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Nach einem beachteten Langfilmdebüt sind die Erwartungen an einen entsprechenden Nachfolger logischerweise hoch. Die spanische Regisseurin Carlota Pereda konnte seinerzeit mit „Piggy“ einige Aufmerksamkeit schüren, wogegen es „The Chapel“ schwer haben dürfte, überhaupt eine spezifische Zielgruppe anzusprechen.

Ein kleines Dorf im Baskenland: Für fünf Tage wird die hiesige Kapelle geöffnet, in der vor Jahrhunderten Pestopfer eingemauert wurden. Die kleine Emma will zum Geist eines Mädchens durchdringen und benötigt die Hilfe des Mediums Carol, welche gerade erst ihre Mutter verlor…

Ohne zuviel über den Inhalt zu verraten, - aber die Exposition führt das Publikum gekonnt an der Nase herum und schürt die Erwartungshaltung umso mehr, es mit einer ausgeklügelten Geschichte zu tun zu haben. Die Ernüchterung folgt allerdings Schritt für Schritt, wenn sich die Chose als Drama mit vagen, übersinnlichen Einlagen herauskristallisiert.

Jene beinhalten zwar einige Geistererscheinungen wie Vogelmenschen, die während der Zeit der Pest oft als ausführende Organe fungierten, doch in diesem Kontext gibt es nur wenige Jump Scares und noch weniger eine handfeste, dauerhafte Bedrohung. Vielmehr geht es um zwei Töchter, die mit Verlust, Trauerbewältigung und Versöhnung umgehen müssen, - immerhin eine Tatsache, welche die beiden Hauptfiguren eint.

Während die zynische Carol zunächst jeden Kontakt zu Emma meiden will, folgt das Kind ihren natürlichen Instinkten. Ihre an Krebs erkrankte Mutter wird in absehbarer Zeit sterben und Emma möchte lernen mit den Toten zu kommunizieren, was aus jener Perspektive komplett nachvollziehbar ist. Jedoch wird auch das Zusammenspiel der Protagonistinnen über weite Teile vernachlässigt, es gibt zu viele Interventionen durch unwesentliche Nebenfiguren und es will schlicht kein lockerer Erzählfluss entstehen.

Dabei ist die Atmosphäre im Dorf, in welchem die Einwohner über fünf Tage festlichen Aktivitäten folgen durchaus ansprechend, denn trotz der Feierlichkeiten liegt eine permanente Melancholie und Isolation über dem Geschehen. Untermauert wird dies durch einen entsprechenden Score und eine Farbgebung, die je nach Situation Angst und Hoffnung suggeriert.

Dennoch mangelt es an Intensität. Natürlich wird sich das Finale in der titelgebenden Kapelle abspielen und ebenso selbstverständlich werden die Hauptfiguren involviert sein. Doch der Spannungsgehalt bleibt gering, das Mitfiebern hält sich in Grenzen und von den übernatürlichen Komponenten hat man sich bereits weitgehend verabschiedet.
Was bleibt sind überzeugende Mimen und eine ansprechende Optik, doch die unentschlossen vorgetragene Erzählung plätschert vergleichsweise belanglos vor sich hin.
4 von 10 

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