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Wir befinden uns im 19. Jahrhundert. Es ist Winter. Es ist kalt. Sehr kalt. Da hilft ein gelegentliches Apfelschnäpsle wirkungsvoll gegen den schändlichen Frost. Nur dumm, dass Brenner Jean Kayak aufgrund eigenen Übermuts seine Brennerei samt Apfelbaumplantage leider in die Luft gejagt hat. Jetzt liegt der arme Kerl im Schnee, nichts zu essen, nichts zu trinken und kein Geld. Jetzt heißt es erst einmal überleben. Nahrung muss her. Hoppelt auch reichlich durch den verschneiten Wald, ist aber leider clever genug, auch den ausgeklügeltsten Fallen unseres Protagonisten zu entgehen. Doch der Mann lernt dazu, nimmt es auf mit schwulen Hasen, hinterlistigen Waschbären, hungrigen Wölfen, jeder Menge Bibern und allem möglichen mehr oder weniger pelzigem Getier, vorwiegend mannsgroß. Schließlich wird er Pelzjäger. Verliebt sich in die Tochter des örtlichen Pelzhändlers. Doch der knüppelhart: Die kriegst du erst, wenn du mir hunderte von Biberpelzen bringst. Gesagt, getan ... Kayak packt an. Doch die Viecher sind gerissen und haben zudem selbst hochfliegende Pläne.

Jessas, was ist denn das? Auf jeden Fall kompletter filmischer Irrsinn. Ein Slapstick-Wahnsinn als Stummfilm in schwarz-weiß. Als hätten Guy Maddin und Buster Keaton zusammen einen Film gedreht. Hier jagt über 108 Minuten ein Gag den nächsten. Normalerweise stehe ich ja nicht auf Komödien. Doch was Regisseur Mike Cheslik mit seinem großartigen Team hier in jahrelanger Kleinarbeit kreiert hat, hat so einen frischen unverbrauchten Charme, ist im besten Sinne altmodisch und liefert doch manchen Querverweis auf heutige Zeiten. Grandios. Natürlich: Es gibt so manchen albernen Gag. Und einige werden sehr oft wiederholt, aber jede Szene ist liebevoll gestaltet, so dass eine kalt-rationale filmwissenschaftliche Analyse einfach der falsche Ansatz zur Beurteilung dieses vor Phantasie überbordenden Films ist. Sehen, staunen, Tränen lachen. Vielen Dank an das Fantasy Filmfest für diese Indie-Perle. Hoffentlich gibt es einen regulären Kinostart. 

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