Review

Überraschungs-Highlight für Thriller-Fans

Der Titel weckt natürlich Assoziationen zu 3:10 TO YUMA, ein Western ist das Spielfilmdebüt des sympathischen jungen Regisseurs Francis Galluppi allerdings nicht. Vielmehr handelt es sich um einen One-Location-Thriller mit einem guten Maß an smartem, schwarzem Humor, der nicht nur einmal an die Coen-Brüder oder ältere Werke Tarantinos erinnert.

Der Film spielt zu einer nicht genau definierten Zeit, die sich nach den 70ern anfühlt, und schildert das folgenreiche Aufeinandertreffen einer Reihe sehr unterschiedlicher Charaktere in einem heruntergekommenen Diner in der Wüste Arizonas. Darunter sind etwa ein Handelsvertreter auf dem Weg zu seiner kleinen Tochter (Jim Cummings, HALLOWEEN KILLS) und ein älteres Ehepaar (Gene Jones, THE HATEFUL EIGHT und Robin Bartlett, THE FABELMANS), aber auch zwei Brüder (der ältere wird gespielt von Richard Brake, 3 FROM HELL), die gerade eine Bank ausgeraubt haben und dringend nach Mexiko wollen. Keiner von ihnen ist freiwillig dort: Sie alle warten auf den verspäteten Tanklaster, der die Vorräte der benachbarten Tankstelle wieder auffüllen soll – die nächste liegt 100 Meilen entfernt. Nach den Brüdern wird bereits gefahndet, ihre Nerven sind darum besonders angespannt. Als der Handelsvertreter sie erkennt, ist die Lunte gezündet: Die in bester Hitchcock-Manier Schritt für Schritt eskalierte Spannung wird sich in einem explosiven Finale entladen …

Galluppi inszeniert seine Figuren meisterhaft, verzichtet auf jede Unze überflüssigen Fetts und konzentriert sich darauf, ihre wechselnden Positionen in diesem Stelldichein mit scharfen Kontrasten erfahrbar zu machen, während sie unaufhaltsam auf ihr Unheil zusteuern. Unterstützt wird er dabei nicht nur von großartigen Darstellern (unter denen sich auch Jocelin Donahue, Alex Essoe und Barbara Crampton befinden), sondern ebenso von einer beeindruckend geschmeidigen Kamera und dem von ihm selbst verantworteten Schnitt, der entscheidend dazu beiträgt, dass der Film keine Sekunde mit Unnötigem verschwendet: Das Pacing ist nahezu perfekt, THE LAST STOP IN YUMA COUNTY für ein Erstlingswerk geradezu unverschämt gut konstruiert und erzählt.

Galluppi muss man unbedingt im Auge behalten. In der Zwischenzeit sind auch seine beiden Shorts HIGH DESERT HELL (bei YouTube) und THE GEMINI PROJECT (bei Vimeo) sehr zu empfehlen. Verdienter Gewinner der „Òrbita“-Sektion in Sitges 2023.

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