Jippiieee!
Den müßt ihr sehen. Den müßt ihr sehen.
Denn "Color of Night" ist die quietschend komische und gleichzeitig bumsfidele (wortwörtlich) Bankrotterklärung an das Genre Thriller im Allgemeinen und Erotik-Thriller im Besonderen. Eine Gesamtbewertung dieser Zelluloidleiche übersteigt die Möglichkeiten der schriftlichen Gestaltung, deshalb lasse ichs mal mit den ins Auge springensten Mißhandlungen bewenden. Mal sehen, wie viele zusammenkommen:
1) Wer Bruce Willis als Psychiater castet, verdient was auf die Fresse. Das ist so passend wie Connery als Wilder im Busch oder Stallone als High-School-Lehrer. Tatsächlich läuft er den ganzen Film mit einem angeödeten Gesichtsausdruck durch die Gegend, daß man verstehen kann, daß sein Patient am Anfang durch die Scheibe geht. Vielleicht gabs auch keine Rammelszenen mit Jane March mehr, wer weiß...
Seine diesmal superheisere Synchronstimme schaffte es auch nicht, noch mehr zu menscheln, grausam...
2) Scott Bacula (Zurück in die Vergangenheit) ist als Psychiater keinen Deut besser, dafür recht bald tot.
3)Um Gottes Willen, wer hat Lesley Ann Warren zur Nympho-Bestie erwählt. Die Gute hat einige Jährchen zuviel auf dem Buckel, um nicht lächerlich zu wirken. Und spielt, als sei sie auf Speed. Überhaupt ist grenzenloses Overacting ein Dauersymptom dieses Flops.
4)Lippenstift scheint eine Obsession des Regie-Fetischisten gewesen zu sein. Sowohl Warren als auch March tragen ihn Quadratmeterweise und sehen aus wie angegeilte Teenies, die sich erstmals an Mutters Schminktöpfen vergriffen haben.
5)Lance Henricksen verkauft sich tragisch unter Wert.
6)Brad Dourif als Genauigkeitsfanatiker ist verschenkt.
7)Welcher halbwegs zum Denken fähige Mensch hat diese Psychogruppe zusammengestellt? Vom Leiden her paßt keiner zusammen, da stellen sich natürlich auch keine Erfolge ein. Ein wenig Studium der dritten Programme oder ein Gespräch mit einem Gruppentherapie-Patienten kann helfen.
Das, liebe Drehbuchautoren, nennt man Recherche. Ist aber interessanter, sexuell Gestörte, Nymphomanen, SM-ler und Zwangsneurotiker zusammenzusetzen. Das bringt den erotischen Touch...mit dem ganz dicken Pinsel.
8)Für alle, die auf den Skandalfaktor schielen: Bruce Willis Dödel ist zu sehen, sogar mehrfach, und sieht so normal aus wie jeder, der sich uns in der Badeanstalt unter der Dusche präsentiert.
9)Viel Spaß allen Voyeuren: Selten wurde ein Film durch Rammelszenen so in die Länge gezogen, wie Willis und March das hier tun, ohne das es eine Bedeutung hätte - und war am Ende kein Porno. Besonders quälend: nach der ersten endlosen Vögelsession gibt es dreißig Sekunden Pause, dann geht das Gerubbel von vorne los.
10) Die Wahl von Jane March als Fuck Interest (von Love Interest können wir wohl kaum sprechen)kommt allen Päderasten bestimmt entgegen. Das Mädel wirkt in allen Sexszenen immer noch bedenklich lolitahaft, was dem Regie-Fetischisten bestimmt entgegen kam. Dazu ein "Ich will dir fressen-Gebiß" und das obligatorische Schmollmündchen. Spielen kann sie übrigens auch nicht.
11) Das Drehbuch ist eine Beleidigung des menschlichen Verstands, denn
12) die Maske eines bestimmten Akteurs ist derart jämmerlich ausgefallen, daß auch Blinde auf die Lösung kommen, wer hier die gespaltene Persönlichkeit hat. Und zwar nach 15 Minuten.
13) Die Motivation des Mörders ist in etwa: Hääääääääh?
14) Eriq La Salle (Emergency Room)spielt zwar auch einen Polizisten, aber den Vogel schießt Ruben Blades ab. Auf dem nach oben offenen Proll-O-Meter der berufsbeleidigensten Darstellungen erreicht er locker eine 10 bis 12. Die absolute Lächerlichkeit, völlig unpassend und dazu noch als gewollt komisch angelegt.
15) Die Inszenierung ist so knackebunt, daß einem die Augen wehtun.
16) Eine Regie ist kaum vorhanden.
17) Das Ganze ist so lang und weilig, daß einem die mehr als zwei Stunden wie fünf vorkommen.
18) Manche Dialoge sind so klassisch schlecht, daß man vor Lachen unter den Tisch rutschen kann...
...ich muß jetzt aufhören, das könnte noch Stunden so weitergehen, aber meine Zeit reicht nicht.
Egal, das muß man jedenfalls gesehen haben, weil es so schlecht ist, daß es schon wieder unterhaltsam wirkt. Verleihe dem Ganzen hiermit Kultstatus und habe somit Schwierigkeiten, eine Note zu vergeben. Irgendwo bei 3/10, aber warum sehe ich ihn mir dann immer wieder an? Außerhalb jeder Form von Geschmack - eine echte Rarität!