Eine Ode an die Freundschaft und Vorstellungskraft
Dieses Jahr standen imaginäre Wesen und Freunde hoch im Kurs. In „If“ sorgte Ryan Reynolds mit einer Menge süßer Monster für ein wohliges Gefühl im Bauch und mit „Imaginary“ brachte Blumhouse zu Beginn des Jahres mal wieder banalsten Stangenhorror mit deutlich schlechter gelaunten Teddys und Kreaturen. Doch den mit Abstand besten Film dieses momentan lustigerweise scheinbar angesagten und sich häufenden Themas gibt’s in Animeform auf Netflix: in „The Imaginary“ erlebt ein junges Mädchen mit ihrem ausgedachten Freund Rudger ein Abenteuer, das irgendwann seine Existenz bedrohen und die Welt auf den Kopf stellen…
Die Tomate zu der „Paprika“?!
„The Imaginary“ sieht spitzenklasse aus. Da hat Studio Ponoc mal wieder aus dem Vollen geschöpft und absolut aufgetrumpft. Es gibt immer etwas zu sehen, zu bestaunen, der Stil ist schlicht atemberaubender Zucker. Die Farben. Das Tempo. Die Details. Waghalsig gut. Selbst für Animeverhältnisse. Noch dazu muss man auf der positiven Seite ohne Frage einen starken, schwungvollen Score und eine enorme Kreativität festhalten. Was hier an Welten, Wunder, Wendungen und Kreaturen aufgefahren werden, muss sich selbst hinter Hochzeiten des Studio Ghibli nicht verstecken. Manchmal überrollt einen das fast wellenartig. Da hätte ich mir manchmal den ein oder anderen ruhigeren Moment zum Innehalten gewünscht. Desweiteren hat die Geschichte einige düstere Ecken über Tod, Verlust und Fantasie, sogar ein paar gruseligere Momente und Wesen, Bösewichte, Fallstricke. Für die ganz Kleinen ist das sicher nichts, auch deutlich zu komplex, erschlagend und weitreichend. Doch das ist nichts Schlimmes. „The Imaginary“ hat ganz klar seine Zielgruppe, Fans und Ausrichtung. Und das ist super. Selbst wenn man manchmal gar nicht weiß, wie einem geschieht und er die Auffassungsspanne sehr dehnt. Aber das muss man sich eher als Zuschauer selbst vorwerfen, nicht diesem überbordenden Abenteuer voller Einfallsreichtum, Rührseligkeit und Wow-Momenten. Für mich einer der besten animierten Filme des Jahres. Sehenswert. Vollgepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen.
Fazit: visuell atemberaubend und nie berechenbar, immer einfallsreich und fantasievoll, temporeich, spektakulär wie es fast nur Animes können… Doch gerade durch dieses dauerrotierende Spektakel fehlen eventuell etwas die emotionale Bodenhaftung und Fallhöhe. Trotzdem ein Eyecatcher. Mehr als das. Ein Spektakel. Ein Ritt.