu verdanken, der sich als psychopatischer Gärtner selbst übertrifft. Aber auch Louise Howitt (Airhawk, Game - Dieses Spiel endet tödlich!) verhält sich als Opfer relativ vernünftig und nie zu hysterisch. Der jungen Deborah Coulls (Bandit aus gutem Hause, Prisoner) wünscht man durch ihre Arroganz fast den Tod, die überhebliche Sängerin und Schauspielerin nimmt man ihr ab.

Auch wenn "Lady, Stay Dead" nach Schema F verläuft und es an Erklärungen für Masons Motiv mangelt, so erwartet den Zuschauer erfreulich spannender und intensiver Psychoterror mit passender Kulisse und der nötigen Härte. Chard Hayward läuft zur Höchstform auf und beeindruckt durch sein böasartiges Schauspiel. Wahrlich nicht perfekt, aber für eine kleine fiese Überraschung allemal gut.

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