Review

It's a Rats World!


In der jugoslawischen Randerscheinung seiner Zeit, „Der Rattengott“, der seit seiner TV-Ausstrahlung Anfang der 80er vor allem in Deutschland zu einem kleinen Kultfilm herangewachsen ist, spiegeln sich etliche Klassiker des Genres wieder. Von „Tanz der Vampire“ oder „Der dritte Mann“ über „Invasion der Körperfresser“ oder „Hexen, Hexen“ bis hin zu „Willard“ oder gar „They Live!“. Doch Regisseur Krsto Papic machte aus diesem eigenartigen Potpourri seine ganz eigene, verträumte Suppe und eine außerordentlich tolle Ostblock-Schauermär über eine mögliche gesellschaftliche (und politische!) Übernahme einer gewieften Rattenmenschengesellschaft aus dem Underground... !

Ganz werde ich nie verstehen, warum gerade viele Frauen panische Angst vor Ratten haben. Für mich waren die krabbelnden Untergrundbewohner schon immer eher größere Mäuse und eigentlich gar nicht komplett unsüss. Aber jedem seine eigene Phobie. Mit dieser scheinbar tiefer gehenden Urangst vor den „dreckigen“, krankheitsübertragenden Nagern haben sogar schon die Nazis ihren verblendeten Judenhass propagiert und dem Thema „Angst“ als Ganzes widmet sich auch dieses graue Alpträumchen, das die Nazi-Propaganda sogar (lobenswert) ein gutes Stück auf den Kopf stellt - wenn man ihn denn so, antifaschistisch, lesen will. Doch „Der Rattengott“ geht noch ein gutes Stück weiter und tiefer, beleuchtet das Thema vielseitiger. Obwohl „beleuchtet“ bei diesem äußerst schattigen Vertreter des fantastischen, milchigen Ost-Kinos wohl das falsche Wort ist. Es ist erstaunlich und mehr als respektabel, was dieser Geheimtipp alles in gerade einmal knapp über 70 Minuten packt und was für eine niederschmetternde, aussichtslose Atmosphäre er aufbaut. Er wirkt dadurch irgendwie zeitlos, trotz großer klassischer Motive und Stilistik. Thematisch, symbolisch, emotional - alles ist reichhaltig bestückt und spielt weit über seinem damals sicher nicht allzu üppig ausgefallenen Budget. Ein Sammlungskandidat, ohne Frage. 

Fazit: Rattenstund hat Gold im Mund - „Der Rattengott“ ist gotischer Ost-Euro-Grusel der feinsten 70er-Art. Atmosphärisch, düster, ambivalent, intelligent und sehr speziell. They crawl! Ein exzellentes, exotisches und höchst interessantes Unikum, das einen teuflischen Rattenschwanz nach sich zieht und vielseitig interpretiert werden kann. Ziemlich eigen, ziemlich groß! 

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