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Eine neuer Scorsese, immer die Erwartung eines großen Werkes. Nach Irishmen, wo Netflix draufsteht, ist auch Netflix drin, war ich natürlich skeptisch. Aber schon nach einer halben Stunde wird klar, wir haben wieder einen großen Film. Klassisches Erzähltempo, epische Bilder, bedeutender Inhalt, altes Hollywood.
Zentral sind drei Rollen, alle perfekt besetzt.
DiCaprio spielt den DiCaprio, das Geforderte auf den Punkt. Hier gibt es, im Gegensatz zur Privatperson, wie immer nichts auszusetzen. Möglicherweise ist ihm der überhebliche kleine Widerling, einer der weniger ist, als er gern wäre, ein von einfachsten Trieben gesteuerter Geldprotz und Weiberheld, der optisch eigentlich nicht danach aussieht, relativ leicht von der Hand gegangen.
De Niro endlich wieder in einer seiner Kunst angemessenen Rolle, die verkörperte USA, das verkörperte Böse, welches seit 200 Jahren, erst auf "eigenen" Boden, dann überall in der Welt ihr verschlagenes Unwesen treibt. In der Rolle des realen Robert De Niro gibt Robert De Niro seit Jahren das Gegenteil seiner typischen Figuren, den vermeintlichen Saubermann, einen Demokraten-Prototypen. Bleiben wir also auch an der Stelle lieber auf der Leinwand.
Last but not least natürlich Lily Gladstone, eine fantastische Performance. Ein Gesicht, das das Leid und den Schmerz der dargestellten Volksgruppierung bewegend intensiv widerspiegelt.
Ich finde, entgegen vielen Stimmen, nicht, dass Killers Of The Flower Moon zu lang ist. Dreieinhalb Stunden Schock für jeden Zuschauer mit nur ein wenig Herz und Moral. Keine Sekunde weniger hätte diese historische Tragödie verdient. Die teuflische Niedertracht, welche hier gezeigt wird, ist kaum zu fassen, noch dazu in der Gewissheit, dass das auf wahren Begebenheiten beruht.

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