Review

Tube ist ein Film, von dem ich im Vorfeld dachte, dass hier alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen und unterhaltsamen Fernsehabend gegeben wären. Recht gute Kritiken in der OFDB, die Story zwar nicht allzu intelligent aber durchaus mit Potential für gute und viele Action-Szenen, mein Faible für das koreanische Kino und zu guter letzt ein schickes Steelbook, so dass die Filmsammlung optisch ansprechend erweitert wird; all dies schien einen Kauf zu rechtfertigen.
Doch leider, leider weit gefehlt. Bereits bei der hochgelobten Eingangssequenz beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Eine Referenz (oder ein Diebstahl je nachdem) bei Heat sollte das sein – doch der Vergleich hinkt. Denn obwohl hier ordentlich geballert wird, dass die Fetzen fliegen, lässt mich das Ganze recht kalt. Zu klinisch, zu unseriös präsentiert sich hier die Inszenierung. Während in hektischen Schnitten schwerbewaffnete Elitecops reihenweise niedergemäht werden, wirkt das so aufregend wie Tontaubenschießen, da man diese in der Regel aus großer Entfernung in einer Art Dominoeffekt umfallen sieht. Der Zuschauer hat hier nie das Gefühl, wirklich in diesem Treiben dabei zu sein.
Dazu kommt noch die absolut unrealistische Inszenierung. Ich meine, man ist als Fan des 80ger Actionkinos hierbei durchaus einiges gewöhnt und nimmt auch einiges hin, wenn die Atmosphäre stimmt, aber wenn beides nicht der Fall ist, dann ist Ärger vorprogrammiert. So verhält es sich hier, wenn sich die Schießerei aus dem Flughafen rausbewegt. Was dem Zuschauer hier verkauft wird ist eine reine Frechheit, wenn etwa die Terroristen, von dutzenden Elitepolizisten umringt, das Gebäude verlassen; diese dann mit einer Explosion (zufällig genau da, wo die Scharfschützen liegen) ablenken und sie dann allesamt platt machen. Wie man so was besser macht, hat uns aktuell Mark Wahlberg in Shooter gezeigt.
Leider zieht sich diese schlechte Action-Inszenierung durch den gesamten Film, so dass man sich zwangsweise nach anderen Qualitäten umschauen muss.
Doch auch hier ist wenig vorzeigbares vorhanden. Die Charaktere sind reine Schablonen, die im Prinzip mit einem einzigen Charakterzug durch den Film gejagt werden. Die Schauspieler passen ihre Leistung diesen Vorgaben an, wobei es mich wenig interessiert, ob’s am fehlenden Können (oder Wollen) oder am Drehbuch lag. Fazit ist, dass hier keiner überzeugen oder Sympathie erwecken kann. Das trifft insbesondere auf den Hauptdarsteller, den Bahnpolizisten Jay, oder den Terroristenführer T zu. Während beide in Dialogszenen ähnliche mimische Qualitäten wie in der Augsburger Puppenkiste offenbaren, kommt bei Jay noch hinzu, dass man seine Stunts zwar Bruce Willis (der Wohl als Vorbild herhalten muss) abnimmt, aber niemals diesem stupiden Charakter.
Doch der Tiefpunkt ist erst erreicht, wenn man sich die Handlung anschaut. Eine durchdachte Story ist nicht vorhanden, Terrorist vs. Held und seiner (quasi) Geliebten muss hier reichen. Die Dialoge pendeln irgendwo zwischen klischeehaft, dümmlich und kitschig (vor allem zwischen Jay und seiner Freundin, der Diebin), so dass man mehr als einmal mit der Hand zur FF-Taste zuckt. Und was die Logik der Handlung angeht…da klaffen Löcher drin, dass Cameron mit seiner Titanic durchdampfen und wohl auch noch mal wenden könnte!
Warum legt T die Diebin, die seine Pläne ständig durchkreuzt nicht irgendwann mal um? Möglichkeiten dazu hat er reichlich.
Warum verhindert eine der Geiseln einen Rettungsversuch?
Warum ist Jays 1. Frau bei einem seiner Einsätze dabei, wo sie von T getötet werden kann (in einer Rückblende)?
Warum rennt die Diebin zu T, obwohl der schon seine Drohung wahr gemacht hat und eine Bombe hat hochgehen lassen?
Fragen über Fragen. Ich meine, wenn die Atmosphäre stimmt, bin ich bereit, einiges betreffend fehlende Logik hinzunehmen, so dass ich „Riddick“ oder „Der 13te Krieger“ trotz dicker Löcher für sehr geile Filme halten kann (und ja, ich weiß das man diese Filme jetzt nicht wirklich vergleichen kann). Aber im Fall von Tube stimmt einfach gar nichts.
Nein, dieser Film ist die reine Enttäuschung und ich kann allen, die ihn noch nicht gesehen haben nur raten: Finger weg.
3/10; Und auch nur, weil der Score ganz gut ist und ein paar nette Ansätze vorhanden sind (und weil’s durchaus auch noch schlechter geht).

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