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Eine Seefahrt, die ist ruppig

Auf "Master & Commander" lag in seinem Erscheinungsjahr ein Fluch. Ein karibischer mit Johnny Depp im Gepäck, um genauer zu sein. Daher ist die Geschichte über ein englisches Schlachtschiff, das Anfang des 19. Jahrhunderts vor der Küste Brasiliens ein haushoch überlegenes französisches Schiff aufhalten soll, an den Kinokassen rund um den Globus ziemlich baden gegangen. An seiner herausragenden Qualität ändert das nichts. Vor allem für die Geschichtsfanatiker unter uns ist diese Hochseeverfolgung ein Zungeschnalzer, selbst wenn er nicht ausgesprochen auf wahren Begebenheiten oder Figuren beruht. Parallelen gibt es genug. Von der greifbaren Stimmung auf dem Schiff über die Faszination der Galapagosinseln bis zum Zusammenhalt unter Männern auf hoher See gibt es an jeder Ecke viel zu entdecken, aufzusaugen, wirken zu lassen.

Fast könnte einem seekrank werden, dermaßen realistisch und authentisch wirkt das Ganze. Es schaukelt und knackt und wuscht durchgehend. In seinem Subgenre ist das bis heute das Nonplusultra. Ähnlich sieht es bei der Soundkulisse aus, die jedes Heimkino zum Beben bringt. Und das Schlafzimmer des Nachbarn gleich mit. Laut, dynamisch, grandios. In diesen beiden Kategorien ist man glasklar im Referenzbereich. Doch auch schauspielerisch gibt es Klasse in Masse, alles und jedem voran Russel Crowe in seiner Hochphase. Was für ein Anführer, sogar in Rüschen! Selbst bei der Sprache bleibt der Film seiner Echtheit treu und einige der Seemänner sind für Leute ohne Englisch als Muttersprache unheimlich schwer zu verstehen im Original. Der hochverdiente Peter Weir schafft es, einen über zweistündigen Film, der fast nur auf und um das Schiff herum spielt, interessant und kaum langweilig zu gestalten. Unaufgeregt, mit tiefem Seegang und mit außergewöhnlicher Liebe zum Detail ist er der wahre Captain dieser Produktion. Er bringt einem das Leben und die Crew auf dem weiten Ozean extrem nah, man spürt in jeder Phase seines Körpers, was das für eine fast menschenfeindliche Ausnahmesituation ist und wie unbändig der Zusammenhalt in der Mannschaft war. Eine Welt für sich. Voller Wellen, Wunder und Wischmops.

Fazit: ganz nah dran, unheimlich kraftvoll, als wäre man mittendrin, Teil der Mannschaft und es fliegen einem Kanonenkugeln um die Ohren. Man kann es fast riechen, schmecken, fühlen. "Master and Commander" ist der ultimative Seeschlacht-Film, nahezu ein Endpunkt dieser Thematik und dieses Subgenres. Er verbindet Klassik und Moderne, ist eine Urgewalt, innerlich wie oberflächlich. Da kann jeder karibische Fluch einpacken! 

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