Silvesterkracher?
In der Nacht zum Neujahr erschießt ein unbekannter Scharfschütze dutzende unschuldige und voneinander unabhängige Menschen - und nun liegt’s an einer unerfahrenen FBI-Jungagentin den gefährlichen Serienkiller ausfindig zu machen, da sie die einzige zu sein scheint, die sich in ihn (a la einer angehenden Profilerin) hineinversetzen kann…
CSSchrei
„Catch a Killer“ aka „Misanthrope“ geht ab wie ein Zäpfchen, das muss man ihm lassen. Hier wird nicht lang gefeiert und gefackelt, man wird direkt in's mörderische Geschehen geschmissen. In Zeiten in denen immer öfters unschuldige und völlig unvorbereitete Zivilisten hinterrücks und feige von Terroristen angegriffen werden, ist das Szenario natürlich angsteinflössend wie lange nicht. Frau Woodley hat man noch nie besser gesehen. Verletzlich und intensiv. Sie versucht definitiv ihrem glatten und langweiligen Teenieimage zu entkommen. Stilistisch hat der Thriller einen sehr modernen, slicken Ansatz. Während die Grundrisse auch glatt zweieinhalb Jahrzehnte alt sein könnten, im damaligen Sog von sowas wie „Der Knochenjäger“ oder natürlich Clarice Starling. Ohne je deren Klasse zu erreichen. Schwung und Boshaftigkeit hat das Ganze dennoch. Ben Mendelsohn verschafft Gravitas. Und der Schnitt kennt wie gesagt, fast videoclipartig, nur das Gaspedal. Für ältere Herrschaften ist das fast etwas hektisch. Allein die Auflösung bzw. wie man mit dem Killer und seiner Weltansicht umgeht, ist im besten Fall diskussionswürdig. Im schlimmsten Fall ein unverschämter Mittelfinger, unverständlich und dumm. Insgesamt für Thrillerfans aber fast ein Must-See, da auf diesem Niveau, in dieser Richtung, heutzutage gar nicht mehr allzu viel produziert wird. Erst recht wenn man weiß, dass der Regisseur vorher den genialen Episodenfiesling „Wild Tales“ in seiner Heimat Argentinien gemacht hat und so nun seinen ersten, längst überfälligen Schuss in Hollywood setzt. Und diese dicken, südamerikanischen Eier merkt man „Catch a Killer“ an. Das konnte in dieser Drastik, Geschwindigkeit, Art und (fragwürdigen) Ambivalenz nicht von einem klassischen Bewohner der Hollywood Hills kommen. Ein wenig berechneter „shock value“ ist aber dabei.
Spannungsschraube dreht durch
Fazit: visuell moderner, storytechnisch klassischer und moralisch fragwürdiger Serienkillerthriller zwischen Fincher und Fehlschuss. Dennoch insgesamt durchgehend fesselnd, stylisch, spannend, interessant. Die Auflösung bzw. die Vorstellung des Killers fällt ab.