Review

Barry Keaghan liefert sich aktuell ein schwer verdauliches Rennen mit Cillian Murphy, Paul Dano und David Dastmalchian um den größten Widerling in der Hollywood Rollen-Auswahl.
Hier als sozialer Underdog zu Besuch in der Welt der Reichen. Dieser und der restliche Cast stellen sich als auf den Punkt heraus, einer der großen Vorzüge der langen 130 Minuten. Ein Drittel Einführung ohne nennenswerte Höhepunkte, außer, im negativen Sinne, die auffällige Überheblichkeit einiger Möchtegern-Elitärer. Dann geht es in das geldkreierte Paradies und die Handlung nimmt mehr Fahrt auf. Ein Schauplatz zum Erbrechen, zumindest aufgrund des fleischlichen Interieurs. Unser vermeintlicher Held verstärkt einige bereits angedeutete unangenehme Wesenszüge, passt sich sozusagen seinem neuen Umfeld an. Jede Figur ist jetzt ein Bilderbuch voller Absonderlichkeiten, bietet folgend eine Menge Diskussionsstoff. Immerhin. Und es wird teilweise physisch recht ekelhaft. Sind das die Kontroversen an Saltburn, mit denen jener angeteasert wurde? Oder doch die inhaltlichen Aspekte, die Bloßstellung grundlegender Charaktermerkmale, welche dann doch nichts mit dem sozialen Stand zu tun haben. Wahnsinn hier, Wahnsinn dort. Spätestens mit dem einschneidenden Ereignis im Plot verfällt der Film selbst jenem, die Genrezuordnung wandelt endgültig von Drama oder im Ansatz Thriller zum Schwarzhumor. Der Fremdkörper zersetzt das System und wird letztendlich leider mehr oder weniger als Bösewicht definiert. Was bei mir so wenig tiefgehende Gefühle erzeugt hat, wie genannte unangenehme Szenen. Das und das Ende, welches ein eventuell besonderes Werk unnötig erdet, vom Mindfuck zum Standard, verhindern leider jegliche Nachhaltigkeit. Saltburn wäre gern mehr geworden als er ist, stellt sich immer wieder selbst ein Bein. Das sehe ich so, allerdings mit der Gewissheit einer alternativen Sicht manch anderer Betrachter.

Details
Ähnliche Filme