Review

Auch in den 80ern haben die Leute gruseliges Zeug auf Video aufgenommen... "Total Copy": Der Wissenschaftler Dr. Spratling führt gemeinsam mit seinem Team Untersuchungen an einem gestaltwandelnden, außerirdischen Wesen namens "Rory" durch und versucht einen Weg zu finden, mit diesem zu kommunizieren... und unterschätzt dabei dessen Gefährlichkeit... "No Wake": Eine siebenköpfige Clique unternimmt mit dem Camper einen Trip zum Lake Evig, um dort 'ne Runde Wasserski zu fahren und gerät dabei in das Visier eines Scharfschützen, der ohne Warnung das Feuer auf sie eröffnet... da das Wasser des Sees allem Anschein nach aber eine regenerative Wirkung hat, bleiben sie anschließend nicht tot... "God of Death": Am 19. September 1985 versucht ein Rettungsteam nach einem verheerenden Erdbeben in Mexico City einen Kameramann aus einem eingestürzten Gebäude zu befreien und landet dabei in einer unterirdischen, aztekischen Opfer-Kammer, in der der Totengott Mictlantecuhtli seine Auferstehung feiert... "TKNOGD": Während ihrer letzten Theater-Vorstellung beschwört die Performance-Künstlerin Ada Lovelace per VR-Headset eine digitele Gottheit aus dem Cyberspace herauf... "Ambrosia": Nach alter Familien-Tradition führt die Teenagerin Ruth Wrigley ihren Verwandten während einer Feier gerade ihr selbstgedrehtes Video vor, welches zeigt, wie sie als Übergangsritus sieben Menschen ermordet, die ihr zufällig vor die Flinte gekommen sind (siehe "No Wake"), als plötzlich die Polizei das Haus umstellt und es zu einem Feuergefecht kommt... "Dreamkill": Der Polizist Wayne Johnson erhält Video-Bänder per Post, welche die grausamen Taten eines Serienkillers zeigen, der die Stadt unsicher macht... allerdings jedes Mal schon einige Tage bevor sich der jeweilige Mord auch tatsächlich ereignet! Wie sich herausstellt, handelt es sich bei dem Absender der Bänder um Gunther, den Außenseiter-Teenie-Sohn von Waynes Kollege Bobby, der irgendwie in der Lage ist, seine hellsichtigen Träume auf Tape zu bannen... Die Found-Footage-Anthologie "V/H/S" geht unter der Ägide des Streaming-Dienstes Shudder in die sechste Runde und weist dabei erneut unübersehbare Abnutzungserscheinungen auf, die einem den Spaß an der Sache irgendwie verleiden. Okay, rein formal betrachtet ist "V/H/S/85" erfolgreicher als der direkte Vorgänger, der sich an dem Spieljahr 1999 festgemacht hatte, und beschwört was den Look und das Feeling des verwendeten Bild-Materials sowie die Ausstattung betrifft recht authentisch nochmal die anvisierte Dekade herauf... von der Warte aus betrachtet, kann man also recht zufrieden sein. Dafür hapert es an anderer Stelle: Die Reihe selbst hat sich nämlich doch ziemlich weit von ihren Ursprüngen entfernt, denn es war ja mal angedacht, dass der Genre-Nachwuchs hier eine Chance erhalten soll, sich weitestgehend unbehelligt von finanziellen Erwägungen quasi schnell und dreckig ein bischen auszutoben... mit Scott Derrickson hat man aber nun sogar einen gesetzten Hollywood-Regisseur mit an Bord, der auch schon mal 'nen Marvel-Streifen gemacht hat und sich und anderen wirklich nix mehr beweisen muss (und hier trotzdem das Highlight abliefert, aber dazu später mehr). Wie schon der Vorgänger "V/H/S/99" hat auch "V/H/S/85" das augenfällige Problem, dass keine vorliegende Episode mehr inhaltlich bedingt, zwangsweise im Found-Footage-Stil erzählt werden zu müssen, sondern als "herkömmlicher" Horror-Kurzfilm wohl genauso gut (wenn nicht sogar besser!) funktioniert hätte... was bei den besten bisherigen Beiträgen (vor allem: "Safe Haven" aus "S-VHS") ja absolut nicht der Fall war. Die Entscheidung, "Total Copy" von Franchise-Begründer David Bruckner als Pseudo-Framework zu verwursten und über die gesamte Laufzeit aufzustückeln, hat keinen dramaturgischen Sinn, sondern dient nur dazu, das vorhersehbare Ende mit F/X-Knalleffekt hinauszuzögern, weil so ein Episoden-Streifen halt 'ne Rahmenhandlung braucht. Mike P. Nelsons auf zwei Segmente aufgeteilter "No Wake/Ambrosia" ist von der Idee her nett, gestaltet sich in der vorliegenden Form aber echt unbefriedigend, weil das Ganze irgendwie auf nichts hinausläuft und der Stoff an sich in besser ausgearbeiteter Form (und mit weniger offengebliebenen Fragen!) wohl eher für einen herkömmlichen Langfilm getaugt hätte. Echte Flops sind der mexikanische "God of Death", bei dem aber zumindest noch das hübsch hingefakete Katastrophen-Szenario überzeugt, sowie "TKNOGD", bei dem es sich um eine der schwächsten "V/H/S"-Episoden überhaupt handelt, die über 90% der Laufzeit tatsächlich nur ein sterbenslangweiliges Stück Performance-Art mit einem ganz kurzen, kleinen Splatter-Höhepunkt am Ende ist, für den es sich nicht dranzubleiben lohnt... und die mit ihrem VR-Gedöns Mitte der 80er echt mal ein paar Jahre zu früh dran ist und - sowohl thematisch als auch was die Qualität der Computer-Grafiken anbelangt - wirklich eher in einen der beiden 90s-Vorgänger gepasst hätte. Wirklich gelungen und toll ist tatsächlich nur "Dreamkill", bei dem Derrickson inszenatorisch all-in geht, nochmal die besten Momente seines Kino-Streifens "Sinister" auf eine kürzere Laufzeit komprimiert und seine weirde Serienkiller-Geschichte mit Giallo-Touch auch mit ziemlich heftigen Blut-Effekten (u.a. ganz passend ein Rasierklinge-trifft-Auge-Moment à la Fulcis "New York Ripper") ausstaffiert. Wie schon "Amateur Night" zuvor mit dem 2016er-"Siren" würde man ergo auch "Dreamkill" unbedingt gönnen, irgendwann nochmal zum abendfüllenden Feature ausgeweitet zu werden... und dann bitte ebenso ohne das mittlerweile aufgesetzt wirkende Stilmittel Found-Footage! Fazit: Die "V/H/S"-Franchise dümpelt weiter auf mittelmäßigem Niveau vor sich hin, aber "Dreamkill" ist ein Hingucker...!

5/10

Details
Ähnliche Filme