"Schrecklicher als Blair Witch Project", will irgendein eifriger Rezensent mal über "Wald des Grauens" gesagt haben. Wer das war, tut wohl nichts zur Sache, hauptsache, es hat überhaupt mal jemand etwas gesagt, das auf das Cover geklatscht werden konnte. Dabei kann dieses Zitat ja ziemlich zweideutig ausgelegt sein. Nur, wie man es auch dreht und wendet: Dieses Prädikat ist in keiner Weise zutreffend.
Nun gehen wir erstmal von der wahrscheinlich intendierten Aussage aus: Der Steifen soll wohl gruseliger als das pseudodokumentarische Vergleichsstück sein. Ein kurzer Blick auf die Story reicht aber aus, um das Gegenteil zu beweisen.
Alex ist Feuerwehrmann und von seinem Job tief gebeutelt. Immerzu muss er traumatische Erlebnisse verarbeiten, diesmal ist es ein Baby, das in der Flammenhölle umgekommen ist. Also gehts nach den Einsätzen direkt in die Bar, ein ordentlicher Schluck macht die Grausamkeiten des Feuerwehralltags schon vergessen. Seine Gattin zweifelt allerdings den therapeutischen Nutzen dieser Art der Trauerbewältigung an - der häusliche Konflikt ist also vorprogrammiert. Alex' Vorgesetzter Wayne hat von den Zwistigkeiten Wind bekommen und will seinen Schützling auf andere Gedanken bringen. Während einer kleinen wie uninspirierten Jagd im Wald stoßen die beiden auf ein Grab, das sie natürlich direkt aufbuddeln müssen. Was die beiden Grabschänder letztendlich zu Tage fördern, ist allerdings nicht das, was sie sich wohl erhofft haben: Sie halten einen monströsen Schädel in ihren Händen, kurz darauf wird's verdächtig still im Wald. Die zwei Feuerwehrmänner kriegen es mit der Angst zu tun - und verziehen sich in die nächste Pinte.
Na, geht euch schon der Schauer durch Mark und Bein? Nein? Gut, der Film braucht auch schon seine Weile, bis er endlich in Fahrt kommt. Aber womöglich reichen diese Zeilen aus, um anzudeuten, wie ungruselig der "Wald des Grauens" tatsächlich ist. Zumal unsere Protagonisten maximal 6 Minuten der Laufzeit im Geäst rumirren.
Aber was kann unser namenlose Rezensent (Selbstverständlich trägt der Herr einen Namen - ich bin nur zu faul, die DVD rauszusuchen) nur gemeint haben? Dass der "Wald des Grauens" aus cineastischer Sicht ungenießbarer ist als das "Blair Witch Project"? Auch wenn die Technik in diesem Streifen unter aller Kanone ist, angenehmer als die fiese Handkamera, die die berühmte Hexenhatz eingefangen hat, ist diese TV-Produktion allemal.
Und glücklicherweise nimmt sich der "Wald des Grauens" nicht so schrecklich ernst: Im Gegensatz zum anstrengenden Blair Witch Project hat er einen gewissen Unterhaltungswert. Die Anfangssequenz zieht sich zwar reichlich in die Länge, dank der klischeéüberladenen und dümmlichen Dialogfetzen stellt sich jedoch kaum Langeweile ein. Und wer sich in Geduld übt, wird mit allerfeinstem Trash belohnt: Denn Alex hat mit seiner Ausgrabung einen Höllenhund (!) zurück ins Leben gerufen, der in ihm seinen Meister sieht und ihn von nun an mit frischen Leichenteilen beliefert. Nach und Nach werden immer mehr Anwohner der Kleinstadtidylle umgebracht. Und weil Alex immer irgendwie in der Nähe ist, fällt der Verdacht auch irgendwann auf unseren Protagonisten - Biss- und Krallenspuren hin oder her....
Vielmehr will ich eigentlich nicht verraten.Nur soviel: Der Höllenhund ist nicht das einzige Monstrum. Ein nacktes, zweibeiniges Viech mit Vokuhila treibt ebenfalls sein Unwesen. Die beiden stammen aus einer Zeit, in der verfeindete Königreiche - wahrscheinlich US gegen A - gegeneinander kämpften...
Fazit: Der "Wald des Grauens" ist Bockmist, wie er im Buche steht: Low-Budget, eine selten beknackte Story, völlig belämmerte Monsterpuppen, die in jeder Einstellung anders aussehen und natürlich stümperhafte Synchronsprecher. Womit wir es aber zu tun haben,ist Trash im eigentlichen Sinne: Der Film ist schlecht gemacht, weil die Macher einen schlechten Film machen wollten - und das macht den "Wald des Grauen" so herrlich sympathisch. Eine Gurke, die man sich auch ohne bierseelige Kumpanen gut reinziehen kann. (4/10)