Review

Eigentlich kein schlechter Film. Liam Neeson spielt überragend einen gealterten Killer vor schöner, idyllischer Landschaft in Irland. Das ist vielleicht aber gerade der Knackpunkt. Der Film verliert sich ganz oft in kalter Romantik....das ist nicht mehr zeitgemäß und war es vermutlich noch nie. Sterben - vor allem gewaltsames Sterben hat nichts Romantisches. Wir sollten das wissen seit "Die sieben Samurai" (Die Bauern sind die Gewinner der Zukunft, nicht die Krieger), "Keine Gnade für Ulzana" (Bauchschüsse haben nichts Heroisches, sie lassen einen seeeeeehr langsam sterben) und "Heat" (Feuergefechte sind schnell, hart und grausam).

Gewalt hat nichts Schönes, egal was die Gründe sind. Das gibt zwar auch der Film zu; macht aber gerne Ausnahmen. Töten für die Nation ist dumm, Gewalt gegen Kindern geht nicht und muss mit Tod bestraft werden - und anders als in den 50ern und 60ern darf der Killer am Leben bleiben. Das hat zwar was, weil es nicht mehr das ganz extreme "wenn....dann" Schema hat und Neeson klar der Sympathieträger des Films ist (auch fragwürdig, so wie die Figur angelegt ist, nämlich mit einer sehr langen Todesliste Unbekannter), ist aber so nicht realistisch.

Zwischen all dem gibt es etwas Altersromantik und reichlich Pathos rund um Männerfreundschaft. Das rührt für einige Minuten, aber geht in dem Pathos auch an der Realität vorbei. Auch Einsamkeit ist real betrachtet wenig romantisch.

Es bleibt auch unreflektiert, wie viele, vielleicht sogar unschuldige Menschen unser Killer auf dem Gewissen hat. Im Pathos (wir haben aller Orten unterschwellig Pathos) spielt dieser Hintergrund keine Rolle. Unser Killer war im Krieg, hat seine Frau verloren und liebt Katzen und Kinder - da kann man schon mal nachsichtig sein (Ironie).

So bleibt denn nicht viel: ein unrealistischer Film, mit fragwürdigen, unreflektierten Botschaften, der leider nicht verbergen kann, dass er sehr günstig gedreht wurde (trotz schöner Außenaufnahmen).

Auch der Handlungsablauf ist sehr altbacken. Mir kommen sogar viele Einstellungen bekannt vor aus anderen Werken. Die Sache mit der Handgranate erinnert mich z.B an Reno.

Wer sagt ich wäre zu streng, kann sich gerne einen Punkt dazuaddieren. Aber die Tatsachen bleiben doch die Tatsachen. Auch Liam Neeson (einer meiner Lieblingsschauspieler) macht aus einem altbackenen Drehbuch ohne viel Hirn und Tiefgang kein Jahrhundertwerk. Seht euch den Film an, genießt ihn, aber erwartet keinen Meilenstein: 4,5 Punkte

Ich wäre froh für uns alle gewesen wenn ich hätte mehr vergeben können.

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