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Man könnte meinen, Verfilmungen des Romans "Der Hund von Baskerville" gibt es inzwischen mindestens so oft wie Folgen der Lindenstraße, aber trotzdem wärmen Regisseure auch heute gerne noch dieses Rezept auf. Manchmal sicherheitshalber gleich fürs Fernsehen, damit man nach einem möglichen Kinoflop nicht die letzte Mark für ne' Dose Schinken zusammenkratzen muss.

Und so begleiten wir zum wahrscheinlich 100mal Sherlock Holmes und seinen Freund Dr. Watson, wie sie in einem Moor einen vermeintlichen Geisterhund jagen, der angeblich die Familie Baskerville auslöschen will. Dabei wird mit Atmosphäre nicht gespart, und auch die Regen- und Nebelmaschine wird wieder aus dem Keller geholt. Aber ehrlich gesagt sind Nebel und Regen bei solchen Filmen längst Kult und ohne würde dem Streifen sicherlich was fehlen. Leider hat man sich ein wenig geizig bei der Umsetzung des sagenumwobenden Hundes getan, der leider Gottes Computeranimiert wurde. Zwar sieht er in ruhigen Momenten ganz nett aus, nur wenn er rennt oder sich bewegt sieht man selbst durch den dicken Nebel, dass man sich diesen Hund nicht aus dem Tierheim geholt, sondern auf den rechner geladen hat.

Richard Roxburgh heute mal in der Rolle des Holmes. Diesmal leider etwas bemüht um eine beinahe mystische Ausstrahlung, und daher lange nicht so gekonnt dargestellt wie von Basil Rathbone oder Peter Cushing. Doch nett anzuschauen ist er, er kommt rein äußerlich seinem literarischen Vorbild recht nahe. Bei einer guten Besetzung von Dr. Watson hat man sich leider nicht sonderlich bemüht: Ian Hart gibt uns hier mal einen relativ bierernsten Watson, den Charme und Witz früherer Watsons, allen voran Nigel Bruce, sucht man hier mehr als vergebens. So will man auch keine rechte Beziehung sowohl zu Watson, als auch zu Holmes aufbauen, beide Charaktere sind etwas farblos in ihrer Darstellung umgesetzt wurden; man kann sich einfach schwer identifizieren, und wie gesagt: An den Charme von Rathbone und Bruce reicht das meilenweit nicht heran. Wenn es da nicht Richard E. Grant geben würde. Ein großer Mann, der den Jack Stapleton hier auf die Leinwand zaubert. Sowohl äußerlich als auch schauspielerisch ein Licht in diesem Film. Grant lässt Stapleton aufgesetzt freundlich und arrogant erscheinen - und wirklich glaubhaft. Matt Day als Henry Baskerville... in einem Satz: Auch nicht schlecht.

Natürlich kommt der Film nicht an seine Vorbilder aus den 30ern und 50ern ran, aber dafür, dass dieser Film noch relativ neu ist, bringt er eine gute Atmosphäre rüber. Zwar sind einige Szenen etwas langweilig und aufgeblasen, einige Dialoge steif und die Darstellung des Hundes beinahe unglaubwürdig, aber letzendlich handelt es sich hier um ein besseres Beispiel, die selbe Firma hätte auch ein paar mehr Doyle-Werke mit Holmes (wiederholt) auf Zellouid bannen können (Stattdessen haben wir ja Matt Frewer als Holmes, der uns freundlicherweise manchmal um 20.15 Uhr auf Super RTL nach SpongeBob besucht).

Fazit

Gelungen. Gut, hier und da etwas steif und ein paar Schauspieler wissen leider auch nicht vollends zu überzeugen, aber trotzdem einigermaßen spannend, atmosphärisch und unterhaltsam. Ein guter Holmes.

7/10

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