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Der Film scheint zu polemisieren, wenn man sich die derzeitige Durchschnittswertung anschaut. Je nach Auge des Betrachters mag sich auf den ersten Blick tatsächlich nicht so arg viel auf der Hütt´n auf dem verschneiten Berg tun.
Aber tatsächlich liegt hier ein psychologisches Kammerspiel vor. Der etwas unbeholfen-grüblerische Ingo will mit seiner Freundin Nadja im verschneiten Gebirge eine ruhige Zeit verbringen, um die Beziehung zu retten. Stattdessen schneit eine große Gruppe von Knuts Freunden unangemeldet hinein. Knut ist Nadjas Bruder und der Gastgeber selbst taucht nicht auf. Bald sickert die Botschaft durch, dass der politische Aktivist von der Polizei festgenommen wurde ("Sie haben Knut") und während Wolfgang versucht, Pläne zur politischen Aktion zu schmieden, vergnügen sich die anderen weitgehend mit sich selbst. Auf dem engen Raum gibt es dann genug Raum für die üblichen zwischenmenschlichen Problematiken, wo Frustrationen und Begehrlichkeiten, schließlich auch offene Aggression hochkochen.

Ich fand den Film ein bisschen lang, war zumindest überrascht, dass er... [ S P O I L E R ! ]
... nach Knuts Rückkehr noch weitergeht.
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Auch ist nicht ganz klar, warum der Film unbedingt in den Achtzigern spielen muss. Vielleicht weil das Jahrzehnt für die Zielgruppe aufgrund eigener Erinnerungen trendy ist, vielleicht weil der Film autobiographische Züge trägt, vielleicht weil die jungen Menschen damals als noch ein bisschen naiver gelten. In dem Schneeland da oben auf dem Berg spielt das Jahrzehnt jedenfalls keine Rolle.

Wäre der Film mit einer wackligen Handycam aufgenommen worden, ginge er theoretisch als typischer Dogma-Film durch, da er bescheiden mehr von zwischenmenschlichem Gefühlsterror als von großen Spektakeln berichtet. Aber in "Dogma"-Filmen sind ja glaub ich Soundtracks verboten. Das wäre hier schade, kommt doch mehrfach Nick Drake zum Einsatz.
Fazit: Ein sehr netter kleiner Film, der allerdings weniger linke Nostalgie transportiert, als ich erhofft hatte.

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