Review

Gesamtbesprechung

Gundam ist in Japan sowas wie ein Garant für flotte Robo-Anime-Action, gab es doch schon einige Ableger oder Varianten dieses Themas. Ich möchte kurz auf die früheren Serien „Gundam X“ und „Gundam Wing“ verweisen, die beides Klassiker im Anime Genre sind. Und so hatte „Gundam Seed“ den Anspruch, das beste aus den bisherigen Serien zu vereinen – allerdings nicht in Form eines Wiederaufgusses, sondern mit eigenständiger Story und neuem Gewand. Zur

Story: Es war einmal die Menschheit, die damit begann, Menschen genetisch zu manipulieren um Schwächen und Erbkrankheiten auszumerzen. Dies führte dazu, dass ein gewisser Anteil der Menschen fortan im Labor zur Welt kam: Hier werden sie Koordinatoren genannt, einfach nur ein Ausdruck für „Nicht-natürlich-Geborene“. Weil Menschen immer vor allem Angst haben, dass sie überflügelt, war ein Krieg auch vorherzusehen. Der Weltraum wurde zum Teil bereits konolisiert, so dass sich die Koordinatoren nach dem ersten Krieg auch auf ihre eigenen Kolonien zurückzogen. Trotzdem herrschen Spannungen und auf beiden Seiten gibt es nach Krieg lechzende Personen, die sich durch einen Krieg Macht, Reichtum oder ethisch-moralische Reinheit versprechen.

Die Hauptrollen bestehen aus zwei ehemaligen Schulfreunden: Kira Yamato und Aszuran Szara. Beides sind Koordinatoren, wobei Kira zu keiner Zeit eigentlich für eine der beiden Parteien ist, sondern nur seinen Interessen und seinem Studium nachgeht. Aszuran ist eher pflichtbewusst und tritt zu Anfang des Krieges zwischen beiden Parteien ZAFT bei, dem Bündnis der Kolonien der Koordinatoren. Kira – der jede Menge Freunde unter den Naturals besitzt, die er beschützen möchte – ist hier weniger patriotisch und weigert sich von Anfang an, am Krieg teilzunehmen. Da Kira genauso wie Aszuran, ein absoluter Ausnahmepilote der riesigen humanoiden Kampfpanzer (Gundams) ist, und diese Schlachtkolosse mittlerweile eine tragende Rolle in militärischen Konflikten spielen, beschwert sich niemand vom Erdenmilitär, als Kira vorerst auf Seite der Erde seine Freunde beschützt.

Der Konflikt ist nun klar erkennbar: Obwohl privat Freunde, sehen sich Kira und Aszuran in einem wahnsinnigen Konflikt gegenüber, wobei jeder nicht anders kann, als seine Freunde bei der jeweiligen Partei zu unterstützen. Obwohl Kira eigentlich Pazifist ist, und den Krieg und dessen Folgen zutiefst verabscheut, wird er immer wieder von dem Wunsch, seine verbleibenden Freunde vor weiteren Schicksalsschlägen zu beschützen, sowie dem Konflikt ein Ende zu bereiten, ins Cockpit seines Gundams getrieben, woran er schließlich zu zerbrechen droht.

Darüber hinaus stösst Kira immer wieder auf Ablehnung und Angst seitens der Naturals, auch wegen seiner fast schon unheimlichen Befähigung Gundam Panzer besser zu steuern, als jeder andere Natural.

Jetzt mag man sich denken: Klar, zwei Parteien, dann Krieg… Haben wir alles schon gehabt. Allerdings muss ich hier bemerken, dass die Story im Verlauf der Serie wirklich epische Ausmasse annimmt. Der Plot basiert hier weniger auf den einzelnen Konflikten, der Technik oder den genre-typischen Weltraumballereien, sondern auf der dramatischen Charakterentwicklung der Protagonisten auf beiden Seiten. Hier tun sich Abgründe auf, die ich in den besten Dramen nicht besser zu sehen bekam. Was sich hier tut, treibt einem immer wieder fast die Tränen in die Augen, denn über kurz oder lang kommt man zu folgender Erkenntnis: Es spielt keine Rolle, wer für wen Sympathien hegt, oder was die Vernunft einem rät – im Krieg zählt nur, seinen Gegner auszuschalten (auch wenn es der eigene Bruder sein sollte) und persönliche oder ethische Bedenken außen vor zu lassen.


Technisch präsentiert sich diese Serie modern, ohne das typische Gundamfeeling zu verlieren. Animationen und Gestaltung sind erstklassig, wenngleich heutzutage mit Appleseed, GITS 2 und Konsorten bereits technisch ausgereiftere Serien existieren. Aber wie gesagt – die Serie grenzt sich schon alleine mit ihrer dramatischen und epischen Geschichte, sowie mit den ausgezeichnet gestalteten Charakteren vom Rest des Genres ab.


Der Soundtrack ist vorzüglich und untermalt die Szenerie passend – mal mit schnelleren Techno oder Metalklängen, dann wieder mit trauriger Klaviermusik. Gerade in Verbindung mit den tiefsinnigen Gesprächen der Charaktere wird immer wieder Gänsehaut beim Zuschauer erzeugt. Der Soundtrack wurde vielleicht nicht wie der von Hellsing oder Noir ausgezeichnet, steht den ganzen Serien jedoch in Sachen Stimmigkeit in meinen Augen in nichts nach.

Die Serie umfasst animetypisch 52 Folgen und spitzt sich in Sachen Spannung mit jeder Folge mehr und mehr in Richtung Finale zu. Wahrscheinlich war die Serie zur wöchentlichen Ausstrahlung im japanischen TV gedacht, aber das ist bei vielen Animeproduktionen der Fall.

P.S.: Um die Emotionen der Protagonisten auch wirklich so intensiv mitzuerleben, ist es vonnöten, die japanische Originalfassung zu konsumieren.

Ich hatte mal eine englische Version von paar Folgen, die von den Synchronstimmen aber allesamt den Charakteren die Glaubwürdigkeit und die Dramatik nehmen. Ich weiss nicht, ob es auch eine deutsche Synchonisation gibt, aber falls ja: Lasst bitte die Finger davon, wenn ihr Euch den Spass nicht vorzeitig verderben wollt! Also: Ich halte es für eine der besten und tiefgründigsten Animeserien, die es derzeit gibt. (Von Ghost in the Shell mal abgesehen) Für Animefans absolut empfehlenswert und für Gundamfans ein absolutes Muss! Von mir gibt es 9 von 10 Punkten, weil ich denke, dass aus technischer Sicht nicht alle Mittel ausgenutzt wurden, was dem Animevergnügen aber nicht wirklich einen Abbruch tut.

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