"Höllentrip" klingt zwar dramatischer, als der Film inhaltlicher tatsächlich ist, aber ein visueller Trip ist es schon, den uns Ken Russell mit "Altered States" durchleben läßt. Seine früheren Filme waren nicht selten grell, ironisch, religiös-kritisch und satirisch. Dagegen wirkt "Der Höllentrip" direkt linear erzählt.
In wunderbar unheimlichen Bildern wird die Suche nach der evolutionären Entwicklung des Universums, des Lebens und des Menschens visualisiert. Dabei scheint der Film erst leicht geschwätzige SF zu sein, angereichert mit unendlichen Diskussionen rund um Bewußtseinserweiterungen, Drogen und Evolution. Doch wir ahnen bald, daß Russell auch daran interessiert ist, uns das Ergebnis des Trips zu zeigen. Wie in den Sessel drückend das sein kann, beweist schon eine frühe Sequenz unter Einfluß einer normalen Droge, die reichlich religiöse Horrorvisionen verursacht, samt und sonders der der bizarr-abstrakten Sorte, schön an der Offenbarung orientiert.
Damit wäre auch schon das stärkste Stilelement fixiert: die FX von Associate und Ferren, die wirklich bahnbrechend, verstörend und unheimlich sind. Die Visionen sind samt und sondern infernalisch schnell geschnitten, hochpotent und farblich ungewöhnlich eindringlich, metaphorisch dabei eindeutig. Inhaltlich verliert sich der Film dabei zunehmend. Nach der haarsträubenden Visionssequenz auf dem Schamanentreffen in Mexiko, verrennt sich der Film wie der Hauptdarsteller in der Suche nach der letzten Wahrheit, nach dem Abrufen sämtlicher, angeblich in allen Zellen vorhandenen, Ur-Informationen vom Anbeginn der Zeit.
Den Platz für die erzählerische Vielfalt nehmen dafür Suspense und Horror-Atmosphäre ein, wenn William Hurt (dessen Dutzendgesicht hier zu einer einprägsamen Maske wird) in seinem Salzwassertank still oder nicht ganz so still vor sich hin mutiert. Das gerät alles recht unheimlich, wenn wir nicht mehr sehen, was in seinem Kopf vorgeht, sondern was mit seinem Kopf vorgeht. Die Reise zurück zum Affen wird vollzogen und dann geht der Zug nach nirgendwo.
Das rauscht in der letzten halben Stunde gar mächtig, wenn aus dem Affenmenschen irgenein langsam und schmerzvoll zerfallendes Etwas, ein halbes Energiewesen, eine geschmolzene Scheußlichkeit wird, ein glühendes Licht, ein Labor sich einen dampfenden Strudel ins Nichts verwandelt.
Sicher, das ist nicht der neueste Stand von ILM, aber 1980 muß es im Wald gerauscht haben und gar so steril sieht es auch nicht aus. Gegen die FX fällt die schlußendliche Aussage von der Macht der Liebe, die den sterblichen Dingen und Menschen erst einen Sinn (und die Rettung) gibt, ungewollt albern und ironisch aus.
Doch das ist die unterschwellige Botschaft, gezeigt wird die Mutation in rauschhaften Bildern bis zur endgültigen Wiederherstellung des Menschseins, die einen inhaltlichen Bezug meist vergessen läßt. Womit wir den ersten Effekteoverkill hätten, der den Inhalt alt aussehen läßt. Aber manchmal reicht eben der Rausch und die überdeutliche Symbolik, wobei Schnitt und Musik übrigens bärig reinknallen.
Ich will jetzt mal vorsichtig warnen, diesen Film unter Drogeneinfluß anzusehen, denn es könnte sein, daß man die "Drug Addicts", so sie denn die erste dialoglastige halbe Stunde überstehen, in Anschluß zwangsjackenreif von der Decke kratzen muß. Hier fliegt die Kuh, bitte aufsatteln. (8/10)