Review

Familie ist nicht selten die unfreiwillige Verbindung von Plus- und Minus-Polen. Wir geben uns auf einen Roadtrip zweier dieser Art, Langeweile also erstmal ausgeschlossen. So weit macht der Film auch, was er soll, wir werden wir in diese Zerreißprobe hineingezogen und emotional zwischen den Seiten hin und her bewegt. Allerdings ohne Sympathien, der langweilige Normalo tut uns leid, der überdrehte Selbstdarsteller nervt. Hier treffen nicht nur zwei Charaktere aufeinander, sondern gespiegelt (das alte) Europa und die USA. Zurückhaltung, Kultur und Anstand trifft auf den unangenehmen Uncle Sam, beziehungsweise Zweitens überfällt Erstens. Die amerikanische Sicht des Filmes zeigt natürlich, dass der aufdringliche Lautsprecher bei der Allgemeinheit gut ankommt. Dazu das zweifelhafte Konstrukt, dass hinter der oberflächlichen Maskerade ein feinsinniger Mensch und eine zerbrechliche Seele wohnt. Ich finde hier nur Überheblichkeit, scheinbar seinerzeit auf der Flucht vorm alten Ich über den großen Teich beim sich gegenseitig Verspeisen in die Genetik gebracht. Die Hollywood Bubble gibt sich hinsichtlich des gedanklichen Ursprungs gewohnt kosmopolitisch. Thematisch gut gemeint, bezüglich eigentlichen Ansinnens recht befremdlich. Hier kann höchstens noch "sie wissen es halt nicht anders" gelten, einem beschränkten Verstand verzeiht man doch so manches. Trotzdem, das ist alles so selbstgefällig und von einem selbst kreierten Planeten, so wie der Fun Fakt, das Kevins Bruder plötzlich zur preis-zu-krönenden Schauspielerelite gehört. Hype, auch so ein negatives Phänomen aus dieser Richtung. Die Wahrheit gibt dann allerdings seine Filmografie der letzten Jahrzehnte wieder.
Hat der Film neben dem guten Pacing dann noch etwas Gutes? Definitiv, eine schöne Reise nach Polen.

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