*** SPOILERWARNUNG ***
James Gunn ist weg. Zumindest erst einmal vom Marvel Cinematic Universe und somit auch von „seinen“ Guardians of the Galaxy, mit denen er 2014 einen Überraschungshit landete. Nach einer Fortsetzung 2017 komplettiert er hier mit dem 32. Film des MCU nun eine Trilogie rund um Star-Lord & Co. Wobei der Fokus hier mehr auf dem „Co.“ liegt, denn es geht darum, Rocket zu retten. Dieser ist bei einem Angriff auf ihr Zuhause Knowhere schwer verwundet worden und so muss sich die Truppe, die auch noch mit anderen Problemen zu kämpfen hat, zu Rockets Ursprung aufmachen, um ihm das Leben zu retten.
Und dabei scheint sich Vol. 3 zwanghaft verpflichtet zu fühlen, einem immer wieder etwas um die Ohren hauen zu müssen. Das und die überzogene Lauflänge wirken auf die Dauer ermüdend und sorgen wieder einmal dafür, dass emotionale Momente sich kaum entfalten können. Dabei hätte es dafür Anlass gegeben. Denn Gunn lässt einen dunkleren Ton zu, die Rückblenden in Rockets Vergangenheit sind finster und bar der gewohnten Leichtigkeit. Aber als ob er ein schlechtes Gewissen deswegen hätte, feuert der Film ansonsten um sich.
Aber keine Sorge, es bleibt alles berechenbar. Am Ende sind wieder alle happy, denn mit Konsequenzen tut sich das MCU seit jeher schwer.
Und wenn, dann wirken sie aufgesetzt. Ein Beispiel ist Quill, der am Ende von dannen zieht, weil am Anfang des Films sein Großvater thematisiert wurde. Den kompletten Film hindurch spielt das keine Rolle, aber am Ende muss eben die Liste mit den aufgemachten Fässern abgehakt werden. Und von denen gibt es viele. Zu viele. "Vol. 3" arbeitet nicht nur mit den bekannten Figuren weiter, es werden auch neue eingeführt und abgehakte nochmals miteingebunden. Mit den entsprechenden Handlungsfäden und damit lädt sich das Werk dann doch viel auf. Den kompletten Strang mit den Sovereign aus Teil zwei mitsamt der Warlock-Figur hätte es nicht gebraucht, es bläht den Film nur unnötig auf.
Denn die eigentliche und interessantere Geschichte findet rund um Rocket statt. Dass man all dies in das Stilmittel der Rückblenden verpackt, ist für den Erzählfluss nicht hilfreich, reißt hin und her und ob dieses Konstrukts bleibt dann eben auch die Emotionalität, die in den Rückblenden durchaus vorhanden ist, auf der Strecke, wenn am Ende bestimmte Knöpfe gedrückt werden sollen. Denn die Geschichte drumherum ist nichts, was man gerade im MCU nicht schon zig Mal erlebt hat.
Da helfen auch die vielen Zeitlupen nichts. Diese, zusammen mit der gewohnten Auswahl an bekannteren Musikstücken, muten in der Masse überstrapaziert und dadurch beliebig an.
In die gleiche Kategorie fällt der Schurke. Er wirkt wie der Nachbarsjunge aus "Toy Story", der Kybernetik studiert hat und irgendwo falsch abgebogen ist. Der High Evolutionary (Chukwudi Iwuji) möchte eine perfekte Gesellschaft erschaffen, hierfür anthropomorphisiert er Tiere. Ein ziemlich dumme Idee und letztlich auch nicht von Erfolg gekrönt, da er auf diverse Probleme stößt und somit immer wieder von vorne anfängt. Eine sich auf die Technologie berufende, gottgleiche (meint sie) Figur, das mag reizvoll scheinen. Allerdings bekommt diese hier keinen Hintegrund, wird nicht mit Leben gefüllt und schreit irgendwann nur noch herum. Und ein schwacher Antagonist ergibt selten bis nie eine mitreißende Geschichte.
Die zentralen Figuren funktonieren immerhin, wenn auch in anderer Konstellation. Dabei wird die Wiederannäherung von Quill (Chris Pratt) und Gamora (Zoe Saldana) nicht durchgeprügelt, wobei Quill dies natürlich möchte. Gamora nicht. Daraus ergeben sich, mit den Erinnerungen an die Vorgänger, ein paar schöne Szenen mit Konfliktpotential. Highlight sind für mich aber Mantis (Pom Klementieff), Drax (Dave Bautista) und Nebula (Karen Gillan). Ansonsten haben viele Figuren ihre Auftritte, mal kürzer, mal länger. Über Nathan Fillion darf man sich allerdings ebenso freuen wie über einen erneuten Cameo von Ente Howard.
Erwartbar effektreich ist die Chose natürlich geraten und optisch kann man dem Film nicht viel vorwerfen. Die Sets sehen chic aus, die erschaffenen Welten sind abwechslungsreich und ansprechend designt, visuell spielt "Vol. 3" seine Stärken immer gerne aus.
Richtig befriedigend schließt Gunn seine Reise mit den Guardians nicht ab. Mehr Fokus auf Rockets Geschichte, die letztlich den interessanten Kern dieses Abenteuers darstellt, wäre wünschenswert gewesen. Doch lädt man sich hier allerlei auf, allein viel hilft eben nicht immer viel und beschneidet letztlich den Raum für die anvisierten Emotionen. Leider recht spannungsfrei, da man sich selbst zur Konsequenzlosigkeit erzogen hat. Aber immerhin ist das Ganze ein hübsch anzusehendes Getöse in bunten Welten mit den etablierten Figuren. Nicht ohne Highlights und Kurzweil, aber auch überladen und mit einem schwachen Antagonisten.