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Mittelteil eines Weckrufes von William Kaufman in der Jahreshälfte 2023, erst die persönliche Unterstützung seines Freundes Johnny Strong bei dessen nahezu Alleingang Warhorse One, dann zwei Auftragsarbeiten (#2 ist Sharpnel), die aber besser gesetzt sind als üblich und Kaufman in das Milieu von Sinners and Saints (2010) zurückbringen, den urbanen Actionthriller mit viel Schusswaffeneinsatz in den Nebengassen und Hinterhöfen. Hier Independenz gehalten, Produktionsfirmen unbekannter Natur, es geht auch gleich zurück in den Kriegseinsatz, eine POV-Stürmung oder doch eher Verteidigung gegen "Allahu Akbar" rufende Angreifer aus allen Ecken, in dunklen Tunneln. Geschreie und schweres Atmen aller Beteiligten, irgendwann wird nur noch wahllos geschossen und die Beine in die Hand genommen und gerannt, bis zur Handgranate im Blickfeld und dem Aufwachen aus der Erinnerung:

Die beiden Brüder Michael "Mick" Sheridan [ Max Martini ] und Jamie "James" Sheridan [ Clayne Crawford ] planen zusammen mit einigen weiteren Komparsen den Überfall auf eine Filiale der First National Bank in East Calhoun, werden aber schon beim Verlassen mit der Beute von der Elite Robbery Task Force Unit vom FBI um Hayes [ E.K. Spila ] und Nicotra [ Jaren Mitchell ] in 'Empfang' genommen. Außerdem hängt sich Special Agent Frank Ross [ Nicoye Banks ] an ihre Fersen, und er hat auch eine erste Spur, die Bankangestellte Ava Rishoto [ Juliene Joyner ].

Crawford kommt 'frisch' von Lethal Weapon (2016 - 2019), der Serie, das und die entsprechende mit ihm gehandhabte Season 1 und 2 sind nun auch schon etwas her, hat er aber von allen Beteiligten den meisten Nachdruck dort erreicht und die Nachhaltigkeit, in einer schwierigen Übernahme einer ikonischen Figur, mit eigenen Leben gefüllt und autarken Mitteln. Hier alleinerziehender Vater, Handwerker, das Kind ist noch im Babyalter, das Haus braucht auch seine Auffrischung und seine Renovierung, es braucht vielleicht auch eine bessere Gegend, dafür fehlt das Geld. Es geht nicht zur Arbeit, zumindest nicht so, wie man sich das vorstellt, es geht in den nächsten Einsatz, allerdings einen illegalen, ein Verbrechen, ein Bankraub, mit schnell abgefeuerter Munition und viel Gewalt.

Fensterscheiben splittern, Autos werden zur Deckung genommen und fleißig zerlöchert, Blut spritzt über den Asphalt, "Wasn't till they realized they were boxed in that they started to fall back. And the ranger peeled all the way down the fence and out." - "Ranger peel?" - "Yeah. Move, moving, covering, all at high speed shit. I gotta tell you, I haven't seen that live since Somalia.

Den of Thieves hier in der kleinen Variante, mit einem waffenaffinen Könner dergleichen Szenen als Regisseur und Autor, am Endes des Tages sind viele Polizisten tot und einige vom SWAT. Die Beute kann geteilt werden, drei Kriminelle hat es im Massaker auch erwischt. Der große Coup war das jetzt nicht, und wie es so soft ist in derlei Filmen, der Ärger geht nun erst los, der Stress beginnt erst jetzt.

In New Orleans spielt das Ganze, das wird genutzt für reichlich Lokalkolorit, die Ermittlungen, die Fahndung, die Menschenjagd der Obrigkeit wird ebenso in Augenschein genommen wie der Versuch der wenigen übrig gebliebenen Kriminellen, zu denen auch ein Schwerverletzter gehört, der Stadt und dem Chaos zu entfliehen und den Tag zu einem glücklichen Ende zu bringen. Das ist entsprechend hektisch aufgeladen, die Hetzjagd ist eröffnet, die Wege abgeschnitten, es geht einmal querbeet durch das White Trash Milieu, es wird viel bewegt, es wird reichlich improvisiert. Die Beute schrumpft, die Toten werden mehr. Darstellerisch ist das gut gehandhabt, nicht herausragend, aber mit einigen gekonnten Nebenfiguren, mit einigen kantigen Gestalten, mit einigen brauchbaren Dialogen ("You ever heard of the Pinocchio effect?" - "The pokey no fect?"), die bei Laune halten und der alt- oder auch sattsam bekannten Geschichte doch etwas ihrer Wirkung verleihen.

Ein Leben einmal im Krieg, schon als Kinder den Schlägen des Vaters ausgesetzt, ein Leben immer im Krieg, ob in Uniform oder jetzt in zivil. Einmal hatte man die Chance auf Erfolg in dem, was man kann und tut, das war bei den Marines, jetzt ist man wieder zurück auf den Straßen, wieder im Irish Channel, wieder in New Orleans. Ein Action-Krimi alter Schule wird hier geboten, solide produziert; ein Säurebad und eine fußläufige Verfolgungsjagd längs durch die Häuser der Nachbarschaft wie bei Boston im Finale zum Trotz fehlt ein wenig die rechte Begeisterung, für die überschaubare zeitliche Frist des Ganzen und die Enge des Szenarios wird zu viel palavert, wird über alte Zeiten gesprochen und neue Pläne, wird den Schwierigkeiten nicht aus dem Weg gegangen, sondern auf sie gewartet und weniger agiert als reagiert. Zudem ist Law and Order charismatischer als das mörderische Bruderpärchen aufgestellt, die Sympathien einseitig, die Betonung schlecht verteilt.






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