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Wenn der Messias und der Antichrist aufeinander treffen, dürfte es mächtig im Karton rappeln. Doch zunächst brodelt es in einer Nonne, die mit beiden schwanger ist und damit einige Aufmerksamkeit auf sich zieht. In welche Richtung das konkret gehen sollte, wusste Regisseur und Hauptdarsteller Lee Roy Kunz augenscheinlich selbst nicht so genau.

Priester Fox (Kunz) soll in ein abgelegenes Kloster reisen, um die unbefleckte Empfängnis der Nonne Yulia genauer unter die Lupe zu nehmen. Gemeinsam mit Kardinal Russo verhindern sie das Intervenieren eines obsessiven Priesters, doch ihre Flucht ist noch lange nicht zu Ende...

Der Streifen wurde ausschließlich in Estland gedreht und zeugt von einer gelungenen Wahl diverser Sets, die vom abgelegenen Kloster im Schnee, einem Intermezzo während einer Zugreise bis zu einer Hütte im ebenfalls verschneiten Wald reichen und eine teils dichte Atmosphäre verbreiten. Untermalt von einem effektiven Score und einer soliden Kamera erweist sich dies als Stärke der Inszenierung.

Demgegenüber gerät die Handlung um Gut und Böse regelmäßig ins Stocken. Immer wieder durchziehen ominöse bis groteske Visionen die Erzählung, mal erscheinen geisterhafte Figuren ohne Kontext, dann kommt es zur Beeinflussung von Randfiguren durch die Babys und man spricht von merkwürdigen Vorzeichen einer Apokalypse, welche jedoch äußerst vage erscheinen und rund um Tallinn lediglich Behauptung bleiben.

Bei alledem stechen der Kardinal, der nach vielen Jahren seine Jagdleidenschaft wieder entdeckt und der gewissenhafte Fox durchaus mit positiven Eigenschaften heraus, doch allzu aktiv gestalten sie das Treiben nicht, wonach es speziell im Mittelteil zu einigen Längen kommt. Auch etwaige Gegner tauchen einige Zeit unter oder agieren allenfalls sporadisch am Rande, was deutlich an Entschlossenheit mangelt. Entsprechend gerät es erst in den finalen Minuten etwas temporeicher, wobei der eine oder andere Gesinnungswandel etwas merkwürdig erscheint.

Angereichert wird die Chose mit einigen wenigen, jedoch einigermaßen brachial in Szene gesetzten Gewalteinlagen wie eine zerfetzte Leiche oder das mehrfache Eindringen einer Eisenstange in einen Schädel. Body Horror ist demgegenüber kaum auszumachen und in Sachen Nacktheit wirkt die Chose in seinen wenigen Momenten eher ein wenig erzwungen.

Immerhin performen die Mimen auf brauchbarem Niveau, wobei ein Thomas Kretschmann als einäugiger Verfolger ein wenig verheizt wird, wogegen Kunz durchaus ein paar starke Einzelmomente für sich verbuchen kann.
Dennoch nimmt die Story insgesamt zu wenig in Beschlag, die Chose um die ungleichen Zwillinge bleibt zu vage und wird mit willkürlich anmutenden Zutaten ausgeschmückt, welche insgesamt nur mäßig Suspense generieren.
5 von 10



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