Lesbian Breakfast Fight Club
Schon das gleichzeitig wehmütig machende wie hoffnungsvolle neue Orion-Logo vor dem Film hätte mir klar machen müssen: „ Bottoms“ ist nicht deine typische Highschoolkomödie. Es geht um zwei beste, lesbische, eher wenig beliebte oder attraktive Freundinnen und Außenseiterinnen, die eher als Anschluss an die cool kids statt für den Feminismus eine bizarre AG unter zweifelhaften Absichten gründen: ein Fight Club für Frauen für Selbstverteidigung, für Selbstvertrauen, für hoffentlich sexy time mit den heisseren Schülerinnen…
Bottoms Up!
„Bottoms“ ist frech, pervers und hart. Und das hat mich in dieser Radikalität überrascht. Positiv. Sehr positiv in seinen besten Momenten. Emma Seligman hat schon mit „Shiva Baby“ frisch gewirkt und mich richtig kurzweilig plus clever unterhalten. Hier dreht sie voll auf und manchmal auch über. Aber das ist in Ordnung. Ihre Darstellerinnen wirken allesamt authentisch und rotzig, ihre Art Filme zu machen hat etwas Subversives und Drastisches. Oft comichaft überzeichnet und ganz sicher nicht in unserer echten Welt spielend. Aber mit etlichem zu unserer Welt zu sagen. Mit genug Retrovibes und genauso viel Jugendkultur. Eine abgefuckt gute Mische. Mit Blut, Schweiß, Tränen und allerlei anderen Körperflüssigkeiten. Heiß und dreist. Ich hatte sowas wie einen lesbischen „Superbad“ für die aktuellen Teens erwartet. Bekommen habe ich viel mehr. Von gestern, von heute, vielleicht sogar für morgen. Versaut aber nie durchschaut. Derb, herb, im Herzen ein Nerd. Woke und doch viel eher ein Mittelfinger an alle Extreme. Aufrichtig und furchtlos. Wenn auch manchmal wie gesagt etwas hyperaktiv und überdreht. Im Grunde aber too cool for school und seinem Subgenre voraus, es wortwörtlich zum Teil sprengend.
Fazit: sehr nah an John Hughes für die moderne, gespaltene und viel zu wütende Gesellschaft. Aber einem surrealeren, schwächeren Hughes. Was dennoch als Kompliment zu sehen ist. Kreativ, frech und ungezügelt weiblich!