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Kein Film aus einer anderen Welt, im Gegenteil, aber einer anderen Zeit. Wann war denn das, als Schauspieler sich noch intensiv auf Rollen vorbereiten. Nicht die filmkunst-befreiter Serien als Massenkonsumprodukt, oder in der jeden Tag eine neues schnell runtergekurbeltes Streaming-Werk auf den Markt erbrochen wird. Wann war das, als Rollen nach passenden Darstellern gecastet wurden, nicht nach kommerzieller „Star“-Kalkulation. Wann war das, als man sich nicht nur mit schwierigen Themen beschäftigt hat, sondern auch in der Umsetzung ohne Rücksicht auf die Gefahr, sich die Finger zu verbrennen. Wann war das, als mit vermeintlich wenig, Blicke, Gesten, soviel ausgesagt werden konnte. So viel unangenehme Situationen, rein aus menschlichen Konstellationen. Wir erleben hier hervorragendes Schauspieler-Kino mit der großen Frage nach Schuld, Manipulation und vielleicht auch wahrer Liebe. Und es geht um Schauspielkunst, im Guten und Bösen, die vor der Kamera und die im echten Leben. Natalie Portman sei hervorgehoben, sie zeigt hier alle Facetten einer unergründlichen Person. Verletzlich, stark, berechnend, zurückhaltend, forsch, sinnlich, kalt. Der Film hat einige unvergessliche Szenen, gerade mit ihr, siehe die vor der Schulklasse und besonders die vorm Spiegel. Eine große Leistung, wir dürfen also mit keinem Oscar rechnen. In den fast zwei Stunden dürfen wir eine Reise durch unsere Standpunkte, Sichtweisen, Schuldzuweisungen, Verurteilungen erleben. Und es lohnt sich diese zu wiederholen, womöglich kann man seine Gefühle zu den Figuren immer wieder neu entdecken.

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