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Ein bissl Philosophie schadet dem Serienkillerfilm sicher nicht, das wissen wir nicht erst seit „Schweigen der Lämmer“, aber zu viel des Guten ist ungesund – und ich bin gewillt, das auch für Filme über dämonische Besessenheit gelten zu lassen.

„Demoniac“ aka „Nefarious“ ist so ein besonderer Fall, ein Film der auf dem Papier wirklich reizvoll klingt: ein Psychiater soll binnen weniger Stunden bestimmen, ob ein Delinquent normal genug für die Todesstrafe ist oder dann doch lieber verrückt. Sein Vorgänger hat sich umgebracht, wie man als Teaser zu sehen bekommt, dann aber verlagert sich das Geschehen in eine Haftanstalt, wo Psychiater und Todeskandidat sich zum Interview begeben und der Häftling schnell dem Doktor zu verstehen gibt, dass dieser sich jetzt gerade mit einem Höllendämon unterhält.

Das klingt durchaus verführerisch, wenn man liest, dass Sean Patrick Flanery eben jenen Sträfling/Besessenen spielt, aber nachdem er ankündigt, der gute Dr. Martin werde im Laufe ihrer Sitzung drei Personen umbringen (was ebenfalls an der Spannungsschraube drehen soll), bekommt der Film unmerklich einen Knick.

Der wird aber erst so nach ca. 30 Minuten deutlich, wenn dem Zuschauer gewahr wird, dass abgesehen von sehr kurzen Pausen und dem viertelstündigen Finale, er den ganzen Film lang nur einem Gespräch beiwohnt, in dem gegenseitige Argumente ausgetauscht werden und der Psychiater natürlich alsbald in die Bredouille gerät, weil der „Dämon“ (wie ich jedem guten Exorzismus-Film) mehr weiß, als er wissen dürfte.

Prinzipiell wird der Film dadurch nicht uninteressant, aber weit über eine Stunde lang Flanery dabei zuzusehen, wie er grinst, grollt, geifert und permanent zwinkert und seinen Mund unkontrolliert zucken lässt, ist nicht halb so unterhaltsam wie man vielleicht meinen könnte. Inhaltlich ist der Austausch recht nett, visuell könnte man auch im Theater sitzen, mir persönlich wurde es nach einiger Zeit zu statisch.

Wenn man mag, kann man den Zwiespalt des Doktors noch als Plädoyer gegen die Todesstrafe sehen, wenn Flanery eben seine zwei Identitätsseiten präsentiert und Religion vs. Atheismus eine bedeutende Rolle spielt – was auch bei der recht herb gefilmten Hinrichtung Wirkung zeigt – aber erst die letzten 10 Minuten mit dem entsprechenden Twist, bringen wieder etwas Leben in diesen Film, der definitiv arge Probleme mit seiner dramaturgischen Spannungskurve hat.

Den Schauspielern mag es ein Fest gewesen sein, aber beide sind nicht von dem Format, dass einen der Film noch tagelang verfolgt, eher bleibt der Eindruck eines Kuriosums zurück, welches im „Kleinen Fernsehspiel“ besser aufgehoben gewesen wäre. Nicht mein Bier, aber hier mag sich jeder selbst ein Bild machen. (4/10)





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