Trotz einer langsamen, wenn auch über die Monate deutlich sichtbaren Verjüngung der Serie, die vom Publikum gemeinhin eher dem altersmäßig gesetzten Zuschauer und so auch der Stammschaft des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingeschätzt wird, ist die ursprüngliche Programmierung weiterhin auf den Ursprung Anno 2002 angestrebt. So hat man die letzten Jahre zwar immer wieder mal den zweiten Hauptdarsteller ausgetauscht und die jeweils während Urlaub, Krankheit, Weiterbildung oder anderen Gründen fehlenden leitenden Hauptkommissaren als Vertretung einspringenden Kollegen (von auswärts) vom Lebensalter her jeweils etwas heruntergesetzt und andere 'Küken' als Gerichtsmedizinerin, Controller, Praktikantin bei der Empfangsdame oder sonst wie Personal installiert, die seit nunmehr zwei Jahrzehnten aktiven festen Größen aus Überzeugung allerdings belassen; ein Beibehalten des Gewohnten, was mittlerweile sicherlich auch mit der Grund für weiterhin hohe Einschaltquoten ist:
Bei einem Charityevent verbunden mit einem mehrtägigen Curlingturnier findet der Pächter der Eissporthalle im Anschluss einen Toten auf dem Eis, den Sponsor der Veranstaltung, erschlagen durch einen harten Gegenstand laut der Rechtsmedizinerin Dr. Elena Dimos [ Anastasia Papadopoulou ]. Die zuständigen Beamten Hauptkommissar Anton Stadler [ Dieter Fischer ] und Hauptkommissar Sven Hansen [ Igor Jeftić ] übernehmen mithilfe von Michael Mohr [ Max Müller ] und der Sekretärin Miriam Stockl [ Marisa Burger ] die Aufklärungsarbeit, die sie u.a. zu dem Pferdegestüt des Toten führt.
Die Titelmelodie vom im Arbeitstitel genannten "Sterben für einen guten Zweck" bleibt natürlich gleich, allerdings ist das Intro fehlend, es werden nicht die einzelnen Leute auch einzeln vorgestellt, sondern nur mit dem Namen in der Eröffnungsszene, die sich gleich auf dem Gehöft der Hofers breitmacht, Hauptkommissar Stadler dort mittlerweile in Abwesenheit des eigentlichen Hausherrn wie zum Inventar gehörend, und auch stilecht beim Frühstück sitzend, mit der Hausdame, die alles oder nichts mit der Handlung zu tun, meistens wird man über eine Funktion in der Stadt oder dem Kenntnisstand bestimmter Dinge mit in die Geschichte hineingenommen, Frau Hofer ein Urgestein, aber der ersten Folge anwesend, so viele Personen davon gibt es hier nicht mehr, an einer Hand abzuzählen, und es gehen auch noch einige, zumindest eine einzelne, kündigt Monate später die Sekretärin. Zum Frühstück gehört natürlich auch die Zeitung, die Morgenpost, wobei sich hier darüber aufgeregt wird, dass nicht etwa etwas drinsteht, sondern die erwartete Nachricht fehlt. Später hat man sie dann doch gefunden, "Charity auf Eis", mit Buildl in der Zeitung anwesend, nur weiter hinten, nicht auf der Frontseite, nicht in den Schlagzeilen präsentiert. Dass das Ganze natürlich etwas mit dem Fall zu tun hat, merkt man in der nächsten Szene, in der Örtlichkeit, in der das Charityevent stattgefunden hat, findet man auch eine Leiche, tiefgekühlt und gut erhalten; passend zum Titel und zum Thema, werden die Serienspecial nämlich immer a) im Winter ausgestrahlt und b) da auch gedreht, ansonsten sieht man nicht etwas inszenatorisch einen Unterschied, es ist und bleibt ein Serienspecial, nicht automatisch gleich ein Film.
Mohr muss zu einem Seminar, wie die Tage davor schon, er ist auch verschossen, er hat sich verliebt in eine andere Teilnehmerin, in eine Kollegin, heiße Gefühle trotz der niedrigen Temperaturen, ein Mordfall kommt rein, der Kaffee muss ausbleiben, ein Toter im Curlingclub der Eishalle, Mohr ist nicht begeistert, er wird aus seinem Seminar abgezogen wegen Personalengpass, auch in der Polizei herrscht Fachkräftemangel, der Amor muss warten mit seinen Pfeilen. Im Eissportzentrum ist man mit den Ermittlungen tätig, draußen frostig, drinnen frostig, ordentlich erschlagen mit einem Hieb auf den Hinterkopf, der Tote vorher noch in der Zeitung gefunden, die Polizei trabt an, trotz Fortbildung und Herzschmerz, der Vorsitzende vom Club ist tot und sowieso nicht nur Vorsitzender, sondern auch Gestütsbesitzer, gut ausgestattet monetär, Pferde zu Höchstpreisen verkauft; im Übrigen ist die Pathologin neu hier für die Leute, die nur die Specials schauen, in der Serie selber, der entsprechenden Staffel hat sie schon länger mitgespielt, sie wird sogar geduzt von einigen. Wie lang das Event gegangen ist, wird nachgefragt, das ist wichtig für die Alibis, die Mitwirkenden werden aufgezählt, ein Teilhabenden, ein halbes Dutzend etwa die verdächtig sein könnten, mehr auf keinen Fall, eher weniger, der Übersicht wegen. Presse war eingeladen, Vertreter der Stadt und handverlesene Gäste, eine Tat im Affekt vermutet, Todeszeitpunkt kurz vor Mitternacht, da war die Feier schon zu Ende, offiziell war 1900h Schluss, dann das Aufräumen des Services, und nach Ärger oder Streitigkeiten wird gefragt, mögliche Motive abgeschätzt. Die Fragen konkret, die darstellerischen Leistungen auf Routine eingestellt, die Polizei drängt sich zwischen die Privatpersonen, die sich noch im Mittelpunkt des Geschehens wähnen, drumherum gibt es einige Bürogeschichten, die für Tratsch und Klatsch sorgen und für Eustress statt Distress, ansonsten Einzelvernehmungen, Stadler ermittelt mit Hansen, das Stammduo, die mittlerweile dienstältesten, dann auch immer für die hier von Kerstin Oesterin und Jessica Schellack verfassten, von Herwig Fischer gedrehten Specials auserwählt, die anderen 'Aushilfskommissare' bekommen nur einzelne Folgen, keine sonstigen 'Vergütungen' und 'Vergünstigungen'.
Ein Blick auch in die schneebedeckte Landschaft wird geworfen, ganz hinten in den Bergen liegt etwas Weiß, ansonsten gibt es auch hier nicht den Schnee in Massen, dafür winterliche Temperaturen, dick mit Mantel, Schal und Hut angezogen. Die Witwe wird natürlich auch benachrichtigt, ein Schock für sie, keine Idee, wer ihrem Mann das angetan haben könnte, nach dem Mann wird gefragt, das Frage-und-Antwortspiel geht zügig voran, die Kamera eindeutig, die einzelnen Geschichten wechseln sich ab. Auch das Gestüt wird heimgesucht, die reichere Prominenz hier heimgesucht und abgeklopft, die Beziehungen zueinander unter die Lupe genommen, keine inszenatorischen Finessen, man ruht sich auf dem Drehbuch aus, das genügt schon, die Serie läuft im Grunde wie von selbst und dies auch fleißig. Die doppelte Laufzeit merkt man dem Special nicht wirklich an, es herrscht etwas mehr Personenwirrwarr, nicht unübersichtlich, nicht undurchschaubar, aber schon die doppelte Anzahl, getreu der Folgenlänge, hier nur ausnahmsweise etwas Romantik dazu addiert, der Mohr Hals über Kopf in die uniformierte Kameradin, ansonsten der Gang in die High Society, ein Notizblock wird nicht gebraucht, die verschiedenen Gestalten auch paraphrasiert, zudem wird jedes Gespräch im Nachhinein noch einmal evaluiert. Im Nachhinein werden Einbestellungen zur Befragung gemacht, zudem gibt es einige kleinere humoristischen Einsprengsel, es ist und bleibt ein Cozy Crime, aufgrund der Schwere des Falles und der Jahreszeit wird hier abends auch mal die Schreibtischlampe angemacht, es wird früher dunkel, mal herrscht auch Schummerlicht, trotzdem werden einige Merkwürdigkeiten entdeckt, der Fortgang ist langsam, aber stetig.
Auch hier ist mal Feierabend, die KTU ruft spät noch mal, über das Turnier wird im Nachhinein nochmal referiert, die Ohren gespitzt und Überstunden gemacht, am nächsten Tag gibt es auch wieder Frühstück, aber nur theoretisch, die Brötchen sind schon da, die Zeit nicht mehr vorhanden. Gelegenheitszuschauer oder gar Liebhaber der Serie erkennen einige Locations wieder, öfters benutzt in der Serie, diverse Bürogebäude wiedermal und abermals genutzt, die Stadt längst abgefilmt, schließlich befindet man sich schon über zwei Jahrzehnte hier. Andere, vergleichbare Versuche wie Die Garmisch-Cops konnten sich trotz gleichem oder zumindest ähnlichem Aufbau und Struktur nicht behaupten beim Zuschauer, anders als hier, wo selbst Wiederholungen ihre Einschaltquoten plus auch die Heimmedien ihre Verkaufszahlen holen. Um Affären geht es hier, um schlechte Ehen, um Schulden, um geplatzte Alibis, um Verleumdungen, um Lügen und Nichtwahrheiten, um Auslegungen und Verschweigen, um doppelte Gehälter und Testamentseröffnungen, um Tatwaffen und Fingerabdrücke, um Theorien und Analysen, um Missverständnisse und Notlügen und amouröse Verwicklungen, um voreilige Verhaftungen und erneute Feierabende und einen kaputten Curlingbesen. Und ausnahmsweise: Gibt es einen zweiten Toten hier.