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Die Klauen des Todes

Eigentlich sollte der schon vor fast 3 Jahren fertiggestellte „Monkey Man“, Dev Patels Regiedebüt, direkt auf Netflix starten. Doch Jordan Peele schaltete sich ein und bestand auf einen weltweiten Kinorelease. Gut so! Denn obwohl der kanadisch-amerikanisch finanzierte, aber natürlich auch indisch anmutende Actioner oft genug DTV-Klopper-Merkmale besitzt, kann er gleichermaßen mit tollen Bildern und fettem Sympathiebonus punkten, die in einem großen, dunklen Saal mit Publikum sicher am besten zur Geltung kommen. Erzählt wird in der stilvollen, (leider) fast zweistündigen Krawallhommage von einem auf Rache gesinnten Preiskämpfer mit Affenmaske, der ein bis siebzehn Hühnchen mit der dreckigen, verlogenen, korrupten und kaputten indischen Elite zu rupfen hat und der sich wortwörtlich durch die Etagen der Gesellschaft prügelt, schießt und tötet… Mit klaren Bezügen von Lee über Wick zu Ong-Bak. Patel und Peele sind eben genauso Fans wie Stars, uns näher als man meint. 

Fußbäder & Arschrtritte

Ich kann nicht anders als „Monkey Man“ sehr zu mögen. Und Dev Patel ebenso. Er hat sich ein Herz genommen, seine Vorbilder gepackt, seinen Einfluss genutzt - und einfach mal auf's Gas gedrückt! Herausgekommen ist eine wilde Mixtur aus seiner Heimat und Hollywood, aus Actionfeuerwerk und Gesellschaftskritik, aus Styler und Anfänger. Wenn man die Erwartungen - trotz berechtigter Vergleiche von „The Raid“ über „Hotline Miami“ bis „Game of Death“ - etwas zurückschraubt, dann kann „Monkey Man“ einem B-Movie-Fan nur gehörig gefallen. Er ist sicher nicht perfekt, aber er versucht das auch gar nicht und schämt sich nicht für seine Unzulänglichkeiten. Hier und da wackelt die Kamera mir etwas zu sehr. Gerade in der ersten Hälfte. Und die Logik eines Qualitätsfilms sollte man nicht erwarten. Aber „Monkey Man“ ist eine ehrliche Sau. Dreckig, Patel ist ein guter Held, kein Überfighter. Sein Beweggrund, durch den die vernarbten Hände seiner Figur entstanden sind, ist krass. Es befindet sich viel Wut und Leidenschaft in ihm. Die Bildsprache und Farben sind sehr cool und sprechen für sich. Der Soundtrack geht ab wie ein Zäpfchen. Und bei einer Szene im Aufzug musste ich sogar laut jubeln, das gehört in jedes Jahreshighlightreel. Daher ergeben die vielen Teile seiner Inspirationen und Vorbilder für mich zumindest schon ein erstaunliches und lobenswertes Ganzes. Alles andere als neu oder komplett eigenständig. Aber gut genug für einen späten Freitagabend mit einigen Bierchen intus. Mehr als das. „Monkey Man“ muss man sich eigentlich gar nicht schöntrinken. Patel zeigt hier alle Ansätze für eine Regiekarriere, die ich als Genrefan mit scheinbar ähnlichen Interessen wie er, liebend gerne verfolgen werde. Selbst wenn er noch lernen könnte, sich von der ein oder anderen Minute zu verabschieden, um noch konsequenter und on point zu inszenieren. Aber all seine Helden und Fähigkeiten sind beachtlich intakt. 

Kloppen im Takt

Fazit: ein stylischer und (zumindest für uns im Westen) vor allem auf der gesellschaftskritischen Ebene teils echt exotischer Action-Revenger, der aber auch seine westlichen Einflüsse stolz auf der Brust trägt und eine mehr als respektable erste Visitenkarte für Regisseur Dev Patel abgibt. Da kann ich Jordan Peele verstehen, dass er den im Kino haben wollte. Selbst wenn er als glorifizierter B-Klopper sicher auch noch daheim funktioniert und sein Publikum finden wird. „Monkey Man“ macht sich nicht zum Affen! 

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