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Wüstentango mit Gerard Butler: Wenn der Staub sich legt, bleibt Action der alten Schule

Gerard Butler ist so etwas wie der Fels in der Brandung des zeitgenössischen Actionkinos: unerschütterlich, kernig, immer ein bisschen ruppig – und doch von einer sympathischen Bodenständigkeit, die ihn seit Jahren zu unserem Mann für gehobene Belustigungs-Ballistik macht. Nach dem angenehm oldschooligen „Plane“, liefert Butler nun – im selben Jahr – mit „Kandahar“ den nächsten Beweis dafür, dass das klassische Actionthriller-Kino keineswegs im Archiv verstaubt. Und wieder an seiner Seite: Regisseur Ric Roman Waugh, mit dem er nach „Angel Has Fallen“ und „Greenland“ inzwischen ein fast schon telepathisch eingespieltes Duo bildet. Pragmatiker beiderseits, fokussiert auf die Grundtugenden des Genres. „Kandahar“ ist ein Film, der in seinem staubigen Setting förmlich knirscht. Politisch, angespannt, trocken wie die Wüste, durch die unser Held gejagt wird, und dabei stets fokussiert auf die Emotion und Belastbarkeit eines Mannes, der einfach nur lebend wieder rauskommen will - ein Flickenteppich aus Interessen, Allianzen, Rivalitäten und unaussprechlichen Abhängigkeiten.

Inmitten dieses geopolitischen Vulkans treffen wir Butler als Tom Harris, ein CIA-Agent, der sich nach einem geplatzten Geheimauftrag plötzlich in einem tödlichen Spießrutenlauf wiederfindet. Hinter ihm: diverse hochmotivierte Interessensgruppen, die ihn lieber tot als lebendig hätten. Vor ihm: endlose Wüste, politisches Minenfeld, jede Menge Leute mit Waffen und Fahrzeugen, die deutlich schneller sind als es die Physik erlauben dürfte. Die Geschichte ist kein hyperkomplexes Polit-Labyrinth à la „Syriana“. Sie ist eher ein destillierter, zugespitzter Thriller, der weiß, dass die eigentliche Magie in der Verfolgung liegt. Und „Kandahar“ versteht das: Der Plot ist ein Treibsatz. Butler rennt, fährt, flieht, kämpft – und wir sind dabei.

Das Drehbuch von Mitchell LaFortune orientiert sich an realen Ereignissen und wirkt dabei nie überfrachtet. Es transportiert den geopolitischen Hintergrund mit einer Leichtigkeit, die überrascht. Die politischen Linien sind spürbar, ohne dass sie künstlich überbetont würden. Der Film will erzählen, nicht belehren. Die Wüste – mit ihrem lebensfeindlichen, zugleich faszinierenden Antlitz – wird als bedrohlich vibrierender Raum eingefangen. Verfolgung ist hier nicht nur physisch, sondern nahezu metaphysisch: ein Gefühl ständiger Ausgesetztseinheit. 

Für Fans klassischer, bodenständiger Action ist „Kandahar“ ein Festmahl: dreckige, hervorragend choreografierte Setpieces, die nach Gewicht aussehen. Eine Verfolgungsjagd durch der Wüste, eine Schießerei mit einem Helikopter und ein staubig, explosiver Showdown, in dem ordentlich Krawall aufgefahren wird. Hier werden alle Register des modernen Action Kinos gezogen, und man spürt, dass hier Menschen arbeiten, die wissen, wie Action funktioniert. Butler selbst tritt hier wieder stärker als klassischer Actionheld auf – im Gegensatz zu Rollen wie „Plane“ oder „Chase“, in denen er stärker verletzliche, menschlichere Figuren verkörperte. In „Kandahar“ ist er der zähe, kompetente Profi, der aber dennoch nicht unverwundbar bleibt.

Fazit

„Kandahar“ ist das, was man im besten Sinne einen „soliden Actionthriller“ nennt – und zwar einen, der weiß, wie man Adrenalin, Atmosphäre und einen Hauch politischer Brisanz zu einem spannenden Gesamtpaket mischt. Wer handfeste Action, ein intensives Setting und die bewährte Butler-Waugh-Dynamik schätzt, wird hier definitiv fündig. Ein Werk, das den Blick nach vorne wagt, ohne die Tugenden des alten Kinos zu vergessen. Ein intensives Erlebnis – und ein handfester Beweis, dass solide gemachtes, erdig inszeniertes Actionkino noch immer funktioniert.

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