Das Interessante an dem ansonsten generisch besetzten Actionthriller (Ruby Rose vor allem, und Tyrese Gibson, die auch zuletzt umtriebig im sprichwörtlichen System waren) ist hier Neuzugang Lucas Till an der Frontlinie; Till hat erstaunlicherweise ganze fünf Jahre den Aufguss der MacGyver - Serie (2016 - 2021) angeführt, das hätte man nach den Schwierigkeiten vorher mit dem Dreh zweier Pilotfilme bis zur Abnahme und der steten Mittelmäßigkeit des ganzen Projektes wahrscheinlich nicht erwartet, zumal auch das Original eher speziell und nicht etwa legendär wie die zeitgleich herangeholten Magnum bzw. Hawaii Five-0 ist. Nach dem Fernsehen kommt nicht Kino, sondern ist der nächste Schritt ins Programm von DtV und VoD, hier noch vor allem durch Don Johnson geadelt, dessen (überschaubare) Anwesenheit immer noch so etwas wie Würde und Klasse versprüht:
Dem ehemals beim District Attorney angestellten Sam Alexander [ Lucas Till ] strebt es aus Frust über die Gesetzeslage bzw. dem Freikommen vieler Verbrecher nach Eigeninitiative, weswegen er sich bei Dr. Liam Casus [ Don Johnson ], den Leiter einer 'The Collective' genannten Organisation als Mann der Tat bewirbt. Liam ist gerade zusammen mit seiner rechten Hand und Frontmann Hugo [ Tyrese Gibson ] hinter Miro Lindell [ Paul-Ben Victor ] und dessen Assistenten Nikita [ Mercedes Varnado ] und Daisy [ Ruby Rose ] her, der eine Art lukrativen Menschenhandel führt und eine Auktion plant, darunter auch dem von ihm entführten und für 50 Mio. gehandelten Hacker Christopher Neely [ Michael Zuccocla ], dessen Informationen sowohl für 'The Collective' dringend schützenswert als für die kriminellen Bieter mehr als interessant sind.
Die Produktionsfirmen dahinter kann man schonmal gehört haben (Yale Productions, die bspw. auch Johnsons High Heat gestemmt haben, Quiver Distribution als Distributor), muss man nicht, die ersten Bilder sind farblos und ein wenig unangenehm, ein Gefangen Sein in Begrenzungen, eine Bitte um Freiheit und Frischluft, um ein hinfort von diesem Elendsort. Die Titelsequenz gibt sich Mühe, deutet einen Agententhriller an, mit mysteriösen Organisationen, mit Einzelmännern, mit geschwärzten Fallakten und vielen kleineren Zusammenhängen. Till hat die Haare etwas kürzer und die Waffe im Anschlag. Die Geschichte spielt draußen vor den Metropolen, im Grünen von Massachusetts erst, im Freien, in der Ödnis, im Verfallenen. Drohnenaufnahmen kreisen die Umgebung ein, Wildwuchs, ein Schleichen durch Gebüsch und hinein in die gestellten Fallen. Es ist Herbst, die Sonne scheint noch, die Blätter auf dem Boden, graubraunes Geraschel beim Heranpirschen an Zielobjekt und -subjekt, beim Erfüllen von Missionen. Die erste Attacke fordert zahlreiche Opfer, das geht eher schnell als übersichtlich, das bekommt die Kamera nicht richtig eingefangen.
'The Collective' sieht aus wie eine Mittelstandfirma, sie ist nicht auf dem neuesten Stand, "This place looks like shit.". Die Empfangsdame hat die abgesägte Schrotflinte unter dem Schriebtisch parat, das, ein Motto und ein Kennzeichen, eine Art doppelte Erkennung unterscheiden die 'Firma' der Selbstjustizler wahrscheinlich vom Autoleasing, der Wäscherei und der geschlossenen Videothek nebenan. Zudem gibt es hier Theorie und Praxis, es gibt Büromeetings, es gibt Aktenwühlen, es gibt eine Montage des gewalttätigen Eindringens eines routinierten Professionellen in einem Gebäudekomplex und wie es der Neuling nach dem Studium der Informationen gemacht hätte, das eine als Art Amoklauf, das andere das Erkennen einer Falle. Field Work und Improvisation, die Geschichte kann beginnen.
Das formuliert sich ein wenig als (zunehmend brutaler) Pilotfilm, eine neue Gruppierung, die als Judge, Jury and Executioner fungiert, ein neues Mitglied, die Operationen der Woche, gedreht für einen der langlebigen Kabelsender, gerne auch CBS. Das ist farblos in der Optik, das hat keine besonderen Einfälle, Actionszenen sind ein paar vorhanden, aber eher klein, ungelenke Nahkämpfe, ein paar Schüsse aus Nähe und Distanz, eine erste Auseinandersetzung entpuppt sich sogar bloß als Einstellungstest, und der reaktionäre Ernstfall wird mit einem gepackten Rollkoffer angegangen. Till macht das solide, Gibson ist in Ruhe und als Stoiker zumindest besser aufgehoben als als nerviger Laberkopp in seinen vertragsmäßigen Blockbusterauftritten, Johnson ist immer eine sichere Bank; ein Gutteil des Budgets ging bestimmt für die Besetzung drauf, die hilft hier aber, die schadet nicht. Dialoge zum Sound of Freedom sind viel Vorgeplänkel, es dreht sich um eine und dieselbe Sache, jemand soll gefunden und befreit werden, jemand hat etwas dagegen. Eine blutige Konfrontation am Strand ("Yep. That's what blood and brains look like.") bringt erste Informationen in den ansonsten dürren Strang, Frieden in der Isolation. Eine Häuserstürmung bei Nacht ("Pathetic.") bietet als Abschluss zumindest einen Feuerstunt, hat aber trotz viel Verschleiß bei den Angreifern keinen wirklichen Druck oder anderweitig Memorables zu bieten, das Finale in einer schäbigen Fabrikhalle ist eher menschenverachtend als erquicklich.