Review

Fetzige Actionkost aus Korea, auch wenn der Film sich bei nahezu jedem Actionklassiker bedient.
Schon der Auftakt erinnert in seiner Art sehr an „Heat“: Der Terrorist T (Sang-min Park) und seine Bande überfallen einen Flughafen, um an einen Computerchip zu kommen, müssen während der Flucht aber mit der Sondereinheit fertig werden. Doch dank großkalibriger vollautomatischer Wummen und Sprengstoff ist das kein Problem, der hinzueilende Cop Jay (Seok-hun Kim) hingegen schon. Der hat zwar keine Befugnis, greift aber trotzdem ein (wie Seagal in „Exit Wounds“) und kann im Gegensatz zur Sondereinheit sogar einen der Gangster ausschalten.
Nach diesem Hammereinstieg (übrigens auch die beste Szene im ganzen Film) lernen wir Jay näher kennen: Er verlor einst seine Frau durch die Hand von T und seitdem kommt er ähnlich wie Riggs in „Lethal Weapon“ auf keinen grünen Zweig mehr, verlor seinen Job bei der Spezialeinheit und säuft abends (Warsteiner!!). Zudem läuft Jay ständig mit einer Kippe im Maul rum wie Bruce Willis in „Last Boy Scout“ und der „Stirb langsam“-Trilogie (er zündet sie nur nie an) und ist ähnlich ruppig wie dieser.

Doch Jay, der inzwischen bei der U-Bahn-Polizei angeheuert hat, bekommt seine große Chance, als T eine U-Bahn kapert und dort Bomben platziert. Ähnlich wie in „Money Train“ verfolgt Jay den Zug per Motorrad und hüpft auf, um den Terroristen aufzuhalten...
Was folgt ist ein Actionthriller, der sehr deutlich von „Speed“ und „Alarmstufe: Rot 2“ inspiriert wurde. Doch das soll dem Film nicht negativ ausgelegt werden, denn „Tube“ ist trotz der deutlichen Anleihen bei den großen Krachern ein wirklich spannendes Unterfangen. Ähnlich minimalistisch wie „Speed“ kommt der Film daher und stellt Jay im Zug nur zwei Widersacher entgegen, die es aber auszubooten gilt. Da stört es leider, wenn der Realismus stellenweise auf der Strecke bleibt, z.B. als Spezialeinheit eingreift und die beiden Kidnapper diese Übermacht ohne Probleme niedermähen. Doch die Geschichte ist spannend, das Ende ungewöhnlich und die Story wird mit viel Drive erzählt, wobei vor allem die sehr gelungene musikalische Untermalung für Tempo sorgt.
Da sich „Tube“ die dezente Action des Vorbildes „Speed“ auf die Fahnen geschrieben hat, sollte man keinen Actionoverkill erwarten, aber das Gebotene kann wirklich zufrieden stellen. Die CGI-Explosionen sind dafür, dass sie computeranimiert sind, recht schick geraten (immerhin war hier ja auch keine Knete á la Hollywood verfügbar). Hinzu kommen noch einige recht ordentliche Stunts sowie diverse Fights und Shoot-Outs, die mit schicker Inszenierung punkten können. Schade, dass der Auftakt bereits den Höhepunkt darstellt, aber auch der Rest kann sich sehen lassen.

Zwiespältig fällt in diesem Kontext die Lovestory zwischen Jay und der Diebin Kay auf, die oft die Handlung bremst und den Film unnötig in die Länge zieht. Vor allem im ersten Drittel hätte man hier deutlich einsparen können (z.B. das Gesülze über Bonbons). Positiv hingegen fällt das melancholische Ende der Geschichte auf, das sich von den großen Hollywoodvorbildern entscheidet und nicht zuletzt wieder wegen der Musik sehr anrührend wirkt.
Was „Tube“ leider auch ein paar Sympathiepunkte kostet sind die kleinen Logikfehler: Warum geht Kay zu T, obwohl der bereits seine Drohung wahr gemacht und den letzten Wagon gesprengt hat? Wieso schießen Jay und T mal wie Scharfschützen, mal wie Kinder an der Schießbude? Warum beharkt T Jay auf große Distanz, obwohl der keine Munition mehr hat und leichte Beute wäre?
Schauspielerisch ist der Film für asiatische Verhältnisse ziemlich gut, wobei vor allem Held und Bösewicht extrem charismatisch daherkommen – eine weitere Tugend, die auch schon große Hollyvorbilder auszeichnete. Da stört es dann auch wenig, dass die weibliche Hauptdarstellerin eher Staffage ist und der Rest der Darsteller auch nicht herausragend ist.

Fetziger Actionthriller, der mit Spannung und schicken Actionszenen punkten kann. Leider gibt es ein paar Längen sowie Logiklücken, weshalb „Tube“ zwar ein guter, aber keinesfalls herausragender Actionfilm ist.

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