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Die Zutaten sind spätestens seit Blowback - Time for Payback, einem minimalistischen Parker - Verschnitt klar: Takács, Gigandet, Premiere Entertainment, Saban Films, Bondit Media Capital, dazu ein zweiter namhafter oder zumindest bekannter Darsteller, dort Randy Couture, hier Tom Berenger, und Jeff Fahey. Dafür kein oder nur wenig Geld und auch nicht so richtig die Ideen, und dennoch im derzeitigen Stand der B-Actionfilme fast noch der Klassenprimus, gibt es ja auch noch weniger zu holen und zu erwarten, gibt es noch Tubi Originals und Uncork'd Entertainment. Schlimmer geht's demnach immer. Besser aber auch:

Tijuana. Nach dem Tod seines Partners im Einsatz sinnt DEA-Agent Anthony Vanowen [ Cam Gigandet ] auf Rache, speziell gegen den Schützen Zacarias Zapata, a.k.a. Zico [ Rafael Cabrera ], aber auch dessen Hintermänner, die er aufgrund eines Tipps des bei dem Einsatz gefangengenommmen Fevzi 'El Turco' Polat [ Peter Nikkos ] bei dem nach außen hin legal erscheinenden Geschäftsmann Hussein Bin Farri [ Hani Al Naimi ] vermutet, und weswegen er sich an dessen Nichte Rashida [ Sara Sayed ] 'heranschmeißt'. Währenddessen bekommt der sich eigentlich in den Ruhestand begebende Nick Falconi [ Tom Berenger ] von seinem Freund und Vorgesetzten LaRusso [ Jeff Fahy ] und damit der CIA drei sogenannte 'Black Warrants' aufgebrummt, d.h. die Beseitigung für den Staat gefährlicher Leute, darunter auch Bin Farri und darunter auch Polat.

Mit einem angekündigten Rollkommando wird begonnen, ein Polizeikonvoi cruist durch die Stadt, deutlich sichtbar eine Präsentation, eine Ankündigung, ein Versprechen, dem der Bekämpfung der Kriminalität mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln; geht es doch aber nur den kleinen Lumpen an den Kragen, etwas, dass selbst den anwesenden Mitstreitern peinlich und over-the-top in der Anlage ist. "Gotta take out the small-timers before they become big-timers, right?" als der kriminologische Ansatz dahinter, die Gefahr schon im Keimen bannen, wenn auch mit der Kavallerie; welche im Übrigen genug Schwierigkeiten mit dem 'Fliegenschiss' hier hat, darf man doch schon die ersten Toten zählen. Eine Verhaftung mit Ankündigung, eine Ausführung reichlich unprofessionell, man läuft quasi direkt in den Schusswechsel hinein, dein 'Freund und Helfer' kehrt heute ohne Partner heim.

Eine erste kleine Actionszene, und schon mehr, als Blowback zu bieten hatte, die Korken gehen auf, der Champagner ist am Fließen.Takács filmt das Ganze übrigens solide, aber man sieht die Begrenzungen an allen Ecken und Enden, das Antäuschen einer relevanten Begebenheit mit dem wenig Zusammengesparten, dem Geborgten und dem Ausgeliehenen. Erst wird Small Talk abgehalten, dann ist plötzlich 'imminent danger', es gibt es hohes Gehalt für die Gefahrenzulage und den Job an sich, es wird ein bisschen mit dem Spionage- oder dem Agentenfilm gespielt, Organisationen, Hierarchie, 'Maulwürfe', Außenmitarbeiter, die die Situation klären sollen, es geht in einen etwas anderen Film und eine zusätzliche Perspektive. Die alten Recken Berenger und Fahey streuen einige Würden in die Szenerie, Berenger haben sie nach und nach aus der eigenen Sniper-Reihe herausgeschrieben, Fahey ist schon Stammmitglied bei den oben genannten Kollaborationen, er war anschließend auch in Ruthless dabei und in Due Justice, festes Zubrot für den Lebensabend, schnell verdientes, wenn auch sicher kleines Geld.

Die ganz große Klaviatur wird hier gespielt, die Nationale Sicherheit stellt auf dem Spiel, Biologische Waffen, Kinderprostitution, Terrorismusverbindungen, all der Abschaum dieser Welt quasi in drei Männern vereint, in drei Zielen, den 'Black Warrant', um die sich der Titel des Filmes und irgendwo auch der Film dann selber dreht. Was das Ganze mit dem Prolog zu tun hat und das Eine mit dem Anderen, wird später aufgeklärt, Andeutungen kommen beizeiten, eine familiäre Zusammenhörigkeit, Vater und Sohn im Gespann, wenn auch erst getrennt. Eine geteilte Perspektive, was den Film beweglicher macht, als er tatsächlich ist, die Bilder solide, die Szenen klein, die Kamera stabil, das Geschehen weniger treibend als vielmehr statisch und eingefangen. Dabei packt Berenger auch hier einmal sein Scharfschützengewehr und seine Fähigkeiten aus der Distanz aus, ein Attentat in der Innenstadt, eine Aufregung mehr, ein Krimineller weniger.

Ansonsten funktioniert das eher wie ein entspannter Krimi, es gibt ein wenig Aktenwälzen, es gibt ein wenig Ermittlungen, dazu die Observationen, das Überwachen fremder Personen und das Beziehen von geheimen Informationen, es gibt mehr Gerede als eigentliches Gewese, mehr Sprechen als Handeln, viele blanke Beobachtungen, die Zeit geht auch irgendwie so um. Ein Überfall auf ein edles Hotelrestaurant arbeitet neben dem Einsetzen eines Schalldämpfers auch mit 'Blendgranaten', die Observierer bekommen das kaum und das vorige zweimalige Ausschalten des gesamten Stromnetzes in der weiteren Umgebung schon gar nicht mit; die Aufmerksamkeitsspanne aller Beteiligten ist hier deutlich begrenzt, der Zuschauer kann sich dem Anpassen, sonst hat er ein Problem; die Geschichte des Filmes ist übrigens von Michael Paré höchstpersönlich, seine erste Arbeit dahingehend, früh übt sich. Das Ganze ist und bleibt recht spröde, es lebt ein wenig durch die Umgebung von Tijuana und ein paar Flüchen, ein paar Gewaltspitzen, Kopfschüsse vor allem, es gibt sich sichtlich Mühe, trotz des Nötigsten an Material ein Mögliches herauszuholen, den bloßen drögen Anschein einer würdigen Produktion, die finanziell am Krauchen und am Kriechen, aber immerhin nicht so anämisch und am Stehlen und Straucheln wie Blowback, "the sorry sack of shit" ist.

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