Der alternde Profikiller Marciani kommt von New York nach Italien, um den Mord an seinem Bruder zu rächen. Er stößt auf den Nachwuchsgauner Angelo, den er, weil seine Augen zusehends nachlassen, zum Killer ausbildet. Zumindest technisch, denn die Willenskraft einen Menschen zu töten, die muss Angelo erst noch entwickeln. Viel Zeit dazu hat er allerdings nicht ...
Klingt von der Vater-Sohn-Beziehung “Alter Killer und junger Gauner“ her erst mal nach dem 3 Jahre früher entstandenen LA PISTOLA von Michele Lupo, bei dem Lee van Cleef und Tony Lo Bianco versuchten aufzuräumen, aber natürlich werden auch Erinnerungen an DER TOD RITT DIENSTAGS oder an BANDIDOS wach. Hier sind es Yul Brynner in seiner letzten Rolle und der Sänger Massimo Ranieri, die in Neapel für immer größer werdende Lücken unter den ansässigen Mafiosi sorgen, und dabei reichlich flott und energiegeladen vorgehen. Jede Menge Action ist geboten, und die ist auch erstklassig inszeniert, allerdings hat Yul Brynner mir persönlich ein wenig zu oft diese In Europa drehen sie ja drollige Filme-Ausstrahlung. Was nichts anders heißen soll, als dass ich mir einbilde, dass in vielen Szenen ein nachsichtig-melancholisches Lächeln über sein Gesicht huscht – Vor allem dann, wenn es grade gar nicht passt. Dazu Massimo Ranieri, der mir in MORDANKLAGE GEGEN EINEN STUDENTEN so gut gefallen hatte, und dessen Rolle ich hier überhaupt nicht verstehen mag. Welchen dramaturgischen Reiz hat diese Figur? Ist es seine Aufgabe, jüngere Leute ins Kino zu ziehen? Oder war der Mann eine Vorgabe vom Produzenten? Nicht dass Ranieri schlecht ist, aber seine Rolle fordert gelegentlich zum leichten Fremdschämen auf, und man fragt sich unweigerlich, was für eine knallige Actionorgie der Film ohne Ranieri geworden wäre …
Die deutsche Synchro macht mich auch nicht richtig glücklich (Wer bitte schön kam auf die Idee, Arnold Marquis auf Yul Brunner zu besetzen? Aber irgendwann gewöhnt man sich dran …), und solche Dinge verhindern schlussendlich eine höhere Wertung. Aber das sind alles irgendwie Kleinigkeiten, nach der Sichtung bleibt die Erinnerung an einen fetzigen und starken Gangsterfilm im Kopf, den man sich ruhig öfters einmal geben kann.