Zu lang vor Ort gewesen, den falschen Leuten vertraut, an das Gute geglaubt, Kandahar und vor allem The Covenant haben diesen Aspekt der Geschichte auch angerissen oder erzählt, Warhorse One baut darauf auf, die mangelnde Unterstützung bei der Evakuation, das Überlassen eines Landes an den Feind, die Übergabe an Terroristen, uneingeschränkt der Gefahr für die Bevölkerung und für die Helfer der Leute, die nun geordnet den Rückzug antreten. Telefonate werden abgewürgt, verhallen in Warteschleifen, keiner füllt sich verantwortlich, niemand ist richtig zuständig. Beschlossen von ganz oben, ausgetragen auf dem Rücken aller Anderer, aller voran derjenigen, die tatsächlich Hilfe brauchen und trotz 'Anspruch' darauf keine erhalten, wo nicht einmal die simpelsten Grundsätze von Menschlichkeit gelten:
Afghanistan. Master Chief Richard Mirko [ Johnny Strong ] soll mit seinem Team eine Pfarrersfamilie aus dem umkämpften Gebiet evakuieren, wird aber selber mitsamt dem Helikopter abgeschossen und überlebt nur als einziger mit Mühe. Am Ort selber findet er auch bloß noch die fünfjährige Zoe Walters [ Athena Durner ] vor, der Rest der Familie, Vater, Mutter, Bruder wurden grausam von Ahmad Radam [ Raj Kala ] und seinem Trupp hingerichtet. Während Mirko mühsam eine Verbindung zur Basis 'Castle', geleitet von PO James 'G' Wilker [ James Sherill ] aufzubauen versucht, wird er und die Kleine vom Feind durch ihr eigenes Terrain gejagt.
William Kaufman und vor allem Co-Regisseur Strong versuchen sich hier an etwas Neuem in der Zusammenarbeit, Kaufman hat noch andere Eisen im Feuer, Shrapnel und The Channel, grundsolide Actionthriller der B-Kategorie für den entsprechenden Markt aber, Warhorse One hat auch diese Herkunft, in der Theorie zumindest, möchte aber noch mehr, legt die Messlatte selber höher, macht sich groß und reckt und streckt sich. Viel an Zeit und Mühe wurde in das Projekt gestemmt (Strong ist u.a. auch Head of Post Production, Editor, Lead VFX Design, Makeup bzw. Special Effects Makeup, Camera Operator, Head of Sound Design und verantwortlich für den Score), an Geld selber hapert es, The Covenant ist mit einem Budget von 55 Mio. USD veranschlagt, Kandahar mit 70 Mio. USD, hier kann man mehrere Nullen von streichen, das ist hier weit entfernt.
Die Unterschiede zu den beiden namhaften Großproduktionen ist von der ersten Einstellung an, einem hektischen Telefonat bloß, deutlich und natürlich; die Handlung selber eröffnet mit einem Voice Over, als wird das Innere ausgedrückt und das Gezeigte noch einmal verklausuliert, der einfachste Schachzug, aber auch das plumpste Mittel der Erzählführung. Ein Hubschrauberabsturz, ein Abschuss per RPG, ein Überlebender, auf sich allein gestellt in der Weite des Landes, mitten in der umkämpften Provinz. Kontakt schon vorher statisch, Frequenzen gestört, Interferenzen vorhanden, nichts funktioniert. Ein erstes Feuergefecht bricht binnen wenigen Minuten aus, zwei werden per Kopfschuss erledigt, der dritte ist ein Hasenfuß. Der Befehl lautet aber Rückzug, also wird gesprintet, durch den zerklüfteten Wald gelaufen, die Häscher auf der Fährte, die Kopfschüsse häufen sich, die Taliban (hier wirklich fiese Gestalten und schon Gesichter wie die augenrollenden Meuchelmörder aus einem Horrorfilm, Wrong Turn: Afghanistan quasi) wachsen aber nach wie die Hydra in der Geschichte, namens- und gesichtslose Tote, ein flottes Dutzend in der ersten Viertelstunde, der Beginn bloß, der Anfang vom vielen Töten nur.
Einen unfreiwilligen Badeausflug später trifft man auf die Familie, zu deren Rettung man eigentlich überhaupt vor Ort ist und eingekehrt, zu spät auch Engagement gezeigt, der Verlust ist schon da und zu groß. Wie auch in den anderen beiden Filmen wird hier ein Duo präsentiert, jemand von Außen, ein Amerikaner, mit dem Dienst an der Waffe, und jemand aus dem Land selber, hier allerdings ein Kind, vor Ort geboren, aber durch den Vater amerikanischer Abstammung und auch deutlich blauäugig und blond. In den beiden anderen Filmen war die Beziehung eine Kameradschaft, nicht gleich eine Freundschaft, hier ist es durch den Altersunterschied eher (Ersatz- oder Zieh)Vater - Tochter, wer den Ton angibt, ist klar, auch sind die Gespräche möglicherweise etwas anders, aber zuweilen auch mit 'Kindermund tut Wahrheit kund." Die 'Reise' bis zur Extraktion hat dabei übrigens eine Location erwählt, die eher aussieht wie das Elbsandsteingebirge (gedreht wurde in Texas), in Kandahar durch Drehort Saudi-Arabien oftmals die reine Wüste, bei The Covenant sah es auch manchmal aus wie Durchs wilde Kurdistan, Drehort war dort Spanien.
Thematisch hat das an Brisanz sicherlich nicht verloren, aussagekräftig abseits einiger erster Dialoge ist der Film aber nicht, er ist eher Richtung Survival, im Kriegsgebiet sicherlich. Es gibt viele Panoramen der Landschaft, eine versuchte Verortung durch Drohnenaufnahmen, es gibt zuweilen eine verunsicherte oder verunsichernde Kamera, außerdem ändert sich die Optik des Filmes häufiger, von grau in grau zu kräftigen Filtern. Zusätzlich ist es ein wenig exzessiv, mit seinen 2h Laufzeit, ein wenig ermüdend, der Plot und sein Inhalt bleiben minimalistisch, teilweise wird's auch plakativ bis albern. Als reiner Actionfilm funktioniert er bloß bei zwei Szenen, der Erstürmung eines Dorfes, und der Befreiung daraus.