In seiner zweiten Regiearbeit erzählt der Kult-Star des New Hollywood, Peter Fonda, eine dystopische Science-Fiction-Geschichte: Eine Gruppe junger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen kann mittels einer Zeitmaschine in eine postapokalyptische Zukunft reisen und dort Experimente anstellen, um ein Weiterleben der Menschheit zu ermöglichen. Als während einer ihrer Reisen das Projekt einfach eingestellt wird, sitzen sie in der menschenfeindlichen Zukunft fest und suchen verzweifelt nach Wegen zurück in ihre Zeit. Doch das bleiben nicht ihre einzigen Probleme...
„Expedition in die Zukunft" ist ein typisches Werk des US-Independent-Kinos der New Hollywood-Ära: keine bekannten Schauspielstars, ein improvisiertes Drehbuch, dessen Erzählweise mitunter stakkatohaft auseinandergerissen wirkt, offensichtlich sehr niedriges Budget (besonders gut sichtbar an den rührend simplen Stop-Motion- und Überblendungs-Spezialeffekten, mit denen die Zeitreisen dargestellt werden), dafür aber eine gesellschaftsphilosophisch klug unterfütterte Geschichte. Wer also ein Herz für leicht trashige, aber clevere Filme hat, kann hier durchaus fündig werden.
Allerdings gibt es definitiv auch stärkere Beiträge aus jener Epoche. Fondas Regiearbeit krankt lange Zeit vor allem an der schwer nachvollziehbaren Erzählweise: Nach der noch gut verständlichen Einleitung mit dramatischer (wenn auch arg stümperhaft inszenierter) Auflösung zerfasert die dünne Handlung zusehends, bis einzelne Szenen kaum noch zusammenhängend aneinander gereiht werden. Erst gegen Ende erlangt die Story um die Zeitreisenden, die in der Wildnis zu überleben versuchen, wieder eine gewisse Stringenz, bis der Film gar in einer brillant inszenierten und bitterbösen Schlusspointe aufgeht. Bis dahin muss sich der Zuschauer durch immer langweiligere, weil viel zu ereignisarme und eben unzusammenhängende Szenenfolgen kämpfen; flache, uninteressante und teilweise gar nicht eingeführte Figuren geben recht uninspirierte Dialoge zum Besten, durch die lange Zeit keinerlei Dramatik aufzukommen vermag. Der große Mittelteil des Films zieht sich enorm in die Länge und lässt jeden Ansatz von Spannung und Erwartung, der am Anfang vielleicht noch aufkam, restlos verpuffen.
Das ist auch durch das arg niedrige Budget bedingt - Landschaftsaufnahmen mit verwackelten und grobkörnigen Handkameras und einige Leute, die ziellos durch die Gegend wandern, reichen eben nicht, um das Interesse des Zuschauers aufrecht zu erhalten. Auch bleiben Darstellerleistungen und formale Inszenierung zu unspektakulär, um irgendwie fesseln zu können. Ein Großteil der Handlung besteht so aus sinnlos herumsitzenden und redenden oder sinnlos herumlaufenden und redenden Figuren. Dadurch wirkt auch die finale Eskalation einer psychisch kollabierenden Wissenschaftlerin arg plötzlich und irgendwie nicht ganz schlüssig. Aus der an sich viel versprechenden Ausgangssituation wird so ein langatmiger, inhaltsleerer und seltsam steriler Film, der im Grunde nur aus Landschaftsaufnahmen besteht (die nicht einmal besonders beeindruckend sind).
Und dann kommt diese irrwitzig grandiose Schlussszene. Eine bitterböse Pointe, die in ihrer simplen Inszenierung auf Grundfragen auch unserer modernen Gesellschaft zurückwirft: Wie funktioniert unsere kapitalistische Gesellschaft? Zu welchen Opfern sind wir bereit, um selbst immer weiter machen zu können? Umweltzerstörung, gegenseitige Ausbeutung, zynisches Beiseiteschieben der Wahrheit - in dieser kurzen Szene steckt so viel kritische Metaphorik auf mehreren Ebenen, dass es einen völlig baff zurücklassen kann.
Wäre der Weg bis dahin nicht so langweilig und ereignislos, die Inszenierung nicht so plump und die Leistung der Darsteller nicht so arg lustlos, „Expedition in die Zukunft" könnte ein meisterhaftes Werk über die Schattenseiten unserer modernen Gesellschaft sein, das selbst heute noch aktuelle Gedanken ausbreitet. So bleibt er immerhin ein kleiner Geheimtipp für Genre-Fans, der aber einiges an Geduld erfordert. Filmisch wäre hier einiges mehr möglich gewesen.