Sean Penn, genau der, der in den 80ern/90er die Antithese zum Chorknaben war, seit Jahren aber den demokratischen Moralapostel gibt. Wenn sämtliches Pulver reingezogen oder verschossen ist, kann man leicht den Besserwissenden geben, keine Ausnahme in Hollywood. Die Beziehungsdetails der letzten Dekade stützen die These des bipolaren Midlife-Crisis-Opfers. Im vorliegenden Film darf er vermutlich eine Traumrolle spielen. Das sanfte Raubein, den gefühlvollen Menschenversteher, den erfahrenen Womanizer. Das kommt im Film aber leider ganz anders rüber. Einzig warum die ach so eloquente und clevere Dakota Johnson ihn das nicht wissen lässt, wirft noch mehr Fragen auf als Penns Selbstreflexion in Rolle und Realität. Übergriffig, anmaßend, unerzogen, unangenehm, das und ähnliches geht einem die ganze Zeit durch den Kopf. Ein solch unrealistisches Szenario, ein Dialog, der eigentlich nach zwei Minuten vorbei wäre und eine Sie, mit einem Rest Stolz, das Taxi verlassen und dem selbstherrlichen Ihm den Mittelfinger zeigt. Ich will gar nicht sagen, dass der Film nicht viel Wahres zu sagen hat, im Gegenteil, aber die dargebotene Plattform passt so gar nicht. Ein vielversprechender Kern, vermutlich eine Buchvorlage, der tendenziell zu einem Desaster in der Umsetzung wird, augenscheinlich der Regie wegen.