Ein seelisches Stylegewitter
Eine geheimnisvolle TV-Show aus den 90ern fasziniert und fesselt zwei recht isolierte Teenager, deren Welt danach nicht mehr dieselbe ist. „Donnie Darko“ trifft „Freaks & Geeks“? Realität und Fantasie verschwimmen zu einem farbenfroh schimmernden Delirium der Identitäten…
Mr. (Nightmare) Nostalgie
„I Saw The TV Glow“ kommt wellenartig. Er ist ein Gefühl. Sehr hübsch, sehr beunruhigend. Eine Art Schlusspunkt unter der Nostalgiewelle? Eine Metapher für Transgender-Kummer? Oder eine Collage der Erinnerungen und inneren Konflikte? All das? Oder gar nichts? Jedenfalls wird er polarisieren und mainstreamigeren Zuschauern, sollte er in solchen Gefilden hierzulande überhaupt zufällig aufschlagen, gehörig auf die Nerven gehen. Eher ein Moodpiece. Killer-Atmosphäre von den Tönen bis zu den Darstellern. Eine intime wie epische, sich über Jahrzehnte erstreckende Geschichte. Sprunghaft, hungrig und satt. Absolut einzigartig, das ist sicher. Ein Kunstwerk. Aber für viele kann solche Kunst halt auch „weg“. Für mich nicht. Das ist gewagt, das ist höchst persönlich, das hat was zu sagen, das ist kreativ creepy. Die Geschichte mag arg dünn sein im klassischen Gusto - dafür spielen hier alle Sinne verrückt und ganze Sequenzen, Farben, Vibes bleiben noch lange nach dem Abspann bei einem. Wenn man sich darauf einlässt. Sensibel und sinnlich. Ästhetischer Äther. Ein Unikat. Kultpotenzial. Die junge Madame Lundy-Paine ist genial. Die Stimmung hier ist in ihrer eigenen, pastell-toxischen Milchstraße.
A24 as fuck
Fazit: zwischen „Twin Peaks“ und „Buffy“, zwischen Jordan Peele und „It Follows“, zwischen Retrostar und kommendem Hipsterkulthit, zwischen Seelenstriptease und intimer Collage, zwischen Faszination und Langeweile. Die Atmosphäre ist durchgehend der Hammer.