Es ist fast noch wie in den Achtzigern: Erst legt Arnold Schwarzenegger vor, dann zieht Sylvester Stallone nach und der Konkurrenzkampf der beiden Action-Ikonen geht weiter. Entsprechend folgt der dreiteiligen Doku „Arnold“ das Pendant „Sly“, allerdings in einer weniger ausladenden Form von 95 Minuten Laufzeit.
Im Zentrum steht natürlich Stallone selbst, der während der Doku allerlei zu berichten weiß und auch über seine weniger behütete Kindheit spricht, in der seine Mutter durch Abwesenheit glänzte, während sein Vater zu Gewalt neigte. Da Sly als junger Mann schwer zu besetzen schien und selbst als Statist für „Der Pate“ nicht den Anforderungen entsprach, arbeitete er früh an eigenen Drehbüchern. Das von „Rocky“ sollte ursprünglich über einen Schuldeneintreiber handeln und erst später wurde der Titelheld zum aufstrebenden Boxer.
Die Reihe um „Rocky“ nimmt natürlich recht viel Raum ein und hier geben Slys Ausführungen einen interessanten Einblick in die Stoffe, bei denen nicht selten improvisiert, ergänzt und umgeändert wurde. Auch Talia Shire schildert einige Impressionen aus jener Zeit, aus der es gerne noch etwaige Hintergründe mehr hätte geben können, wie etwa die Zusammenarbeit mit den anderen Darstellern oder diverse Einblicke in die Dreharbeiten.
Hinsichtlich seiner Kindheitserfahrungen versteht man indes recht gut, warum Stallone jene Figur so anlegte.
Dies schimmert auch ein wenig später bei den Filmen um „Rambo“ durch, welche allerdings deutlich knapper im Fokus stehen. Zwischendurch werden zwar auch Ausflüge ins komödiantische Fach erwähnt, doch demgegenüber wird der Zweitraum der Neunziger nahezu ausgeklammert, während die Reihe um „Expendables“ relativ hastig abgehandelt wird: Die Quelle der Inspiration wird geschildert, aber auch die körperlichen Strapazen, welche zahlreiche Operationen mit sich zogen.
Derweil tragen Wegbegleiter oder Filmkenner ebenfalls zum Informationsgehalt bei, wobei ein Tarantino natürlich analytischer herangeht als ein Schwarzenegger und ein früherer Kumpel wie Henry Winkler mehr zu berichten hat, als Filmkritiker Wesley Morris.
Bis auf die Kindheitserinnerungen wird Sly allerdings nur selten persönlich. Er reflektiert zwar und kommt, wohl auch altersbedingt, zu dem Schluss, dass Familie über allem stehen sollte, doch man gewinnt keine neuen Erkenntnisse über Stallone als Menschen, außer dass er für eine Weile relativ erfolgreich Polo spielte.
Infolgedessen entpuppt sich der Rahmen einer Doku in Spielfilmlänge als zu knapp, um ausgiebiger über eine derartige Ikone des Actionfachs zu berichten, bei der einem noch deutlich mehr Filme einfallen, über die hier rein gar nichts erzählt wird.
Wer mit dem Mann quasi groß geworden ist, wird sich unweigerlich heimisch fühlen, doch in Sachen Informationsgehalt wäre deutlich mehr drin gewesen.
6,5 von 10