Review

Ich hatte keine Erwartungen und diese wurden gleich mal durchwirbelt. Widersprüchlich? Ja, wie dieses Gesicht und diese Art Film derart vermischt präsentiert zu bekommen. Kein rührseliges Drama, zumindest nicht der offensichtliche Ton, schonmal eine erste eher ungewöhnliche Komponente. Was sehe ich gerade, Comedy, Satire, eine Groteske, ein Sitcom-haftes Clip-Puzzle, dazu der verspielt jazzige Soundtrack? Der Stadtneurotiker in inklusiv?
Dann dieser Body Horror-Moment und wir kommen zum Punkt. Was macht das Aussehen mit dem Wesen eines Menschen, welche Ketten legt das fleischliche Sein um die transzendente Seele. Der dicke Nachbar und der leichtbekleidete Sommer, der Mann der Bekannten, der plötzlich in der Blüte eine Glatze bekommt, die Warze im Gesicht die jeder krampfhaft nicht anstarrt. Das Drehbuch ist themenbezogen fantastisch arrangiert und dazu noch fesselnd in seiner unkonventionellen Machart. Genau so kann ein solcher Stoff treffend bearbeitet werden. Was bleibt vom von Zweifeln zernarbten Verstand, wenn sich der verhasste Zustand aus diesen oder jenen Gründen ändert. Dann plötzlich die Konfrontation mit dem alten Ich, sozusagen dem tief verwurzelten sich selbst, welche doch anders mit den Umständen umgeht. Es gibt glaube ich kein Genre welches "A Different Man" nicht streichelt, ohne sich zu fest darin zu verwurzeln, einfach um nicht greifbar zu bleiben. Als Zuschauer eine sinnsuchende Tour de Force, mit keiner vorhersehbaren Minute und ohne jegliche Sym- und Antipathien für die Figuren.
Sebastian Stan ist fantastisch und hätte neben der Trump-Rolle, auch für diese zum Oscar für den besten Hauptdarsteller nominiert werden müssen. Dann hätte der Hauptdarsteller von Emilia Perez halt seinen Platz räumen müssen. Ernst beiseite, und wieder zurück, ein großartiges Werk. Ungewöhnlich, erfrischend, schwer zu vergessen, der Gegenentwurf zur aktuellen Film-Welt.

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