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Die gleichen Vertreter wie bei Ruthless hinter dem ursprünglich als Due Justice veröffentlichten Film, zuweilen die gleichen Mitarbeiter vor der Kamera, dazu das gleiche Thema: Vergleiche bieten sich ein, erneut das Ein-Mann-Kommando auf Feldzug gegen die Kriminalität, erneut ein Vigilante mit Agenda, erst die Beschreibung der Motivation, der Versuch einer Charakterisierung, dann die Ausführung, mit mehr oder minder Brutalität. Hier macht den Job nicht Dermot Mulroney, sondern Kellan Lutz, für den Einen eher ungewöhnlich und auch fast als Abstieg zu sehen, für den Anderen der letzte greifbare Strohhalm, von Lutz war nach Expendables 3 eigentlich im Grunde überhaupt nichts zu sehen. Geld ist bei beiden Filmen übrigens auch nicht vorhanden, zumindest nicht in dem Ausmaß für größere Actionszenen, also muss es die Geschichte reißen und vielleicht auch noch ein Gefühl für die Umwelt:

Der frühere Marine und jetzige Immobilienanwalt Max Kelly [ Kellan Lutz ] wird eines Abends von der Polizei unter Captain Jeff Daniels [ Niko Foster ] von dem Tod seiner Frau und seines Bruders sowie dem Verschwinden seiner kleinen Tochter informiert. Während Detective Santiago [ Efren Ramirez ] die Ermittlungen aufnimmt, hält seine Kollegin Detective Vasquez [ Tonantzin Esparza ] Kelly selber für den Täter, spielt aber auch nicht mit gänzlich offenen Karten. Kelly wartet den Ausgang der Polizeiarbeit nicht ab und macht sich eigenständig auf die Suche vor allem nach seiner Tochter, wobei die Spur ihn bald zu Ellis [ Jeff Fahey ] führt.

Die Handhabung der Ausgangsidee, die Präsentation der Prämisse ist bei derlei Filmen mindestens genauso wichtig wie die Ausführung, der spätere Alleingang, vorher das Ausschöpfen anderer Mittel, der Kampf gegen die Zustände und das System. Hier scheint man mittig anzufangen, ein wildes nächtliches Großstadtleben, eine Meinungsverschiedenheit einer Gruppe, die deutlich von einem Anführer ohne Duldung auf Widerspruch geleitet und begleitet wird; dazu unweit davon eine forcierte Raserei mit dem Auto, wenn auch wie alle Fahrten auf vier Rädern hier deutlich als Rückprojektion und nicht tatsächlich auf den Straßen angelegt. Dafür ist die Gewalt bereits im Gange, es wird schon Rächer gespielt, ein abgetrennter Arm, vorher zwei geworfene Messer.

Das Areal ist so schön wie immer in solchen Filmen, die billigen, verlassenen, versudelten Bauten, der Glanz von Saban Films und die vereinigte Macht vom Premiere Entertainment und ITN Distributions soll nicht täuschen, das Geld ist für die Kost, nicht für die Logis. Das Geld ist (im Film) auch nicht für die Kinder, diese werden für die neuesten Fernseher und für Drogen natürlich verkauft, die Menschheit in speziellen Vierteln am Ende, das Gehirn weich, der Körper schwach, die Augen stumpf. Tension bricht leise hervor, die Szene mit den Schneidewerkzeugen klein und groß war nur Vorgeschmack, die eigentliche Handlung entfaltet sich anders, mit Geschäftstreffen, mit Meetings, mit seltsamen Gesprächen und zufälligen Treffen, mit einer Veränderung in der Routine, mit einem Zwischenfall im Alltag, es geht wie zuvor oder wie danach in Richtung Taken Meets Death Wish.

Dabei ist Lutz in der Hauptrolle fast engagierter als Mulroney, welcher einfach nur über die eigene Persona arbeitete und zu Werke ging und zuweilen auch wie ein parodistischer Pappkamerad wirkte, mit ständig schlechter Laune, mit Stoismus, mit einigen fingerfertigen Knochenbrechertricks. Lutz agiert eher als 'normaler' Mensch', hineingerissen in ein Trauma, in ein Missverständnis durch die Polizei auch, die ihn ihm die Schuldigen sieht und den Fall dann fast schon abschließen möchte aus Bequemlichkeit. Er hat sich den Mist nicht ausgesucht und den Ausgang erst recht nicht, er ist nun aber gezwungen etwas zu tun, und er hat aus einem früheren Leben auch die Fähigkeiten dazu, er ist Ex-Military natürlich.

Entsprechend dessen wird ein wenig geredet und wenig ermittelt, von unterschiedlichen Seiten des Gesetzes auch, es werden ein paar Punkte von Bürokratie und Korruption und Moralität hineingeworfen, narrative Brotkrumen, die die Geschichte aufquellen lassen und sie strecken. Zusätzlich gibt es Ärgernis innerhalb der kriminellen Struktur, herrscht dort eine Hierarchie vor, die ins Wanken gerät, aber nicht in das Auseinanderbrechen, Fahey (als Ersatz für William Forsythe) ist anders als in Ruthless mittendrin involviert und nicht am Ende der Fahnenstange, seine Geduld wird mehr und mehr strapaziert. Zudem ist die Polizei hier nicht gänzlich untätig und relativ verlässig, sie erfüllt ihren Eid, das "to protect and to serve". Actionszenen sind abseits zweier Explosionen, eine besser aussehend, eine nicht, im Grunde außen vor, dafür ist kein Geld mehr über, das war bei dem anderen Vertreter aber auch der Fall. Zur Abwechslung wird einmal der Folterkeller in einer stillgelegten Fabrik besucht, es wird ein wenig schräges Verhalten vor allem der Schar um den Organhändler an den Tag gelegt, es wird sogar eine diffuse Art Humor hereingebracht, eher Gaga, aber warum nicht. Das Ende macht erneut einen U-Turn, eine Bösartigkeit, ein Killing Spree und dies ohne Ende in Sicht.






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