Die Leichtigkeit des Doppelgängers
Nur zwei Wochen bevor „Twisters“ mit lautem Blockbuster-Donnern in den Kinos aufschlug, wehte bereits eine kleinere, aber nicht minder auffällige Brise über die Leinwände. Mitten hinein in die heißen Vorab-Premieren des Sommerkinos platzierte Netflix – fast beiläufig und dennoch selbstbewusst – seine ursprünglich rein für den Streamingdienst geplante Produktion „Hit Man“, die fürs Kino plötzlich den titelgebenden Rom-Com-Anstrich „A Killer Romance“ verpasst bekam. Somit gab es im selben Monat die doppelte Dosis Glenn Powell, jenes charmanten Shootingstars, dessen Kieferlinie mittlerweile offenbar eine eigene PR-Agentur besitzt. Mit Richard Linklater am Ruder – ein Regisseur, der im Hollywoodbetrieb nach wie vor den Status eines philosophisch veranlagten Außenseiters trägt – entwickelt sich „A Killer Romance“ zu einer jener angenehm eigenwilligen Genre-Mixturen, die weder laut noch revolutionär auftreten, aber einen federleichten Ton treffen, der im Streamingzeitalter selten geworden ist. Eine Rom-Com-Komödie mit True-Crime-Einschlag, ein Film, der auf wahren Begebenheiten beruht und doch frei genug fabuliert, um die Realität mit spielerischem Genuss zu überhöhen.
Der Film erzählt die Geschichte von Gary Johnson, einer real existierenden Person aus New Orleans, der als unscheinbarer Philosophie-Professor ein Doppelleben führt. Gary assistiert gelegentlich der Polizei, indem er sich als Auftragskiller ausgibt, um Menschen zu überführen, die tatsächlich jemanden umbringen lassen wollen. Ein Szenario, das bereits im Rohzustand so absurd daherkommt, dass es fast schade wäre, es dokumentarisch-nüchtern zu erzählen. Das dachten sich wohl auch Richard Linklater und Glenn Powell, die gemeinsam das Drehbuch verfassten – und den Stoff kurzerhand mit dramaturgischer Raffinesse, leichtfüßigem Humor und einer Prise Romantik aufpeppten.
Vieles wurde dramaturgisch aufgehübscht, verschärft, zugespitzt und in einen popkulturell griffigen Kokon aus schlagfertigen Dialogen und romantischer Knisterspannung eingesponnen. Aber genau das macht den Film zu dem, was er sein möchte: ein witziger, spritziger, angenehm flirrend erzählter Crowdpleaser. „A Killer Romance“ versucht gar nicht erst, Tiefgang vorzutäuschen. Er ist kein Linklater’scher Seelenstriptease à la „Before Sunrise“, aber er trägt die Handschrift des Regisseurs in seinem lockeren Rhythmus, in den offenen, atmenden Szenen und in dem Gefühl, dass hier Menschen agieren, die mehr als reine Plot-Figuren sind. Dass Glenn Powell nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera Talent zeigt, wurde spätestens hier bewiesen. Das Drehbuch ist scharf, pointiert, energetisch, nie um eine clevere Volte verlegen. Linklater wiederum bringt seine bekannte Fähigkeit ein, Gespräche so zu gestalten, als seien sie halb improvisiert, halb literarisch.
„A Killer Romance“ hat Drive, und das im besten Sinne. Der Film wirkt schlank, rhythmisch und stets in Bewegung. Linklater inszeniert mit der Leichtigkeit eines Regisseurs, der nicht zeigen muss, dass er’s kann – er weiß es, wir wissen es, also lässt er seine Bilder einfach fließen. Die Mischung aus True Crime, Rom-Com und Komödie geht überraschend gut auf. Der Film ist nicht tiefschichtig, möchte es auch nie sein. Er ist Unterhaltung – kurzweilig, charmant, verspielt. Die Szenen, in denen Gary als Hitman in unterschiedlichen Verkleidungen auftritt, werden mit einem herrlich überzeichneten Blick eingefangen. Man spürt die Freude am Schauspiel, die Lust am Verkleiden, die Leichtigkeit des Spiels.
Dass Glenn Powell ein Star im Werden ist, zeigte sich bereits in Filmen wie „Top Gun: Maverick“ oder der Screwball-Comedy „Set It Up“. Doch hier darf er all das zeigen, was sein Repertoire ausmacht. Als Gary Johnson ist er liebenswert unbeholfen, intellektuell verschmitzt, körperlich komisch, und als falscher Hitman plötzlich furchtlos, sexy, gerissen – manchmal alles gleichzeitig. Powell zeigt sich in einer ganzen Bandbreite von Outfits und Persönlichkeiten: Cowboy, Goth-Assassin, Proleten-Killer, Undercover-Scharlatan – jede Figur ist ein kleines Kabinettstückchen. Und das Publikum spürt: Er hat Spaß daran. Doch der heimliche Triumph des Films ist die Chemie zwischen Glenn Powell und Adria Arjona. In einer Zeit, in der Romantik oft als Pflichtaufgabe wirkt, ist diese magnetische Verbindung ein echtes Geschenk. Es knistert, es funkt, es prickelt. Arjona, deren Leinwandmagnetismus schon in „Emerald City“ oder „Andor“ aufflackerte, liefert hier eine ihrer besten Performances.
Fazit
„A Killer Romance“ ist ein großartig unterhaltender Film. Ein Werk, das mit Leichtigkeit erzählt, mit Humor spielt und mit Charme überzeugt. Er ist schnell, frech, verspielt, sexy – eine lockere Sommerbrise zwischen all den gewichtigen Blockbustern. Glenn Powell beweist, dass er nicht nur die neue Allzweckwaffe Hollywoods ist, sondern auch ein smarter Kreativpartner. Adria Arjona setzt ein Ausrufezeichen. Richard Linklater zeigt, dass er selbst nach Jahrzehnten noch überraschen kann. Eine verführerische kleine Stilübung, und ein doppeltes Geschenk für alle, die Glenn Powell gerade ohnehin überall sehen.