Psychedelic Rock.
Anfang der 1960er Jahre überrolte eine völlig neue Jugend- und Protestbewegung die Vereinigten Staaten von Amerika und das Insel-Königreich und sollte damit, als Gegenstück zum anschließend und im gleichen Atemzug entstandenen Punk, auch ein neues Zeitalter des Rock 'n' Roll einläuten ...
Stilistisch und entfernt der "Britischen Invasion" zuzuordnen (The Beatles, Kinks, Rolling Stones), der Mod-Bewegung und dem Britpop, vor allem aber aufstrebenden Hippie-Generation, auch Beat, von dem sich Pink Floyd im klassischen Sinn abspalten sollte. Ihre Musik war vielschichtiger, visionärer und mit nichts zu der Zeit zu vergleichen.
Was zuvor noch als anstößig oder verpöhnt galt (vgl. 1920er Jahre Jazz = "Neger Musik"), begann sich allmählich mit dem Mainstream zu vermischen. Die Jugend war aufgeklärter, gleichzeitig aber auch rebellischer. Dies war auch die Geburtsstunde der psychedelischen Rockmusik, und währt bis heute.
Was mit Grateful Dead's "Acid Test" irgendwann Mitte und Anfang der 1960er Jahre seinen grenzüberschritenden (in dem Fall transzendenten/suggestiven) Ursprung nahm, wurde von Pink Floyd zu einem neuen bahnbrechenden Konzept ausgearbeitet (Art-, Progressive- und Space-Rock), perfektioniert und visualisiert. Durch die sorgsam ausgearbeiteten Riffs, audiovisuellen Klangmuster und Strukturen sollte ein bis dahin völlig neuer, visionärer Sound entstehen, wodurch auch der Terminus des "Acid Rock" und der damit einhergehenden "Psychonautik" eine völlig neue Bedeutung zuteil wurde.
Zum ersten Mal war es möglich, die Musik nicht nur zu hören, sondern im wahrsten Sinne des Wortes mit allen Sinnen zu fühlen bzw. auf konventioneller Ebene sicht- und greifbar zu machen (später auch und insbesondere Tangerine Dream).
Das was Led Zeppelin (auch hier unbedingt sehenswert: "Song Remains The Same") und Deep Purple für den psychedelisch angehauchten Hard- oder Glam-Rock waren, auch T.Rex/Marc Bolan, stellt die Pink Floyd für den experimentellen Avantgarde-Rock der 1960er Jahre dar. Ein dauerhafter Konsum von LSD und psychedelischen Substanzen mit inbegriffen
...
Dabei waren die frühen Konzerte der britischen Rockband nicht weniger sagenumwoben, als die ihres amerikanischen Urgesteins.
"Pink Floyd London 66/67" fungierte damals noch als Trailer zur dazugehörigen TV-Dokumentation "Tonight let's all make Love in London". Der Film beginnt mit "Interstellar Overdrive", dem ersten progressiv-experimentellen Langstück der britischen Band ("The Piper At The Gates Of Dawn"), damals noch unter der Fuchtel ihres schwergradig drogenabhängigen Leadgitarristen Syd Barrett, der die Band wenig später verließ. Schon der Sound lässt einen allmählich "stoned" oder "high" werden ...
Das Bild steht dem Ton in keinster Weise nach, anzusiedeln irgendwo zwischen Drugsploitation ("The Driller Killer") und audiovisuellem Experimentalfilm (vgl. "Amon Düül II plays Phallus Dei"). Bizarr. Surreal. Bildgewaltig. Übertroffen einzig und allein vom späteren monumentalen Langwerk "Live At Pompeiji".
Gezeigt werden Studioaufnahmen, Live-Mitschnitte, ausgeflippte Hippies, Motion Liquid und surreale Bilderfluten (auch "Something's Happening"). Sogar John Lennon taucht kurzzeitig auf. "Pink Floyd London 66/67" ist ein bizarres, bildgewaltiges Stück Zelluloid, ein monumentales Stück Zeit- und Musikgeschichte, das bis heute währt.
Fernab der großen San Francisco LSD-Welle ("Haight Ashbury") regierte auf der Insel ein anderer Wind. Waren die US-amerikanischen Gitarristen und psychedelischen Rockmusiker noch stark vom Blues geprägt, herrschte im Vereinigten Königreich ein experimentellerer, avantgarde-lastiger und progressiver Klang vor. Waters und co. zählen für eine ganze Generation klassischer Rockfans heute sicher noch als einer der Pioniere und Wegbereiter der alternativeren Rockmusik.
Wenn Jim Morrison oder Janis Joplin heute noch leben würden, sie wären stolz auf euch!
So am I ....
Eine glatte 9 / 10