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Der erste Teil in der als Sechsteiler angelegten Reihe "IMPERIUM", die sich inhaltlich mit der Entstehung des römischen Kaiserreiches bis zu dessen Untergang auseinandersetzt, ist im Wesentlichen der Vita von Octavian (Augustus) gewidmet und deckt zeitlich in etwa die Jahre 54 v. Chr. bis 14 n. Chr. ab. Obwohl die Produktion sich angestrengt bemüht, die gröbsten Fakten der doch sehr komplexen Verhältnisse und Entwicklungen im römischen Reich zu jener Zeit wiederzugeben, ensteht beim Anschauen leider eher der Eindruck einer historischen Seifenoper, als der eines um Authentizität besorgten Historienfilms.

Dabei geht es auch gar nicht so sehr um die Historizität betreffende Details (wobei sich natürlich bereits hier die Geister scheiden, was wichtig und was unwichtig ist), wenn man zunächst einmal nur den Unterhaltungsanspruch eines Historienfilms berücksichtigt. Historiker mögen sich gewiss zu Recht über viele, viele Unzulänglichkeiten ärgern und über noch viel mehr interpretationsfähige Sachverhalte streiten, der Zuschauer, der den Film jedoch nicht unter geschichtswissenschaftlichen Aspekten anschaut, wird "Augustus - Mein Vater, der Kaiser" viel eher nach dessen emotionaler Wirkung beurteilen. Diese wiederum hängt maßgeblich davon ab, ob es dem Film gelingt, die Welt der Antike für den Zuschauer glaubhaft und lebendig entstehen zu lassen - unabhängig von den realhistorischen Tatsachen oder deren (Un-)Kenntnis. Wer an der Wahrheit interessiert ist, der muss forschen und dazu eignet sich ein Unterhaltungsfilm auf TV-Niveau ohnehin nicht.

Leider scheitert "Augustus" aber auch auf der Unterhaltungsebene. Grund hierfür ist, dass nahezu jede Szene im Film den Zuschauer daran erinnert, dass er lediglich eine oberflächliche und sehr künstlich wirkende Imitation der Vergangenheit sieht. Unecht wirkt die Ausstattung, weil selbst bei alltäglichen Gebrauchsgegenständen keine Abnutzung zu erkennen ist. Auch die Bekleidung ist stets fabrikneu (selbst die des Pöbels!), poppig bunt und porentief rein, während die ach so pompösen Kulissen steril und unbewohnt wirken. Ornamente erinnern bisweilen an Kartoffeldruckexperimente aus der Grundschulzeit und viele Requisiten sind scheins nur vorhanden, um hübsch im Licht der Scheinwerfer zu glänzen. Irgendwann fragt man sich, warum eigentlich nicht auch noch Plastikobst verwendet wurde.

Der Sprachstil ist übertrieben modern, oft sogar unpassend lässig, was ebenfalls nicht gerade eine gute Voraussetzung ist, um eine Illusion der Antike entstehen zu lassen. Inhaltlich sind die Dialoge schlicht und oberflächlich. Dadurch passen sie immerhin gut zu der schauspielerischen Präsenz, welche weniger den Eindruck von historischen Menschen erzeugt, als dass sie vielmehr eine überaus zeitgenössische Abbildung bekannter Stereotypen vermittelt. Während Peter O'Toole (Augustus) und Charlotte Rampling (Livia) durchgehend eine gute Figur abgeben, wähnt man sich ob der Attitüde von beispielsweise Anna Valle (Kleopatra), Vittaoria Belvedere (Julia), oder Russell Barr (Maecenas) öfters als einmal in einer beliebigen TV-Seifenoper unserer Tage. Die Körpersprache, Haltung, Mimik und Gestik der meisten Mitwirkenden ist auffallend modern und wäre so auch unverändert übertragbar auf die Rollenmodelle in "Reich und Schön" etwa.

Selbstverständlich ist es nahezu unmöglich, die vielschichtigen und komplexen historischen Zusammenhänge zufriedenstellend für das vorhandene Format zu komprimieren. Daher sind Szenen mit bloßem Symbolcharakter, die lediglich auf bestimmte Sachverhalte verweisen sollen (etwa die Spannungen zwischen plebs, Adel und Senat) unumgänglich. Leider aber kommen diese Sachverhalte in nur allzu klischeehaften Situationen zum Ausdruck, wodurch dann eine ziemlich banalisierte und undifferenzierte Darstellung von eigentlich bedeutsamen und kontroversen Inhalten entsteht. Bei den Volksversammlungen fühlt man sich bisweilen gar an Inszenierungen aus "Star Trek" erinnert, wenn es ein Außenteam mal wieder zu irgendwelchen rückständigen Hillbillies verschlägt, die auf ihrem Mond den gesellschaftlichen Aufstand proben. Überhaupt bietet der Film strukturell, dramaturgisch, oder inszenatorisch nichts, was man in vergleichbaren Produktionen nicht schon tausendmal (nur meist besser!) gesehen hat.

Fazit: Der Auftakt der Reihe stellt somit alles andere als eine Empfehlung für die nachfolgenden Teile dar. Bei einer Spielzeit von knapp drei Stunden ist neben entsprechend Sitzfleisch auch unbedingt eine angepasste Erwartungshaltung erforderlich, da "Augustus" endlich nicht mehr bieten kann, als eine unterdurchschnittliche TV-Produktion, welche die inhaltliche Blutarmut durch ein Make-Up aus trivialen, oft gar peinlichst kitschigen Soap-Ingredenzien in keiner Weise kaschieren kann. Trotz allem Protz und Prunk nur sehr blasse 3 / 10 antiken Säulen. Es heißt, Augustus fand eine Stadt aus Ziegelsteinen vor und hinterließ ein Rom aus gleißendem Marmor. Roger Young hat aus Marmor Schmalz gemacht. Sic transit gloria mundi...

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