„Hidalgo – 3000 Meilen zum Ruhm“ oder vielleicht auch: Der Film, den sie Pferd nannten.
Hauptfigur ist Frank T. Hopkins (Viggo Mortensen), dessen angebliche Erlebnisse Grundlage für den Film waren. Das mag man bei der argen Glorifizierung von Mr. Hopkins bezweifeln, aber andrerseits soll „Hidalgo“ ja in erster Linie unterhalten. Erwähnter Unterhaltungswert wird jedoch bereits durch den viel zu langen Auftakt gemindert, der zudem dreist „Last Samurai“ kopiert: Soldat Frank fühlt sich verantwortlich für das Indianermassaker am Wounded Knee Creek, quittiert den Dienst und endet als Säufer in einer Wildwestshow. Das Ganze hat jedoch weniger Tiefgang als „Last Samurai“, da man sich hier nicht zwischen Dramatik und billigen Witzchen, zwischen schonungsloser Darstellung und Verharmlosung von Franks Trauma entscheiden kann.
Im Unterschied zu „Last Samurai“ landet Frank jedoch nicht bei einem Waffenhersteller, sondern bei Buffallo Bills (J.K. Simmons) Show. Hier wird dann noch weiter gekaspert, alles mäßig witzig und vom heiß erwarteten Rennen keine Spur. Allerdings erfahren wir, dass ein befreundeter Indianer dringend Knete zur Rettung der Wildpferde seines Stammes gebrauchen könnte (hui, Völkerverständigung und Ökobotschaft in einem). Da kommen die Gesandten des Scheichs Riyadh (Omar Sharif) gerade recht auf, die möchten, dass Frank mit seinem Mustang Hidalgo an dem Wüstenrennen Ocean of Fire teilnimmt, damit bewiesen ist, dass dieses Mischlingspferd arabischen Vollbluthengsten unterlegen ist.
Natürlich winkt ein fettes Preisgeld und so muss sich Frank dann aus seiner Lethargie reißen und reist in den fernen Osten, um an dem Rennen teilzunehmen und gegen Konkurrenten sowie diverse Vorurteile gleichermaßen anzutreten…
„Hidalgo“ besitzt einen gewissen Unterhaltungswert, doch das Drehbuch hat seine Schwächen, da das eigentliche Rennen immer wieder in den Hintergrund tritt. Meist sieht man vom Rennen eh nur Szenen, in denen Ross und Reiter immer weiter abmatten, während die Konkurrenz reihenweise dem Hitzeschlag, der Wüste usw. zum Opfer fällt. Da fehlt dann auch der Griff in die tiefste Klischeekiste nicht: Hidalgo übersteht tapfer schlimmste Strapazen und Verwundungen, sodass Frank in Situationen noch Chancen auf den Sieg hat, in denen jedem anderen die Mähre unterm Hintern verreckt wäre. Peinlicher Höhepunkt dieser Glorifizierung von Held und Pferd ist sicherlich die Szene mit der Illusion in der Wüste, nach der Held und Pferd auf einmal wieder ungeahnte Kräfte in sich entdecken.
Die Subplots sind mal Bremser, mal Aufwertung. Des Scheichs Töchterchen giert nach Emanzipation, soll aber zwangsverheiratet werden – was draus wird, erfährt man am Ende erst gar nicht, sodass gerade dieser sehr ausgewalzte Subplot ein gewaltiger Klotz am Bein von „Hidalgo“ ist. Andere Nebenhandlungen hingegen erweisen sich als ganz hilfreiche Erweiterungen, denn in dem Rennen wird auch intrigiert und betrogen bis die Schwarte kracht. Zwar sieht man jedem schon an der Nasenspitze an, ob er gut, böse und bloß arrogant ist, doch für klischeehaftes Entertainment reichen diese Auseinandersetzungen dann doch.
Denn da versucht man einander zu entführen (mal um das Rennen zu gewinnen, mal um den Schein zu erpressen), Konkurrenten umzubringen usw. Das sorgt dann immer wieder für kleine Actionszenen, die leider sehr auf jugendfrei getrimmt sind (man bekommt z.B. die wohl unblutigste Enthauptung aller Zeiten serviert). Doch inszenatorisch sind die Actionszenen wirklich sehr gut, gerade der Kampf des schwarzen Leibwächters gegen diverse Fieslinge macht echt Laune. Auch sonst lässt „Hidalgo“ gutes Abenteuerfilmfeeling aufkommen, was es dann umso ärgerlicher macht, dass das Drehbuch hier so wenig gute Einfälle hat.
Viggo Mortensen ist ja seit „Herr der Ringe“ oben auf, doch seine Leistung hier ist alles andere als herausragend. Auf Autopilot spielt er den in sich gekehrten Helden ganz OK, aber große Schauspielkunst sieht anders aus. Ähnliches kann man über die meisten anderen Darsteller sagen, wobei kurze Auftritte von J.K. Simmons, Malcolm McDowell und C. Thomas Howell eher Insiderjokes als echte Bereicherungen für den Film sind.
Unterm Strich bleibt durch und durch mittelmäßiges Abenteuerkino, das halbwegs kurzweilig und gut inszeniert daherkommt, aber nur so vor schlimmen Klischees strotzt und dessen Plot sich auf keine klare Linie einigen kann.