Review

Blaufilter & Banalitäten

Im besten Fall noch gerade so interessant, im schlimmsten Fall übelst einschläfernd - in "Wishes of the Blue Girl", irgendwo großzügig zwischen "Repulsion" und "Picnic At Hanging Rock", verkommt eine Frau in ihrer Wohnung langsam dem Wahnsinn, der Einsamkeit und der Paranoia als sie sich von ihrer Vergangenheit und einem aufdringlich-aggressiven Mann verfolgt fühlt...

Alptraum & Ohnmacht... auch für den Zuschauer

"Wishes of the Blue Girl" würde ich noch eher als Mysterydrama im blendenden  Arthousegewand beschreiben wie als Horrorfilm. Doch eigentlich egal in welcher Kategorie - richtig funktioniert hat dieser faule Hüttenzauber bei mir nie. Audiovisuell sicher mit Sogwirkung, eine erste Visitenkarte für die Filmemacher und besonders seinen Kameramann. Und doch ein Blender. Ein wenig von seiner Stille und den Farben auch an den Polarisierer "Skinamarink" aus dem letzten Jahr erinnernd. Aber noch wesentlich nerviger und nichtssagender für mich. Blue Shellvet. Ein deutlicher Amateurfilm, der versucht drei Gewichtsklassen zu hoch zu boxen. Eine Geschichte, die nie richtig greift oder in die Gänge kommt. Oder kommen will. Und das ist fast noch ärgerlicher. Es nicht zu können ist eine Sache. Es nicht zu wollen eine ganz andere. Ich glaube, "Wishes of the Blue Girl" wird einer winzigen Minderheit gefallen. Aber den meisten Leuten richtig übel aufstoßen und (negatives) Kopfzerbrechen bereiten. Schade eigentlich, da die Vibes, die Atmosphäre, die Abgründe, die dunklen Gefühle stimmen. Es bleibt für mich jedoch nur diese nette Hülle. Ohne jeglichen Zugang. Vielleicht wäre hier ein Kurzfilm besser gewesen. Ein Irenstieren, wenig Begieren. All blurry, not very sturry.

Fazit: selbst "Lynch-Wannabe" wäre hier noch deutlich zu hoch gegriffen. "Wishes of the Blue Girl" hat die meiste Zeit eine fiese Atmosphäre und traumwandlerische Bilder, schön wie die schönste Diashow. Und dennoch taugt und wirkt er mir als Gesamtpaket zu wenig. Vor allem aufgrund seiner (auch den Zuschauer und seine Augenlider) lähmenden Lethargie und prätentiösen Art. Das hat z.B. "She Dies Tomorrow" zehnfach besser und interessanter gemacht. Sehr anstrengend. Mood piece gone wrong. Für mich. Katholisch-weibliche Kohärenzknappheit und kalte Kakophonie.

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