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Die Robollion schlägt zurück

Nachdem Gareth Edwards mit „Rogue One“ für viele Fans einen der wenigen jüngeren Glanzpunkte in der „Sternensaga“ setzen konnte, kommt er nun mit einer ganz eigenständigen, komplett originellen und ziemlich epischen Sci-Fi-Vision um die Ecke, die irgendwo zwischen Neil Bloomkamp, eben Star Wars und gereiftem Animepomp viele wesentlich teurere Hollywood-Blockbuster (vor allem audiovisuell) mal ganz alt aussehen lässt. In „The Creator“ befinden sich die Menschen mit K.I. und Robotern im Krieg, nachdem diese anscheinend eine Atombombe auf L.A. abgeworfen und Millionen innerhalb von Sekunden getötet hat. In dieser zerklüfteten, kriegerischen Welt folgen wir einem Mann und Ex-Spezialagenten, der den Auftrag erhält, die oberste artifizielle Intelligenz ausfindig und unschädlich zu machen - doch nicht nur dessen kindliches Aussehen macht ihm einen Strich durch die Rechnung… 

Spätestens nachdem der zweite Part von „Dune“ streikbedingt aus dem Filmkalenderjahr geschoben wurde, erhob sich „The Creator“ zur Sci-Fi-Hoffnung No. 1. Bei mir sowie bei etlichen anderen Genrefans. Und Edwards „delivered“ meiner Meinung nach auch ganz ordentlich. Visuell sieht das Teil fünfmal so teuer aus wie es ist. Ein echtes Träumchen für die Augen. Und ein Armutszeugnis für viel schwächer aussehende und viel teurere Blockbuster aus Universen wie Stars Wars oder dem MCU. Auch der Score dröhnt gewaltig und dennoch mit intimeren Momenten. Hans Zimmer lässt sich einmal mehr nicht lumpen. Ein Kinogenuss und -gehmuss, allein wegen diesen Werten. Viele einzelne Momente, Ideen und Augenblicke sind einfach einrahmungsreif, seien sie noch so unwichtig und beiläufig. Der junge Washington ist (noch) nicht sein Vater, macht seine Sache aber auch nicht übel. Es wird eine sensible Vater-Kind-Beziehung aufgebaut, sogar mit Roadmovie-Elementen. Damit war vorher nicht unbedingt zu rechnen. Aber es funktioniert trotz ein paar Logikfragen und einer im Grunde sehr basic, ausbaufähigen Story. Gerade das Worldbuilding im Kleinen wie Großen ist klasse und man würde aus dieser gleichwohl gewaltsamen wie hoffnungsvollen Zukunftsvision gerne mehr sehen. Selbst wenn man fast alle Versatzstücke eigentlich kennt und sogar Vorbildern zuordnen kann und deswegen „The Creator“ sicher kein wegweisendes Monument a la „Blade Runner“ ist. Zumindest emotional-thematisch-erzählerisch. Ohne je total hohl zu sein. Nur optisch wie gesagt kommt das einer lobenswerten und mutmachenden Revolution gleich. Und den Robotern dermaßen echte Gesichter und Wesen zu verpassen, hilft natürlich auch beim Wow-Faktor und Mitfühlen. Zudem ist „The Creator“ ein erstaunlich mutiges und radikal amerika-/militärkritisches Werk - was man auch kaum hoch genug loben und herausstellen kann. 

Fazit: endlich hochwertig Sci-Fi ohne Franchisebezug. Audiovisuell eine Wucht, meisterlich. Ich liebe, liebe den Look, kann mich nicht daran satt sehen! Die Story ist eher ausbaufähig und auf dem ersten Blick 08/15, punktet bei mir aber mit seiner ruhigen Vater-Kind-Connection. Durch den enormen Wiedererkennungswert bestimmter, kleinerer Stile, Elemente, Erfolgsteile aus vergangenen Hits solcher Art ist „The Creator“ aber eventuell nicht der erhoffte Gamechanger, insgesamt nicht eigenständig genug. Sehens- und unterstützenswert aber absolut! 

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