Psychologe Eddie Jessup (William Hurt) erforscht fanatisch extreme geistige Zustände. Dies am liebsten am eigenen Leib, weshalb er sich auf Meskalin in einem luft- und schalldichten Wassertank einsperrt. Die dort erlebten Halluzinationen weiten sich auf den Wachzustand aus und steigern sich bis hin zu körperlichen Veränderungen...
Der britische Regisseur Ken Russell, der zu Beginn seiner Karriere vor allem mit Musicals wie TOMMY und LISZTOMANIA auf sich aufmerksam machte, mit einem seiner wenigen, dafür umso eindrucksvolleren Abstecher ins Horrorgenre und seiner ersten US-Produktion. Die Geschichte des besessenen Wissenschaftlers, dem bei einem Experiment die Pferde durchgehen, ist zwar beinahe so alt wie Methusalem, siehe u.a. JEKYLL UND HYDE, RE-ANIMATOR und DIE FLIEGE. Psychologe Jessup dringt an die Grenze seiner Psyche vor und hat Nahtod ähnliche Erscheinungen wie in FLATLINERS. DER HÖLLENTRIP begeistert aber vor allem wegen seiner drastischen, extrem bildhaften Alptraumvision, die Jessup während seiner Sitzungen erleidet. Dabei phantasiert er von Schlangen, Echsenfrauen, Atombombenexplosionen, seinem Vater auf dem Sterbebett und einer gekreuzigten, 7-äugigen Ziegen. Die Wahnbilder sind ikonenhaft, knallbunt und so berauschend wie Magic Mushrooms. Die Fachsimpeleien über das Lymphatische System, Energie, die nach dem Tod nicht verloren gehen könne, und unsere Atome, die 6 Mio. Jahre alt sein und somit das Gedächtnis der gesamten Evolution in sich tragen sollen, erweitern die metaphysische, transzendente Stimmung des Films.
ACHTUNG: SPOILER! Dass Doc Jessup am Ende tatsächlich zum Urvieh und Neandertaler mutiert, im Zoo Antilopen reißt und die Stadt unsicher macht, ist natürlich mittlerer bis schwerer Unfug, ein unnötiger Abstecher in die Werwolf-Thematik, fast schon Trash, tut dem durchwegs positiven Gesamteindruck aber nur geringfügig Abbruch. SPOILER ENDE!
William Hurt (DARK CITY, SMOKE - RAUCHER UNTER SICH) mimt den fanatischen Wissenschaftler mit ausgepräkter Drogenaffinität par excellence. DER HÖLLENTRIP wirkt wie eine harsche Kritik an der Lebensphilosophie der wilden '68er und des drogenverherrlichenden LSD-Gurus Timothy Leary. Wer bislang keine psychogenen Drogen ausprobiert hat, dürfte nach dem Genuss dieses Film die Lust vollends verloren haben.
"Es ist das unglaublichste Erlebnis, das ich je hatte. Ich habe noch nie die Geburtswehen eines Berges miterlebt."
Fazit:
DER HÖLLENTRIP - im wahrsten Sinne des Wortes.