Wie könnte man wohl den genialen Originaltitel "Finding Neverland" würdevoll ins Deutsche übersetzen? Gar nicht und SO vor allem erst Recht nicht. "Wenn Träume fliegen lernen" ist eine Übersetzung, die einfach nur total lächerlich ist und wieder fragt man sich, wie man von "Finding Neverland" auf so etwas kommt? Wie auch immer, verlieren noch schnell ein paar Worte zu diesem Film. Was haben wir hier? Johnny Depp, ein Garant für gute Film. Kate Winslet, ein weiterer Garant für gute Filme. Marc Forster, ein ziemlich talentierter Regisseur. Freddy Highmore, ein beeindruckender Kinderdarsteller, der schon in sehr vielen Filmen überzeugen konnte. Und zu guter Letzt ein Dustin Hoffman, der hier schon fast als Gimmick wirkt. Kann dabei eigentlich überhaupt irgendwas was schief gehen, denn immerhin war dieser Streifen für mehrere Oscar nominiert. Nein, eigentlich ist hierbei nicht wirklich was Verheerendes schief gegangen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich durch die hohe Erwartung mir ein ganz klein wenig mehr erhofft habe. Ja keine Frage, "Finding Neverland" ist ein richtig guter Film, der ein mit auf eine Reise über die Wichtigkeit der Fantasie nimmt, doch gerade in der Schlussphase fehlten mir ein paar kleine Momente, die den Film für mich zu einer Legende machen. Das man hier keinen Film wie "Peter Pan" oder "Hook" (übrigens, einer meiner Lieblingsfilme, was Peter Pan als Thema aufgreift) erwarten sollte dürfte klar sein, denn hierbei geht es einzig und allein um den Erfinder von Peter Pan und seiner Idee zu diesem legendären Zauberwerk.
James Matthew Barrie ist ein Theaterautor und guckt gespannt bei der ersten Aufführung seines ersten Werkes im Hintergrund zu. Doch das Stück erntet nur negative Kritik und absolut gähnende Langeweile, was den extravaganten James auf die Palme bringt. Privat läuft es auch alles andere als gut, denn seine Frau fühlt sich total vernachlässigt und ungeachtet, da James immer nur in seinen eigenen Geschichten vertieft ist. Eines Tages lernt er in einem Park, während er verkrampft versucht eine neue Geschichte zu kreieren, auf eine junge Frau, mit 5 Knaben an ihrer Seite. Die junge Witwe heißt Sylvia Llewelyn Davies und sofort ist James von ihr, aber auch speziell von ihren 5 Jungs begeistert. Er bringt den Kindern bei, was die Fantasie alles auslösen kann und verbringt dadurch ungemein viel Zeit mit ihnen, was sich durchgehend kontraproduktiv auf die Ehe von James auswirkt. Doch einer der Söhne scheint anders zu sein, denn ihm fehlt der Wille, mit in die Fantasy-Welt von James einzutauchen, weil er noch sehr seinem verstorbenen Vater hinter her trauert und aus James Sicht viel zu schnell erwachsen wird. Der Name des Jungen lautet "Peter". Durch die Zeit, die James mit den Kindern verbringt, bekommt er viele neue Ideen für sein neustes Werk, Welches in der Zukunft die ganze Theaterwelt geprägt hat : Die Geschichte von Peter Pan und dem Nimmerland.
Puh, um es gleich vorweg zu nehmen : Vertrocknete Augen wird es nach diesem Film nicht mehr geben. Der Film hat eine extrem ruhige Struktur, für viele Zuschauer mit Sicherheit zu ruhig. Hinzu wird vieles mit tollen Fantasy-Bildern untermalt, welche uns die Gedanken dieses großartigen Genies offenbaren. An manchen wenigen Stellen wirkt der Film allerdings ein wenig langatmig und zieht sich hinten raus zu weit übers Ziel hinaus, was vor allem an der etwas ZU kitschigen Schlussszene liegt. Doch wirklich störend waren diese Momente eigentlich nie, denn durch die großartigen Schauspieler, den fantastischen Bildern und der traumhaft schönen Musik, wird das Ganze hier zu einem puren Genuss für alle Filmliebhaber, die auf eine tiefgründige Story stehen. Die schönsten Momente zeigt dieser Film auf, wenn James sich mit den Kindern beschäftigt und ihnen zeigt, was man mit den eigenen, fantasievollen Gedanken alles erreichen kann. Sie zeigt aber auch, wie fies und gemein die Wirklichkeit manchmal sein kann und besonders wenn die Dramatik ab der Mitte des Films voll einsetzt, wünscht man sich für die Charaktere nur noch, dass sie der Wirklichkeit entkommen können und in die fantastische Welt von James für immer eintauchen können, ohne sich irgendwelche schlimmen Gedanken um die Wirklichkeit zu machen.
Das Johnny Depp einer der absolut größten Schauspieler unserer Zeit ist steht selbstverständlich außer Frage. Er verkörpert den sympathischen und auch leicht egozentrischen James Matthew Barrie mit einer überragenden Hingabe und zu jeder Sekunden nimmt man ihm seine Performance ab. James ist ein erwachsener Mann, der aber scheinbar immer noch irgendwo ein Kind geblieben ist, weshalb er richtig auf blüht, sobald er mit den Kindern in seine ganz eigene Welt eintaucht und diese Moment kommen so traumhaft schön und bezaubernd rüber, dass das ganz klar zum Großteil an Johnny Depps großartiger Schauspielleistung liegt. Als weiblichen Gegenpart haben wir hier Kate Winslet, ebenfalls eine ganz Große aus Hollywood, die sich einfach perfekt in Depps großartigem Spiel eingliedert. Sie ergibt zusammen mit Johnny Depp einfach eine perfekte Chemie und bei ihrer Bindung und ihrem emotionalen Verhältnis wird der Bogen niemals überspannt. Ebenfalls ein echter Hingucker war Freddy Highmore, den man schon in vielen tollen Filmen wie "Charlie und die Schokoladenfabrik", "Der Klang des Herzens" und "Die Geheimnisse der Spiderwicks" bestaunen durfte. Umso erstaunter war ich darüber, dass der inzwischen 20jährige Highmore hier 11, maximal 12 Jahre alt war, obwohl er hier noch um ein Vielfaches jünger wirkt. Doch selbst in diesem Alter ist es einfach erstaunlich, so eine glaubwürdige und emotionale Rolle derart gut zu verkörpern. Freddy Highmore steht Haley Joel Osment in Nichts nach und er ist einer der ganz wenigen Kinderdarsteller, die nicht wie eine Eintagsfliege wirken. Etwas schade ist nur, dass Freddy Highmore vielleicht zu sehr in den Vordergrund gedrückt wird, wodurch die anderen Kinder, mache mehr manche weniger, leicht auf der Strecke bleiben und teilweise schon fast wie Statisten wirken. Als letzten erwähnenswerten Schauspieler haben wir hier Dustin Hoffman und das war sicherlich kein Zufall von Marc Forster, ihn in diesem Film mitspielen zu lassen, denn er spielte einst in einer überragenden Performance den fantastischen Captain Hook. Deswegen kam ich aus dem Schmunzeln nicht heraus, als er gerade den Namen "Captain Hook" besonders originell betonte, weswegen ich auch durchaus verzeihen kann, dass er hier in diesem Film viel zu selten vorkommt.
Wer mit ruhigen und melancholischen Filmen nichts anfangen kann, hat bei diesen Filmen überhaupt nichts verloren. Doch wer eine Vorliebe für sentimentale Dramen hat und wer Johnny Depp und Kate Winslet in Hochform sehen will darf sich diesen Film unter keinen Umständen entgehen lassen.
Fazit : Kein ganz perfekter Film, aber ein im wahrsten Sinne des Wortes fantastischer Film. "Finding Neverland" ist Gefühlskino vom Feinsten, dass überragend gespielt ist, aber leider am Ende auch eine mini kleine Ecke zu kitschig wirkt.
8,5/10