Ralf Bauer ersetzt Bruce Willis Ersatz Steven Seagal in diesem TV Rip-Off von „Alarmstufe: Rot“.
Bauer spielt hier Sven Tauchert, der (nomen est omen, oder wie?) Kampftaucher bei der Bundesmarine ist. Es beginnt mit einer Bombenentschärfung, die sich natürlich wie in den zig Actionfilmen der Güteklasse B bis C als Übung herausstellt. Nur dort bieten die Übungen meist Action, hier bietet die Szene fast gar nichts. Immerhin wird Sven als Draufgänger beschrieben, aber das sind die meisten Actionhelden ja.
Privat läuft es natürlich nicht so gut, denn der Papi vernachlässigt Ehefrau Anna (Oana Solomonescu) und Tochter Laura (Valea Scalabrino) aufgrund seiner Einsätze zu sehr (hui, wie originell. Gab es bestimmt noch nie im Actiongenre). Anna, Reporterin für ein Reisemagazin, soll gerade eine Reportage über die MS SeaStar machen und ist daher mit Laura an Bord. Sven schleicht sich mangels Ticket ein (wie das treu sorgende Väter nun mal so tun), um Töchterchen zum Geburtstag zu überraschen.
Natürlich überfallen Terroristen das Schiff und nehmen alle Geiseln an Bord. Alle Geiseln? Nein, Sven steht ja nicht auf der Passagierliste und kann dann aus dem Untergrund gegen das fiese Kidnapperpack vorgehen…
Wie bei Pro 7 wohl die Drehbücher für derartiges verfasst werden, wenn Sachen wie „Der Bunker“ oder eben „Die Todesfahrt der MS SeaStar“ ansieht. Gibt man den Autoren eine handvoll Actionklassiker und 10 Stunden Zeit, danach muss das fertige Drehbuch stehen? Anders kann man sich nicht erklären, warum hier zig Szenen nahe zu eins zu eins aus Actionklassikern übernommen wurden. Die Pistole auf dem Esstablett kennt man aus „Passagier 57“, das Massaker an der Spezialeinheit geht auch als Sparversion der entsprechenden Szene aus „The Rock“ durch und aus „Alarmstufe: Rot“ wie „Stirb langsam“ hat man unzählige Momente kopiert.
Diese These unterstützt dann auch die Tatsache, dass das Drehbuch wohl mit der heißen Nadel gestrickt wurde. Jeder B-Actionfilm ist logischer (die Ehefrau entschärft mit lediglich ein paar Ratschlägen ihres Mannes eine Bombe und einen intakten Hubschrauber kann man mit einer Leuchtrakete abschießen, hört mir auf) und angesichts der vielen Anleihen bei US Vorbildern kann die ganze Story eh voraussehen. Spannung kommt dementsprechend wenig auf (oder hat irgendwer nicht schon auf 100 Meter erkannt, wer der Verräter unter den Geiseln ist) und wie in „Der Bunker“ hat man dem Helden ein nerviges Bratzblag verpasst, dem man für jeden gesprochenen Satz ein paar ballern will. Zum Glück tritt das Kind hier nicht so oft auf wie das Pendant in „Der Bunker“. Stattdessen gibt einen italienischen Koch, der stets die deutsche Sprache verdreht als Comedic Sidekick. Sorgt immerhin für ein paar Schenkelklopfer und ist erträglicher als das Balg.
Im Gegensatz zu „Der Bunker“ kann aber immerhin die Action teilweise überzeugen. Was die Regie an einigen Stellen geritten hat, wird nicht klar (da wird das Zerschießen einer Bar durch Knallfrösche zwischen den Flaschen bei hektisch geschwenkter Kamera dargestellt), aber sonst ist die Action ganz solide. Ein paar nette Nahkämpfe, wenige unblutige Schießereien und eine handvoll zünftiger Stunts lassen zwar niemanden in Verzückung geraten, halten aber bei Laune. Zudem inszeniert die Regie hier ganz solide, sodass die dämliche Story teilweise übertüncht werden kann.
Ralf Bauer schlägt sich besser als erwartet, aber einen überzeugenden Actionhelden macht das nicht aus ihm. Immerhin die Fieslingsriege erbringt ganz solide Leistungen, während man Oana Solomonescu nach der hier gespielten Schmierenkomödie Berufsverbot erteilen möchte. Die Frau ist einfach grauenhaft schlecht. Eine überraschend gute Figur hingegen macht Tyron Ricketts und das ist bei Musikern im Film alles andere als selbstverständlich.
Dank teilweise ordentlicher Regie und einiger, ganz guter Actionszenen ist „Die Todesfahrt der MS SeaStar“ immerhin noch unterdurchschnittlich, aber das Drehbuch strotzt nur so vor Mängeln.